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"Viel Drama" um Coronavirus Experten warnen vor Panikmache

In vielen Apotheken sind Atemschutzmasken bis auf Weiteres vergriffen.

In vielen Apotheken sind Atemschutzmasken bis auf Weiteres vergriffen.

(Foto: imago images/photothek)

In Deutschland steigt die Zahl erfasster Infektionen mit dem neuen Coronavirus stetig. Dennoch gebe es keinen Grund zur Panik, betonen Gesundheitsexperten. Etwa in sozialen Medien würden Risiken der Krankheit überbetont. Die Zahlen zu der neuartigen Lungenkrankheit stützen ihren Apell.

150 Infizierte bei 82 Millionen Einwohnern: Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Deutschland ist immer noch überschaubar - auch wenn sie stetig steigt. Dennoch wächst die Angst in der Bevölkerung vor der neuartigen Lungenkrankheit aus China. Gesundheitsexperten warnen daher nun vor einer Dramatisierung der vom Coronavirus ausgehenden Gefahr.

Vor allem in den sozialen Medien gebe es "viel Drama" und die Risiken der Krankheit würden überbetont, kritisierte der Direktor des Instituts für Virologie der Charite Berlin, Christian Drosten, auf einer Pressekonferenz. "Ich sehe das nicht ehrlich gesagt im Moment", so Drosten. Die Fallsterblichkeit bei einer Infektion mit dem Coronavirus liege aktuell in einem Korridor von 0,3 bis 0,7 Prozent. Er geht davon aus, dass diese Rate sogar noch fallen werde.

Der Virologe erwartet zwar, dass bis zu 70 Prozent der Deutschen an dem Virus erkranken könnten. Wichtig sei hier aber, in welchem Zeitraum das passiere. Grund zur Panik sieht er nicht. Für die meisten Infizierten verlaufe die Krankheit ähnlich einer Erkältung. Und: "Menschen sterben sowieso, und zwar jedes Jahr ungefähr 850.000", so Drosten.

So sollten auch Firmen nicht zu übereilten drastischen Vorsichtsmaßnahmen greifen, sagte René Gottschalk, Leiter des Gesundheitsamtes in Frankfurt. Er betonte, dass jedes Unternehmen eine eigenständige Risikobeurteilung vornehmen müsse. Es lohne sich, bei den Infizierten gezielt die Kontaktpersonen zu identifizieren und dann zu handeln. "Aber eine ganze Firma zu schließen, halte ich doch für etwas überzogen", so Gottschalk. Die Sterblichkeit des Virus liege eher in der Größenordnung einer Grippewelle und deutlich geringer als bei Masern, wo ein Patient 20 Personen anstecken könne.

Hände waschen statt schütteln

Zur Vorbeugung empfahl die Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Charité Berlin, Petra Gastmeier, sich gründlich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen und auf körperliche Distanz zu gehen. Denn es handle sich um eine Tröpfcheninfektion. "Der entscheidende Punkt ist, dass man wirklich Abstand hält zu den Patienten, die betroffen sind, aber auch in so einer Phase überhaupt mehr den Abstand zu den Mitbürgern einschränkt", so Gastmeier. Dazu gehöre auch das Händegeben. "Das sollte man in dieser Phase eben einfach mal nicht machen."

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, betonte, man habe zwar noch nicht genügend Informationen für eine abschließende Beurteilung. Aber die Risikoeinschätzung für die Bevölkerung in Deutschland sei als "mäßig" einzuschätzen. Die Mehrheit der Betroffenen sei nur leicht erkrankt, auch wenn die Krankheit in einigen Fällen schwer oder manchmal sogar tödlich verlaufen könne, sagte Wieler.

 

In Deutschland gibt es nach Angaben des RKI bislang rund 150 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus. Der Schwerpunkt der Infektion liegt in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg. Bislang haben zehn Bundesländer Fälle gemeldet.

Quelle: ntv.de, hny/AFP

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