Marktberichte

Wall Street im Minus Griechisches Bangen zieht Dax nach unten

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die Zitterpartie um die Zukunft Griechenlands belastet weiterhin den deutschen Aktienmarkt. Wieder mal lässt der Dax Punkte liegen. Ebenfalls keine gute Nachricht für die vielen Export-Titel im deutschen Leitindex ist der wiedererstarkte Euro.

Mächtig auf die Stimmung der Anleger drückte heute der unklare Ausgang des griechischen Schuldendramas. Der deutsche Aktienmarkt verlor zeitweise kräftig an Schwung, der Dax rutschte zwischenzeitlich wieder unter die 11.300er Marke. Weiterer Grund für das schlechte Abschneiden des Dax mit seinen vielen exportorientierten Titeln war der wiedererstarkte Euro, der sogar die Marke von 1,11 Dollar überwand.

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DAX 23.632,95

Europas Spitzenpolitiker suchten fieberhaft nach einer Lösung für das pleitebedrohte Griechenland, sagte Analystin Antje Laschewski von der LBBW. An der Börse löse dieses alles beherrschende Thema weiterhin starke Kursschwankungen aus. Die Arbeitslosenzahlen aus Deutschland bewegten den Markt dagegen nicht.

Griechenland steht im Schuldenstreit mit seinen Gläubigern unter Zeitdruck: Am Freitag wird eine Kreditrate von rund 300 Millionen Euro an den IWF fällig. Insgesamt muss Athen im Juni rund 1,6 Milliarden Euro an den Fonds überweisen, im Juli und August stehen 6,7 Milliarden Euro für die EZB an. Unter Experten gilt es als gewiss, dass die Regierung ohne neue Hilfen spätestens dann pleite ist.

Die höhere Inflation in der Eurozone brachte die Renten- und damit auch die Aktienmärkte in ganz Europa unter Druck. "Hier ist genau eingetreten, was wir heute Morgen befürchtet hatten", sagte ein Händler. Vor allem die Kerninflation stieg mit 0,9 Prozent im Jahresvergleich stärker als mit 0,7 Prozent erwartet. Besonders stark unter Druck stehen die Rentenmärkte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen stieg auf 0,67 Prozent nach 0,53 Prozent am Montag. Gewinner der weichenden Deflationsfurcht war jedoch: der Euro.

Deutschland: Banktitel an der Spitze

Deutsche Bank
Deutsche Bank 30,80

Der Dax schloss am Ende mit einem Minus von 0,9 Prozent und fiel auf 11.329 Punkte - sein Tagestief hatte er zuvor bei 11.271 Punkten markiert. Beim Nebenwerte-Index MDax zeigte sich ein Verlust von 0,7 Prozent auf 20.482 Zähler, der TecDax verlor 0,4 Prozent auf 1691 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 fiel um 0,4 Prozent auf 3575 Punkte.

Die Bayer-Aktie zählte mit minus 1,2 Prozent zu den größeren Verlierern. Analystin Odile Rundquist von der Baader Bank sah nur noch begrenztes Potenzial für die Papiere des Pharma- und Pflanzenschutzkonzerns und stufte sie deshalb ab. Bayer ist im Dax der am schwersten gewichtete Titel und belastete daher den Leitindex. Am Nachmittag werden die US-Absatzzahlen der Automobilhersteller über die Nachrichtenticker laufen. Im Vorfeld gaben BMW, Daimler und VW zwischen 0,5 und 2,4 Prozent nach.

Lanxess-Aktien erholten sich etwas von ihrem Kursrückschlag der vergangenen Handelstage. Eine Studie der französischen Großbank Societe Generale lenkte die Aufmerksamkeit auf das Papier. Am Ende verbuchten die Lanxess-Aktien ein Plus von 0,6 Prozent. Dax-Spitzenreiter waren die Bank-Aktien: Deutsche Bank standen mit einem Plus von 1,5 Prozent ganz oben. Commerzbank stiegen um 0,8 Prozent.

Die Übernahme der KLEO Halbleitertechnik GmbH hatte die Manz-Anleger zu Käufen animiert. Die Aktien des Maschinenbauers stiegen in der Spitze auf 79,85 Euro und gehörten damit zu den stärksten Werten im TecDax. Sie schlossen mit 4,1 Prozent im Plus. Im MDax stiegen Wincor um 4,8 Prozent. "Der Kurs ist nach dem Rückgang von gut 50 auf knapp 33 Euro ausgebombt", sagte ein Händler. Im SDax stiegen Patrizia Immobilien mit einer Kaufempfehlung um 7,3 Prozent.

