Wissen

"Doomsday Glacier" in Antarktis Gletscher "hält sich nur noch mit Fingernägeln fest"

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
"Rán", ein autonomes Unterwasserfahrzeug von Kongsberg HUGIN, im Meereis vor dem Thwaites-Gletscher nach einer 20-stündigen Mission zur Kartierung des Meeresbodens.

"Rán", ein autonomes Unterwasserfahrzeug von Kongsberg HUGIN, im Meereis vor dem Thwaites-Gletscher nach einer 20-stündigen Mission zur Kartierung des Meeresbodens.

(Foto: picture alliance/dpa/University of Gothenburg)

Schmelzende Gletscher sind fast schon zur Alltäglichkeit geworden, aber beim Thwaites in der Antarktis ist die Lage besonders dramatisch: Der Gigant schmilzt an seiner Unterkante besorgniserregend schnell. Sein völliger Verlust würde Küstengebiete weltweit überfluten. Daher wird er auch "Weltuntergangs-Gletscher" genannt.

Ein gigantischer Gletscher in der Antarktis droht einer Studie zufolge schneller abzuschmelzen als bisher angenommen - was zu einem dramatischen Anstieg des Meeresspiegels führen könnte. Der Thwaites-Gletscher liegt im westlichen Teil der Antarktis und ist mit 192.000 Quadratkilometern Ausdehnung etwa so groß wie der US-Bundesstaat Florida. Wegen seiner globalen Bedeutung wird er auch "Weltuntergangs-Gletscher" (Doomsday Glacier) genannt. Ein internationales Forscherteam hat nun den Rückzug des Eisriesen über die Jahrhunderte kartiert, mit dem Ziel, daraus für die Zukunft zu lernen. Die Ergebnisse geben Grund zur Sorge.

Die Studie wurde im Fachjournal "Nature Geoscience" veröffentlicht. Das Team nutzte demnach ein autonomes, mit Sensoren ausgestattetes Unterwasserfahrzeug. Die Forschenden fanden heraus, dass sich der vordere Teil des Gletschers irgendwann in den vergangenen zwei Jahrhunderten einmal innerhalb von weniger als sechs Monaten vom Meeresboden abgelöst und dann mit einer Geschwindigkeit von 2,1 Kilometern pro Jahr zurückgezogen hatte - etwa doppelt so schnell wie in den vergangenen Jahren.

"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass es am Thwaites-Gletscher in den letzten zwei Jahrhunderten und möglicherweise auch Mitte des 20. Jahrhunderts zu Impulsen mit sehr schnellem Rückzug gekommen ist", sagte der Marine-Geophysiker Alastair Graham von der University of South Florida, einer der Hauptautoren der Studie.

Schmelzen an der Unterwasserkante

Mehr zum Thema

Wegen warmer Meeresströmungen schmilzt der Gigant, der unter Dauerbeobachtung von Wissenschaftlern steht, entlang seiner Unterwasserkante. Die potenziellen Auswirkungen des Rückzugs von Thwaites seien erschreckend, hieß es in einer Mitteilung zu der Studie: Ein vollständiger Verlust des Gletschers und des umliegenden Eises könnte einen Meeresspiegel-Anstieg um 90 Zentimeter bis zu 3 Meter zur Folge haben. Die Folge: Küstenstädte rund um die Welt könnten teilweise überflutet werden.

Co-Autor Robert Larter vom britischen Polarforschungsprogramm (British Antarctic Survey) warnte: "Thwaites hält sich heute wirklich nur noch mit den Fingernägeln fest." Für die Zukunft sei mit großen Veränderungen in kleinen Zeitskalen zu rechnen, sobald sich der Gletscher über einen bestimmten Punkt hinaus zurückgezogen habe.

Quelle: ntv.de, abe/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen