Marktberichte

Washington überlagert Athen Dax schließt klar im Plus

Stark bewegt ins Wochenende: Der Dax reagierte auf die Job-Daten stärker als auf den Schuldenschnitt.

Stark bewegt ins Wochenende: Der Dax reagierte auf die Job-Daten stärker als auf den Schuldenschnitt.

(Foto: REUTERS)

Der deutsche Aktienmarkt beschließt die Woche mit großer Erleichterung und kleinen Gewinnen. Nach monatelangem Hin und Her verliert die Schuldenkrise ihren Schrecken. Anleger können sich wieder stärker auf Unternehmenszahlen konzentrieren - und auf die rosigen Fundamentaldaten aus den USA.

Nach der unerwartet erfolgreichen Abstimmung zur Umschuldungsaktion für Griechenland hat der deutsche Aktienmarkt den letzten Handelstag der Woche klar in der Gewinnzone beendet. Ermutigende Signale aus dem US-Arbeitsmarkt verliehen den Kursen zusätzlichen Rückenwind.

Der Dax verabschiedete sich mit einem Gewinn von 0,67 Prozent bei 6880,21 Punkten aus dem Freitagshandel. Nach seinem kräftigen Kurseinbruch vor drei Tagen endete die Handelswoche für den Leitindex damit einigermaßen versöhnlich: Auf verbuchte das Kursbarometer nur ein vergleichsweise kleines Minus von 0,59 Prozent. Der MDax stieg am Freitag um 0,79 Prozent auf 10.513,84 Punkte. Der TecDax kletterte um 1,32 Prozent auf 769,21 Punkte.

Die Beschäftigtensaufbau in den USA fiel im Februar stärker aus als erwartet. Die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt lässt nach Einschätzung von Experten auf eine stärkere konjunkturelle Entwicklung hoffen. Weil außerdem die US-Indizes vor einem neuen Ausbruch stünden, rücke Griechenland allmählich wieder aus dem Fokus, sagte Händler Stefan de Schutter von Alpha Wertpapierhandel.

"Der Arbeitsmarkbericht war besser als erwartet, die Daten zum Vormonat wurden nach oben revidiert und das Sperrfeuer aus Griechenland ist auch erst einmal weg", fasste ein Aktienmarkthändler die Stimmung in Frankfurt zusammen. Wegen der Anwendung der Zwangsklausel sei die Begeisterung am Markt über die Griechenland-Umschuldung gebremst, sagten Börsianer.

Noch ist es nicht vorbei

Angesichts der hohen Beteiligung am griechischen Schuldenschnitt sei vielen Anlegern ein Stein vom Herzen gefallen, hieß es. Von Euphorie war aber während des Handels nichts zu spüren. Viele Börsianer bezweifelten, dass Griechenland seine Schuldenlast längerfristig schultern kann. Außerdem blieb unklar, ob die (Credit Default Swaps, CDS) auf griechische Anleihen doch noch fällig werden.

Knapp 86 Prozent der privaten Gläubiger stimmten dem griechischen Anleihe-Tausch zu, womit die für die angestrebte Entlastung erforderliche Teilnahmequote von 90 Prozent knapp verfehlt wurde. Jetzt drohen Zwangsabschläge. Der Derivate-Verband ISDA könnte dies dann als "Kreditereignis" einstufen und damit die Voraussetzung zur Auszahlung der CDS schaffen. "Kurzfristig herrscht zwar Sicherheit, weil nun erst einmal Fakten geschaffen wurden", kommentierte Florian Weber, Handelsvorstand bei der Schnigge Wertpapierhandelsbank.

Nur ein Teil der Milliarden fließt

"Für die Kürze der Zeit ist das ein sehr solides Resultat", kommentierte Finanzmarkt-Experte Christian Schulz von der Berenberg Bank die Beteiligungsquote. "Das zeigt das große Interesse der Investoren, Griechenland nicht ungeordnet in die Zahlungsunfähigkeit gehen zu lassen." Seine Kollegin Ulrike Kastens vom Bankhaus Sal. Oppenheim warnte aber vor überzogenen Hoffnungen auf eine schnelle Erholung Griechenlands. "Wir dürfen uns keiner Illusion hingeben: Griechenland wird weiter erhebliche Schwierigkeiten haben, die Vereinbarungen mit EU und IWF einzuhalten. Deshalb wird es wahrscheinlich noch ein drittes Paket für Griechenland geben."

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Die abwartende Haltung der Marktteilnehmer wurde durch das : Nach der großen Beteiligung privater Gläubiger gaben die Euro-Länder einen ersten Teil des zweiten Hilfspaketes für das Land frei. Es seien 30 Mrd. Euro an Garantien für die Umtauschaktion selbst und weitere 5,5 Mrd. Euro für auflaufende Zinsen freigegeben worden, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble nach einer Telefonkonferenz der Euro-Finanzminister. Über die restlichen 94,5 Mrd. Euro des Hilfspakets in Höhe von 130 Mrd. Euro solle kommende Woche entschieden werden.

