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Studie über Folgen der Pandemie Corona kostet über 20 Millionen Lebensjahre

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Friedhof im schwer von der Pandemie getroffenen Manaus in Brasilien - in Ländern mit mittlerem Lohnniveau ist der Anteil der verlorenen Lebensjahre in der jüngeren Bevölkerungsgruppen am größten.

(Foto: imago images/Fotoarena)

Fast 2,5 Millionen Corona-Todesfälle sind weltweit bereits gemeldet worden. Doch um die wahren Folgen der Pandemie abschätzen zu können, hat ein internationales Forscherteam die weltweit verlorenen Lebensjahre berechnet - und kommt auf eine gigantische Zahl.

Nach Schätzung einer internationalen Forschergruppe hat die Corona-Pandemie weltweit bislang 20,6 Millionen Lebensjahre gekostet. Geleitet wurde die jetzt in einer Studie zusammengefasste Untersuchung von Mikko Myrskylä, Direktor des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock, zusammen mit Héctor Pifarré i Arolas von der Universitat Pompeu Fabra in Spanien.

Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie vor etwas mehr als einem Jahr sind bereits fast 2,5 Millionen Todesfälle weltweit gemeldet worden. Es reiche jedoch nicht aus, einfach die Toten zu zählen, um die Folgen auf die Sterblichkeit richtig einzuschätzen, heißt es in einer Pressemitteilung des MPIDR. Deshalb wertete das Team 1,2 Millionen Todesfälle aus 81 Ländern aus, um herauszufinden, wie alt die Menschen waren, die an Covid-19 gestorben sind - und damit, wie stark ihre Leben im Vergleich zur durchschnittlichen Lebenserwartung verkürzt wurden.

Zwar starb der größte Teil der Menschen in hohem Alter, so die Forscher - allerdings gehe man davon aus, dass in diesen Fällen weniger Lebensjahre verloren werden als im Falle vieler junger Toter. "Menschen in der Mitte ihres Lebens und im frühen Rentenalter tragen im weltweiten Vergleich den größten Anteil an den insgesamt verlorenen Lebensjahren", sagte Myrskylä laut der Mitteilung. Im globalen Durchschnitt entfallen daher nur knapp 25 Prozent der verlorenen Lebensjahre auf Verstorbene, die älter als 75 Jahre waren. Den Großteil, rund 45 Prozent der Lebensjahre, haben Menschen im Alter zwischen 55 und 75 Jahren verloren, 30 Prozent fallen auf Menschen unter 55 Jahren.

Doch ein Vergleich einzelner Länder untereinander offenbart Unterschiede: In Staaten mit hohen Einkommen trägt die älteste Bevölkerungsgruppe über 75 Jahren laut der Studie meist über die Hälfte der verlorenen Lebensjahre. Genau umgekehrt sei es in Ländern mit mittlerem und niedrigen Lohnniveau, wo der Anteil der verlorenen Lebensjahre in der jüngsten Bevölkerungsgruppe unter 55 Jahren größer sei. In besonders betroffenen Ländern, wie Italien und den USA, verlor die Bevölkerung zudem bis zu neunmal mehr Lebensjahre als während einer durchschnittlichen Grippe-Saison.

305.641 verlorene Lebensjahre in Deutschland

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Eine ähnliche Studie von Wissenschaftlern des Robert-Koch-Instituts (RKI) hatte die verlorenen Lebensjahre speziell für Deutschland errechnet: Laut der vor etwas mehr als einer Woche im "Ärzteblatt" erschienenen Untersuchung sind hierzulande bereits mindestens 305.641 Lebensjahre verloren gegangen.

Neben den durch den Tod verlorenen Jahren, die den Großteil ausmachen, wurden auch gesundheitliche Einschränkungen bei Covid-19-Überlebenden berücksichtigt. "Durchschnittlich verlor jede verstorbene Person 9,6 Lebensjahre", schreiben die Autoren. Männer hätten rund elf Jahre verloren, Frauen etwa acht. Die Wissenschaftler analysierten rund 1,7 Millionen ans RKI gemeldete Corona-Fälle aus dem vergangenen Jahr und Daten zu Schweregraden und Erkrankungsdauer.

Quelle: ntv.de, kst/dpa

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