Speiseplan für die Raumstation "Astro-Alex" bringt Spätzle mit zur ISS
19.03.2018, 16:49 Uhr
In elf Wochen startet Alexander Gerst zum zweiten Mal zur ISS - zeitweise auch als erster deutscher Kommandant der Raumstation. Was er und seine Crew im All essen werden, steht schon fest. Für besondere Anlässe erhält jeder Astronaut "Lieblingsspeisen".
Käsespätzle mit Speck, Maultaschen mit Spinat, ein Linsen-Würstchen-Gericht oder Hühnerrahm-Geschnetzeltes: Der deutsche Astronaut Alexander Gerst hat seine Bestellung für die sechs Monate auf der Internationalen Raumstation bereits aufgegeben. Der Speiseplan für den ersten deutschen Kommandanten der ISS und der insgesamt sechsköpfigen Crew steht. Glaubt man der Europäischen Raumfahrtagentur Esa und der Lufthansa-Catering-Tochter LSG Group, dürfte es "Astro-Alex" in 400 Kilometern über der Erde mit 16 Standardmenüs und sechs eigens für ihn kreierten "Bonus"-Varianten kulinarisch an nichts mangeln. Wenn in elf Wochen die "Horizons"-Mission startet, sind die Dosen mit indischem Hähnchen oder einem Zwetschgen-Dessert schon längst oben, sagt LSG-Koch Jörg Hofmann. Gerst habe alle Menüs vorher getestet, er sei "sehr anspruchsvoll" und möge es proteinreich.
Das mit dem vorherigen Testen ist allerdings so eine Sache: In der Schwerelosigkeit schmeckt es anders als auf der Erde, erklärt Raumfahrtmediziner Guillaume Weerts bei der Präsentation des "Space Food". "Die Geschmacksempfindungen ändern sich. Warum, ist noch nicht genau geklärt." Jedenfalls muss am Boden kräftiger gewürzt werden, damit es im All schmeckt. Zu viel Salz wiederum ist aber medizinisch problematisch.
"Bonus Food" für besondere Anlässe
Die Speisen - sie kommen auch aus Plastikbeuteln, die mit Wasser aufgefüllt werden - müssten zudem unbedingt alle wichtigen Nährstoffe enthalten. Und die Mahlzeiten haben einen psychologischen und sozialen Aspekt, weiß Reinhold Ewald, der 1997 selbst ins All geflogen war. Bei "Horizons" soll das Team in einem straffen Plan wissenschaftliche Experimente durchführen. "Mag sein, dass man sich da gar nicht über den Weg schwebt." Gemeinsames Speisen von Zeit zu Zeit sei umso wichtiger. Dafür rückt der Kommandant dann sein "Bonus Food" raus und lädt die Crew ein. Auch die anderen Crewmitglieder haben ihre eigenen Container mit Lieblingsessen. Eine Gegeneinladung dürfte also folgen. Die meisten Vorräte sind ohnehin für alle gemeinsam.
Der 41-jährige Gerst soll am 6. Juni zusammen mit dem Russen Sergej Prokopjew und der US-Astronautin Serena Auñón-Chancellor vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan abheben. Der Geophysiker war bereits von Mai bis November 2014 auf der ISS und bereitet sich gerade in Houston, Köln und Moskau auf seine zweite Mission vor.
Kalt löffeln oder "kochen"
Seine Dosenspeisen kann er kalt löffeln oder sich "kochen". Das bedeutet in der ISS-Küche: Die Dose zwischen zwei Wärmeplatten spannen, 30 Minuten warten, auslöffeln. Für die Crew gibt es auch Snacks, Nüsse, Getränke. Säfte, Tee und Kaffee sind in pulverisierter Form am Bord, die Astronauten geben Wasser hinzu und trinken mit Strohhalmen.
Machen sich mal Krümel oder Reiskörner selbstständig, werden die spätestens am Putztag wieder aufgesammelt, erläutert die Esa. Ja, auch auf der ISS werde aufgeräumt, wie in einer gut funktionierenden WG.
Und wer bringt den Müll runter? Die Dosen und Päckchen werden komprimiert in Säcken verstaut. Diese werden dann mittels ATV-Vehikel - also quasi einem fliegenden Müllcontainer - ins All geschickt. In der Erdatmosphäre verglüht alles.
Die Ernährung der Astronauten sei immer besser und reicher an Variationen geworden, versichert Ewald. Die Zeiten mit einem unansehnlichen Etwas aus der Tube seien definitiv vorbei. Der Eas-Experte betont: "Essen hält Leib und Seele zusammen, das gilt auch ganz da oben."
Quelle: ntv.de, Yuriko Wahl-Immel, dpa