USA: Kurse von Griechen-Drama belastet

Die anhaltende Unsicherheit rund um Griechenland drängte die US-Anleger wieder in die Defensive. Eine schnelle Einigung der Geldgeber mit Athen noch in dieser Woche ist nach Ansicht des Vorsitzenden der Euro-Gruppe, Jeroen Dijsselbloem, nicht zu erwarten. Die wichtigsten Indizes konnten ihre zwischenzeitlich moderaten Gewinne nicht verteidigen und schlossen leicht im Minus. Als Belastung hinzu kamen ernüchternde Konjunkturdaten aus den USA: Die Industrieaufträge waren im April überraschend deutlich gefallen. Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel um 0,2 Prozent auf 18.012 Punkte und büßte damit fast seinen gesamten Vortagesgewinn wieder ein. Für den marktbreiten S&P-500-Index ging es um 0,1 Prozent auf 2110 Punkte nach unten, der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 gab 0,3 Prozent auf 4509 Punkte nach.

Devisen: Inflation in Europa stützt Euro

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Überraschend hohe Verbraucherpreise in der Eurozone stützen den Euro. Dieser wertet zum US-Dollar und zum Yen auf. Die Kernrate ist im Mai mit 0,9 Prozent stärker gestiegen als die Konsensprognose von Volkswirten von 0,7 Prozent. Zum US-Dollar knackt der Euro die Marke von 1,11 Dollar, nachdem er im frühen Handel noch mit 1,0920 Dollar bezahlt wurde. Zum Yen hat der Euro auf den höchsten Stand seit Ende Januar aufgewertet.

"Die Phase der Disinflation ist beendet", stellt Ralf Umlauf von der Helaba fest. Das gelte mittel- und langfristig, denn die konjunkturellen Perspektiven hätten sich aufgehellt und das monetäre Umfeld habe sich verbessert. Allerdings sei die Teuerung noch immer auf "unbefriedigend niedrigem Niveau". Die Europäische Zentralbank dürfte daher auf ihrer Sitzung am Mittwoch die sehr expansive Geldpolitik beibehalten und darauf verweisen, dass die Inflation nachhaltig auf einen höheren Pfad gebracht werden soll.

Rohstoffe: Ölpreise mit unterschiedlicher Tendenz

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 67,58

Ein Barrel (159 Liter) Öl der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostet am Nachmittag 64,90 US-Dollar. Das sind zwei Cent mehr als am Montag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) steigt hingegen um 51 Cent auf 60,71 Dollar. Zuletzt haben die Ölpreise wieder zugelegt, nachdem sie im Januar und März auf Mehrjahres-Tiefs gefallen waren.

Asien: Nikkei beendet Gewinnserie

Überwiegend rote Vorzeichen haben das Bild an den asiatischen Märkten geprägt, nur in Shanghai ging es kräftig nach oben. In Tokio kam die Gewinnserie zu einem Ende, nachdem der Nikkei-Index im Verlauf ins Minus gedreht hat. Zwölf Tage am Stück hatten die Anleger die Kurse nach oben getrieben. Zuletzt hatte es eine derart lange Aufwärtsbewegung 1988 gegeben; damals brach sie nach 13 Tagen ab.

Der Nikkei-Index gab 0,13 Prozent auf 20.543 Punkte nach. Die Aktien von Japan Tobacco verloren knapp 1,8 Prozent, nachdem ein Gericht in Kanada den Tabakkonzern dazu verurteilte, Rauchern Schadenersatz in Milliardenhöhe zu zahlen.

In Shanghai wurden nach einem volatilen Auf und Ab kräftige Gewinne von 1,7 Prozent eingefahren. Zwar waren die Ausschläge nicht mehr so gewaltig wie noch am Donnerstag und Montag, als es zu Bewegungen im Leitindex um 6 und 5 Prozent gekommen war. Dennoch bleibt der Markt schwankungsanfällig, zumal er auf dem höchsten Niveau seit Januar 2008 notiert. Unterstützung kam am Dienstag von Gerüchten über eine mögliche Lockerung der Kreditkonditionen durch Peking. Zwischenzeitlich belastete die große Zahl bevorstehender Börsengänge, die Kapital aufsaugen.

Mit 0,4 Prozent ging es in Hongkong dagegen nach unten. Teilnehmer sagten, hier spiele noch die Enttäuschung über die Daten zum produzierenden Gewerbe Chinas vom Vortag eine Rolle. Die Experten der BNP Paribas haben unterdessen Hongkong als den Kandidaten für eine voraussichtlich unterdurchschnittliche Entwicklung in Asien ausgemacht, basierend auf Berechnungen über die wahrscheinliche Rendite von Aktien.

Quelle: ntv.de, kst/mbo/rts/DJ

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