Wahlergebnisse aus Europa Tokio schließt verunsichert
07.05.2012, 08:30 Uhr
Halten sich die Wahlsieger an die Maßnahmen zur Eindämmung der Schuldenkrise - oder scheren sie aus?
(Foto: AP)
Die Wahlergebnisse aus Frankreich und Griechenland lösen an den asiatischen Aktienmärkten große Unsicherheit aus: Anleger in Japan fürchten eine Eskalation der europäischen Schuldenkrise. "Der Markt ist nicht glücklich über die Wahlergebnisse."
Sorgen um die Stabilität der Eurozone nach den Wahlen in Griechenland und Frankreich haben die Börsen in Asien zu Wochenbeginn belastet. Vor allem die Ungewissheit über die Regierungsbildung in Griechenland beunruhigte die Anleger. An der Börse in Tokio sackten die Kurse auf breiter Front ab. Am Markt wurden laut Händlern Sorgen über einen drohenden Rückschlag bei der Bewältigung der europäischen Schuldenkrise laut. Nach einem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende erreichte der Nikkei-Index für 225 führende Werte auf den tiefsten Stand seit drei Monaten.
Der Sieg des Sozialisten bei der Präsidentenwahl in war zwar weitgehend erwartet worden. Aber Hollandes Ankündigung, die vor allem von Deutschland verfolge Sparpolitik nicht unverändert weiterzuführen, sowie das schlechte Abschneiden der Regierungsparteien in schürten Bedenken, dass die Bemühungen um Haushaltssanierung und Reformen in Europa ins Stocken geraten. Diese Anstrengungen gelten an den Märkten als ausschlaggebend, um die Schuldenkrise in den Griff zu bekommen. Auch die Aktienmärkte in Europa - allen voran in Frankfurt und Paris - und in den USA dürften nach den Wahlergebnissen unter Druck geraten.
In Tokio fiel der 225 Werte umfassende Nikkei-Index um 261 Zähler oder 2,78 Prozent auf 9119 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 2,62 Prozent auf 772 Zähler. Bis auf den Luftfahrtsektor kam es in allen 33 Sektoren der Börse zu Verlusten, angeführt unter anderem von Finanz- und Versicherungstiteln.
Die Börsen in Hongkong, Shanghai, Seoul, Taiwan und Australien verloren bis zu zwei Prozent. Der Index für Aktien aus dem Asien-Pazifik-Raum ohne Japan gab 2,3 Prozent auf den niedrigsten Stand seit drei Monaten nach.
Es gebe große Bedenken, dass die europäischen Schuldenkrise wieder eskaliert, sagte ein Analyst in Tokio. Der verlor im asiatischen Handel deutlich an Wert. Dies ist vor allem ein Problem für die nach Europa exportierenden Unternehmen wie Samsung oder Canon. Diese Werte gehörten am Montag auch zu den größten Verlierern.
"Der Markt ist nicht glücklich über die Wahlergebnisse", sagte Chef-Investmentstratege Jack Ablin von Harris Private Bank. Investoren betrachteten den Ausgang in Griechenland als ersten Schritt in Richtung eines Austritts aus der Eurozone. Über Griechenland gebe es viele Fragezeichen, sagte Richard Yetsenga von ANZ Research.
Da unklar sei, wer die Regierung bilden kann, stelle sich auch die Frage, wie lange sich die neue Führung halten könne und ob sie den von den Geldgebern verlangten strikten Konsolidierungskurs fortsetzen werde. Mit großer Wahrscheinlichkeit haben die beiden Regierungsparteien in Griechenland die Mehrheit verfehlt. Die Wähler liefen in Scharen zu den Kritikern der harten Sparprogramme.
Passen Merkel und Hollande zusammen?
Im Falle Frankreichs treibt die Anleger um, ob sich der künftige Präsident Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einen gemeinsamen Kurs einigen können. Merkel lud Hollande kurz nach dessen Wahlsieg zu einem baldigen Besuch nach Berlin ein. "Da wird nichts bei herumkommen", sagte Jeff Sica, Chef der Anlageberatungsfirma Sica Wealth Management. "Das sind zwei polare Gegensätze. Die Chancen, dass sich die beiden auf irgendetwas einigen können, sind gering."
Zu den Unsicherheiten in Europa gesellten sich Sorgen um den Zustand der US-Wirtschaft, nachdem die jüngsten Arbeitsmarktdaten mau ausgefallen waren. Im April wurden so wenig Stellen geschaffen wie seit einem halben Jahr nicht mehr.
Bei den Einzelwerten standen in Asien Autokonzerne und Handelshäuser im Fokus. Renault und der japanische Partner Nissan hatten kürzlich mitgeteilt, den Produzenten der russischen Traditionsmarke Lada zu übernehmen. An der Börse sorgte diese Nachricht für keine Jubelsprünge. Die Nissan-Aktie fiel am Montag um 4,4 Prozent. Am Donnerstag und Freitag war die Börse in Tokio geschlossen geblieben.
Beim Rennen um den US-Getreidehändler Gavilon gelten japanische Handelshäuser Kreisen zufolge als aussichtsreiche Bieter. Doch dies half den Kursen nicht auf die Sprünge. Für Marubeni ging es drei Prozent nach unten, Mitsubishi Crop büßte vier Prozent und Mitsui fünf Prozent ein.
Um 15.00 Uhr Ortszeit wurde der Euro deutlich schwächer mit 103,69-72 Yen gehandelt nach 104,42-52 Yen am späten Freitag in New York. Die Devisen- und Aktienmärkte in Japan hatten am Donnerstag und Freitag vergangener Woche geschlossen.
Zur US-Währung lag der Euro schwächer bei 1,2991-94 Dollar nach 1,3078-88 Dollar am späten Freitag in New York. Der Dollar notierte zum Yen schwächer mit 79,82-83 Yen nach 79,84-94 Yen am Freitag vergangener Woche in New York.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts