Schwedische Forscher begeistert Einfacher Alzheimer-Bluttest soll extrem zuverlässig sein
29.07.2024, 19:01 Uhr Artikel anhören
Besonders im sehr hohen Alter ist das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, hoch.
(Foto: IMAGO/Zoonar II)
Schwedische Forscher weisen nach, dass ein bereits erhältlicher Bluttest mit extrem hoher Zuverlässigkeit Alzheimer diagnostizieren kann. Dies sei für die Grundversorgung von Patienten bahnbrechend, die wegen Gedächtnisverlust den Verdacht hätten, an dieser schweren Form der Demenz erkrankt zu sein.
Laut RKI-Bericht erkranken etwa zehn Prozent der Deutschen ab 65 Jahren an Demenz, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter extrem zunimmt. Die häufigste Demenzursache ist Alzheimer, doch eine Diagnose ist aufwendig und speziell in der Grundversorgung selten verfügbar. Ärztinnen und Ärzte müssen sich daher oft allein auf ihre Erfahrung und ihr Urteilsvermögen verlassen. Ein einfacher Bluttest, der bereits im Handel ist, könnte das aber ändern, zeigt eine neue Studie der schwedischen Universität Lund, die bei JAMA veröffentlicht wurde.
Die Forschung an dem Bluttest läuft bereits seit 2019. Bei der angewandten Methode wird die Konzentration des Biomarkers Plasma-Phospho-tau217 gemessen. Er ist Bestandteil der Protein-Ablagerungen im Hirngewebe von Erkrankten. Bisher zeichnete sich bereits ab, dass der Bluttest ebenso gut oder sogar besser ist als eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquordiagnostik).
Einfach genug für Hausärzte
Die jüngste schwedische Studie zeigt jetzt erstmals, dass der Bluttest nicht nur im Labor, sondern auch in der Routineversorgung zuverlässig funktioniert, also unter anderem auch in der hausärztlichen Praxis. "Der Bluttest zeigte eine Zuverlässigkeit von etwa 90 Prozent, selbst in der Primärversorgung", schreiben die Forschenden. "Dies könnte große Auswirkungen auf all jene Personen haben, die wegen Gedächtnisverlust und Verdacht auf Alzheimer Hilfe suchen."
Die Studie umfasste 1213 Personen mit leichten Gedächtnisproblemen, einem möglichen Alzheimer-Frühsymptom. Davon wurden 515 in der Primärversorgung und 698 in einer spezialisierten Gedächtnisklinik untersucht. Zunächst wurde ein Bluttest durchgeführt, dann wurden die Testergebnisse durch Liquordiagnostik überprüft. Außerdem schätzten Fachärzte die Symptome ein, ohne die Testergebnisse zu kennen.
"Ein bedeutender Fortschritt"
"Die Genauigkeit der Ärzte in der Primärversorgung bei der Erkennung der Alzheimer-Krankheit lag bei 61 Prozent, während die Fachärzte in 73 Prozent der Fälle richtig lagen", sagt Sebastian Palmqvist, der die Studie zusammen mit Oskar Hansson leitete. "Dies unterstreicht den Mangel an guten, kosteneffizienten Diagnoseinstrumenten, insbesondere in der Primärversorgung, und zeigt die potenzielle Verbesserung der Diagnose durch die Einführung dieses Bluttests im Gesundheitswesen."
Der Test sei ein bedeutender Fortschritt bei der Diagnose der Alzheimer-Krankheit, da er eine unkomplizierte Methode zum Ausschluss der Krankheit in der medizinischen Grundversorgung biete, schreiben die Forschenden. Dies sei von entscheidender Bedeutung, da man Gedächtnisverlust auch auf andere behandelbare Erkrankungen wie Depressionen oder chronische Müdigkeit zurückführen könne.
Kurz vor dem Einsatz in Europa
Und er macht Hoffnung. "Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, da neue Behandlungen entwickelt werden, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen", erklärt Oskar Hansson. "So wurden beispielsweise vor kurzem zwei Immuntherapien in den USA zugelassen und dürften bald auch in Europa verfügbar sein." Eine frühzeitige und genaue Diagnose sei auch wichtig, um die Erforschung neuer Behandlungsmöglichkeiten zu erleichtern.
Zu den nächsten Schritten gehöre die Festlegung klarer klinischer Leitlinien für den Einsatz des Bluttests im Gesundheitswesen, sagt Hansson. "Der Test ist in den USA bereits verfügbar und wird wahrscheinlich bald auch in vielen anderen Ländern angeboten. Anfänglich wird er hauptsächlich in spezialisierten Gedächtniskliniken eingesetzt werden, und es kann etwa ein bis zwei Jahre dauern, bis Leitlinien und Schulungen in der Primärversorgung eingeführt werden."
Quelle: ntv.de, kwe