Marktberichte

Gewinne trotz Wahlkrimi Techwerte ziehen US-Börse ins Plus

Die US-Wahl steht auch an der Wall Street im Fokus.

Die US-Wahl steht auch an der Wall Street im Fokus.

(Foto: AP)

Während der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl noch ungewiss ist, setzen die US-Aktienmärkte ihren Erholungskurs fort. Besonders gefragt sind "sichere Häfen". Zu den Gewinnern gehören unter anderem Aktien aus der Pharmabranche.

Von der Hängepartie bei der Stimmenauszählung in den USA lassen sich Anleger ihre Kauflaune nicht verderben. Gestützt auf Kursgewinne großer Technologiekonzerne wie Apple, Amazon oder Microsoft legte der US-Index Nasdaq an diesem Mittwoch fast vier Prozent auf 11.590,78 Punkte zu. Das ist der größte Tagesgewinn seit mehr als einem halben Jahr. Der Dow Jones, das Barometer für die US-Standardwerte, gewann 1,3 Prozent auf 27.847,66 Zähler und der breit gefasste S&P 500 rückte gut zwei Prozent vor.

"Selbst wenn Joe Biden gewinnen sollte, wird sich nicht viel ändern", prognostizierte Peter Kraus, Gründer der Vermögensverwaltung Aperture. Schließlich blieben die Mehrheitsverhältnisse in den beiden Kammern des US-Kongresses wohl unverändert. Damit seien eine massive Ausweitung der Staatsausgaben oder Steuererhöhungen vom Tisch.

Nasdaq Composite
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Ganz ungetrübt war die Freude angesichts des Kopf-an-Kopf-Rennens zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden allerdings nicht. "Das ist das schlechteste Szenario", kommentierte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades. Der knappe Ausgang werde voraussichtlich zur Anfechtung des Wahlergebnisses führen. "Das erinnert die Amerikaner nur allzu gut an die Lähmung nach der knappen Wahl zwischen Al Gore und George W. Bush vor zwei Jahrzehnten", sagte Richard Berry, Gründer des Vergleichsportals Goodmoneyguide.com.

Amazon
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Trump hatte sich bereits weit vor der Auszählung aller Stimmen zum Sieger erklärt und gedroht, notfalls den Obersten Gerichtshof einzuschalten. Vor diesem Hintergrund nahmen einige Anleger Kurs auf den "sicheren Hafen" US-Anleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen T-Bonds auf bis zu 0,756 Prozent von 0,881 Prozent am Dienstag. Damit steuerten sie auf den größten Rendite-Rückgang seit dem Börsen-Crash vom März zu. Auf der Suche nach Alternativen griffen einige Investoren auch zu Bitcoin. Der Kurs der ältesten und wichtigsten Cyber-Devise stieg um bis zu vier Prozent und lag mit 14.274,53 Dollar so hoch wie zuletzt vor knapp drei Jahren.

Auch für den Ölpreis ging es steil bergauf. Die US-Sorte WTI verteuerte sich um 3,5 Prozent auf 38,98 Dollar je Barrel (159 Liter). Sollte Trump im Amt bestätigt werden, werde er die Sanktionen gegen Iran sicher aufrecht erhalten, prognostizierte Bjarne Schieldorp, Chef-Anlagestratege für Rohstoffe der Bank SEB. "Die Opec+ kann die Fördermengen weiter kürzen, ohne befürchten zu müssen, dass iranisches Öl auf den Weltmarkt drängt."

Technologiewerte und Pharmawerte legen zu

Apple
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Am Aktienmarkt griffen Investoren bei Technologiewerten zu - allen voran bei Großkonzernen wie Apple, Amazon oder Facebook. Deren Aktien gewannen bis zu 8,3 Prozent. Anleger hofften entweder auf eine Wiederwahl Trumps, bei der den Firmen eine strengere Regulierung erspart bliebe, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Oder es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass sie unter beiden Präsidenten angesichts der zunehmenden Digitalisierung auch in Zukunft am besten abschneiden werden - oder es ist eine Mischung aus beidem."

Auch Pharma-Anleger hofften auf einen Trump-Sieg, sagte Aktienstratege Claude Zehnder von der Zürcher Kantonalbank. "Es herrscht die Ansicht vor, dass die Regulierung weniger stark ausfallen würde als bei den Demokraten." Dies verhalf Merck & Co. und Pfizer zu Kursgewinnen von jeweils etwa vier Prozent. Über der Solarbranche zogen dagegen dunkle Wolken auf. Ohne einen klaren Sieg der Demokraten schwänden die Chancen auf umfangreiche Investitionen in diesem Bereich, sagten Börsianer. Der börsennotierte Solarwerte-Fonds (ETF) von Invesco, der in den vergangenen drei Monaten fast 40 Prozent zugelegt hatte, gab gut zwei Prozent ab.

Quelle: ntv.de, hul/rts

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