Fragwürdige Delikatesse Froschschenkel-Konsum gefährdet mehrere Arten
15.02.2023, 11:35 Uhr (aktualisiert)
In freier Wildbahn gefangen: Wegen des Exports von Froschschenkeln hat der Bestand an Tieren in einigen Ländern bereits deutlich abgenommen.
(Foto: picture alliance / Kia Cheng Boon/Shotshop)
Froschschenkel landen in vielen Ländern der Welt als Delikatesse auf dem Tisch. Der Verzehr des ausgesprochen zarten Wadenfleischs der Tiere führt dazu, dass mehrere Arten vom Aussterben bedroht sind. Der Grund: Die meisten Tiere werden in freier Wildbahn gefangen.
Der Verzehr von Froschschenkeln in der EU hat Analysen zufolge in den vergangenen Jahrzehnten zum Rückgang der Wildfroschpopulationen in immer mehr Lieferländern beigetragen. Nach Indien und Bangladesch seien in jüngster Zeit auch Indonesien, Türkei und Albanien betroffen, berichten Experten in der Fachzeitschrift "Nature Conservation". Die Länder der Europäischen Union müssten wesentlich mehr Verantwortung für die Nachhaltigkeit des Handels übernehmen.
Die EU ist demnach weiterhin der mit Abstand größte Importeur von Froschschenkeln weltweit, wobei die meisten Frösche nach wie vor in freier Wildbahn gefangen werden. Zwischen 2010 und 2019 seien insgesamt etwa 40.700 Tonnen Froschschenkel importiert worden, berichtet das Team um den Bonner Forscher Mark Auliya vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels. Das entspreche bis zu zwei Milliarden Fröschen. Belgien sei der Hauptimporteur - gegessen würden die meisten Froschschenkel in Frankreich.
Exportstopp und fehlende Daten
In den 1970er und 1980er Jahren waren der Analyse zufolge, an der auch Artenschutzorganisationen beteiligt waren, Indien und Bangladesch die Hauptlieferanten für die EU. Nach einem drastischen Rückgang der Froschpopulationen hätten beide Länder den Export gestoppt. Seitdem komme der Großteil der Frösche aus Indonesien. Der Bestand wildlebender großschenkliger Froscharten habe dort - wie auch in der Türkei und Albanien - bereits deutlich abgenommen.
Noch immer mangele es an Daten zu bestimmten Aspekten wie den Auswirkungen des Handels auf die Verbreitung von Amphibienkrankheiten. "Der internationale Handel mit Froschschenkeln ist eine Blackbox", sagte Auliya. Das betreffe auch das Fehlen artspezifischer Handelsdaten sowie Fehlkennzeichnungen im Handel. Bei verarbeiteten, gehäuteten und gefrorenen Froschschenkeln sei es ohne Erbgutanalyse schwer zu überprüfen, ob die angegebene Art tatsächlich korrekt ist.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 14. Februar 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, jaz/dpa