Bankentitel notierten nach der Griechenland-Einigung zunächst fester, gaben im Handelsverlauf aber nach und drehten teils in Minus. Die Aktien der gingen nach einem kurzen Ausflug ins Plus 2,5 Prozent tiefer als schächster Dax-Wert aus dem Handel. Deutsche Bank gaben 0,7 Prozent ab.

Größter Gewinner im Dax waren -Papiere mit einem Kursplus von 5,6 Prozent. Die Aktie notiert damit auf einem Rekordhoch. Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn habe Linde im vergangenen Jahr die Erwartungen übertroffen, sagte DZ-Bank-Analyst Peter Spengler. Auch die Dividende von 2,50 Euro sei höher ausgefallen als die Schätzung von 2,40 Euro. Der optimistische Ausblick auf das laufende Jahr liege im Rahmen der Erwartungen.

Merck KGaA
Merck KGaA 106,60

Merck KGaA verteuerten sich um 3,7 Prozent. Die Analysten der Deutschen Bank haben die Aktien des Pharma- und Spezialchemieunternehmens zum Kauf empfohlen. Der Markt mache sich ein zu pessimistisches Bild von Gewinnwachstum und Produkt-Pipeline der Darmstädter, hieß es. Der Pharma- und Chemiekonzern hatte nach Fehlschlägen bei wichtigen Medikamenten den Abbau von Arbeitsplätzen und einen Konzernumbau angekündigt. Jetzt steht Merck angeblich vor einer neuen Ära. Diese Chance sollten sich Anleger nicht entgehen lassen, hieß es.

Metro-Anleger honorierten die Zusammenführung der Cash & Carry-Großmärkte des Konzerns. Die Aktien stiegen in einem wenig veränderten Gesamtmarkt um 3,1 Prozent. Metro-Chef Olaf Koch hatte am Vorabend mitgeteilt, dass die Großmarktsparte wieder eine weltweit verantwortliche Geschäftsführung bekommt. Die Großmärkte in Deutschland bekommen zudem einen neuen Chef. Analysten erhoffen sich von der Reorganisation weniger komplexe Management-Strukturen und Kosteneinsparungen.       

Lufthansa
Lufthansa 7,75

-Anteilsscheine gaben 0,7 Prozent nach und schlossen damit deutlich über ihrem Tagestief. Der Konzern hatte zuvor mitgeteilt, dass er einen konzernweiten Einstellungs- und Nachbesetzungsstopp verhängt. "Wir müssen uns im gesamten Konzern darauf vorbereiten, in deutlich höherem Maß Kosten zu senken", sagte Finanzvorstand Stephan Gemkow.

Im MDax verteuerten sich die Aktien von Deutsche Euroshop nach einem erfolgreichen Jahr 2011 um 1,81 Prozent. Die Zahlen des Einkaufszentren-Investors seien etwas besser als von ihm erwartet und spiegelten das stabile Geschäftsmodell wider, schrieb Analyst Kai Klose von der Berenberg Bank.

Im TecDax sprangen die Papiere von Centrotherm mit einem Plus von mehr als 8 Prozent an die Spitze.

Der Eurostoxx50 legte 0,2 Prozent auf 2519,56 Zähler zu. An der Wall Street lag der US-Standardwerteindex Dow Jones bei Börsenschluss in Deutschland 0,3 Prozent im Plus. Der Leitindex der Athener Aktienbörse gab dagegen 2,1 Prozent nach.

Der Kurs des Euro bröckelte ab. Die Gemeinschaftswährung verbilligte sich auf 1,3107 Dollar und lag damit fast zwei US-Cent unter dem New Yorker Vortagesschluss. "Der Ausblick für den Euro ist alles andere als rosig", sagte Devisenstrategin Jane Foley von der Rabobank. "Es besteht die Gefahr, dass die Schuldenkrise den Euro erneut aus der Bahn wirft." Nach Einschätzung von Folker Hellmeyer, dem Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, ist dieses Risiko allerdings gering.

Die Ansteckungseffekte für andere europäische Schuldenstaaten wie Italien oder Spanien seien "markant minimiert". Die Renditen der jeweiligen zehnjährigen Anleihen gaben nach. Die zehnjährigen rentierten am Abend bei 13,98 Prozent, nachdem die Rendite zuvor zeitweise auf mehr als 15 Prozent gestiegen war.

Am Rentenmarkt verharrte die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere den zweiten Tag in Folge bei 1,48 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,07 Prozent auf 131,23 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,07 Prozent auf 138,43 Punkte.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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