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Nach Corona-Infektion Erneut Antikörper-Schwund festgestellt

Seltene Fälle einer zweiten Corona-Infektion hatten bereits Fragen über die Immunität gegen das Virus ausgelöst.

Seltene Fälle einer zweiten Corona-Infektion hatten bereits Fragen über die Immunität gegen das Virus ausgelöst.

(Foto: picture alliance/dpa)

Eine Studie aus Großbritannien nährt erneut Zweifel an einer dauerhaften Immunität nach einer Covid-19-Infektion. Demnach haben die Antikörper im Blut in der britischen Bevölkerung seit dem Sommer schnell abgenommen. Das kann nicht nur Auswirkungen auf die Immunität, sondern auch auf einen Impfstoff haben.

Der Anteil von Menschen mit Corona-Antikörpern in England ist laut einer neuen Studie des Imperial College London stark zurückgegangen. In den vergangenen drei Monaten ist die Anzahl der Antikörper-Träger um 26 Prozent gesunken. Dieser Umstand befeuert Bedenken um Reinfektionen. Besonders bei älteren Menschen verläuft der Rückgang schneller. Die Ergebnisse stammen von der React-2 Study, welche Tests bei 365.000 willkürlich ausgewählten Bürgern im ganzen Land durchgeführt hat.

Die Studie ergab, dass Mitte September dieses Jahres nur noch 4,4 Prozent der Getesteten erkennbare Coronavirus-Antikörper im Körper hatten. Ende Juni waren es noch 6 Prozent. Der Co-Autor der Studie, Graham Cooke, sagt, dass diese Daten auf die Möglichkeit hindeuten, dass eine Verringerung der Immunität der Bevölkerung zu einem erhöhten Risiko der Reinfektion führt.

Immunität auch ohne Antikörper?

Seltene Fälle einer zweiten Corona-Infektion hatten bereits Fragen über die Immunität gegen das Virus ausgelöst. Auch eine Studie der chinesischen Universität Chongqing hatte gezeigt, dass die Menge an Antikörpern im Blut genesener Covid-19-Patienten innerhalb von zwei bis drei Monaten erheblich sinken kann. Gleiches konnten auch Forscher des Londoner King's College bereits feststellen. Hier konnten nach drei Monaten bei 90 bestätigten Fälle nur noch in 16,7 Prozent der Blutproben hohe Konzentrationen von Antikörpern gegen das Coronavirus nachgewiesen werden. Bei mehreren Patienten fanden sie nach drei Monaten überhaupt keine Antikörper mehr. Von einer Immunität könne daher möglicherweise nicht in jedem Fall ausgegangen werden. Wie etwa auch bei Grippe-Viren könnte diese nur wenige Monate anhalten.

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Nach Aussagen der Wissenschaftler des Imperial College legten Erfahrungen mit anderen Coronaviren nahe, dass die Immunität möglicherweise nicht lange anhalte. Gleichzeitig betonten sie aber auch, dass die schnelle Abnahme von Antikörpern nicht zwangsläufig Auswirkungen auf die Wirksamkeit von Corona-Impfstoffkandidaten habe, die sich derzeit in klinischen Studien befinden. "Ein guter Impfstoff ist möglicherweise besser als eine natürliche Immunität."

Antikörper sind Schutzproteine, die als Reaktion auf eine Infektion hergestellt werden. Sie sind aber nur ein Teil der Immunität. Die Expertin Mala Maini vom University College London wies bereits im Sommer darauf hin, dass Immunität nicht nur auf Antikörpern beruhe; auch Immunzellen spielten beispielsweise eine Rolle. "Selbst wenn keine Antikörper im Blut nachweisbar sind, bedeutet das nicht unbedingt, dass keine schützende Immunität besteht", sagte Maini damals.

Quelle: ntv.de, awi

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