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Neue Influenza-Mutante ist daGrippewelle greift um sich - drei Wochen früher als sonst

11.12.2025, 12:19 Uhr
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Illustration des Influenzavirus H3N2. (Foto: IMAGO/Depositphotos)

Die Grippewelle in Deutschland beginnt in diesem Jahr ungewöhnlich früh und heftig. Grund dafür ist eine neue Virus-Variante, die die Fallzahlen in die Höhe treibt. Ärzte betonen daher: Eine Impfung ist auch jetzt noch sinnvoll.

Die Grippewelle in Deutschland hat in diesem Jahr ungewöhnlich früh begonnen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) erfüllt die Influenza-Positivenrate bereits seit der 48. Kalenderwoche die Kriterien für den offiziellen Start - "das ist zwei bis drei Wochen eher als in den beiden Vorjahren", heißt es im aktuellen ARE-Wochenbericht des Instituts.

Gleichzeitig steigt die Belastung im Land spürbar: Anfang Dezember erkrankten laut RKI schätzungsweise 7,2 Millionen Menschen neu an akuten Atemwegserkrankungen. Damit liegt die Gesamtaktivität weiter auf einem hohen Niveau.

Vor allem Influenza treibt die Zahlen nun deutlich nach oben. Die Labormeldungen haben sich innerhalb einer Woche mehr als verdoppelt: 5209 Influenza-Fälle wurden neu registriert, fast ein Fünftel der Betroffenen musste ins Krankenhaus. Besonders dynamisch steigt die Verbreitung des Influenza-A(H3N2)-Virus, das in den vergangenen Wochen stark zugelegt hat. Parallel dazu zirkulieren weiterhin SARS-CoV-2 und Rhinoviren verbreitet in allen Altersgruppen.

Die neue Grippe-Variante besorgt Mediziner und Experten bereits seit Längerem. "Durch die zahlreichen Veränderungen scheint sich H3N2 derzeit gegenüber anderen Influenza-A-Viren wie H1N1 durchzusetzen", sagte etwa Gülşah Gabriel vom Leibniz-Institut für Virologie in Hamburg der "Süddeutschen Zeitung". Besorgniserregend sei dabei, dass H3N2-Infektionen häufiger zu Lungenentzündungen führen. Bereits die schwere Grippesaison 2022/23, die mit besonders vielen Todesfällen einherging, sei von H3N2 dominiert worden, so die Expertin.

"Grippeimpfung lohnt sich absolut noch"

Obwohl gerade viele Menschen erkrankt sind, zeigen die Krankenhäuser bislang keine außergewöhnlich hohe Belastung. Schwer verlaufende Atemwegsinfektionen (SARI), die zu einer stationären Aufnahme führen, liegen sogar noch unter dem Niveau früherer Jahre. Auffällig ist jedoch, dass unter den Patienten mit schweren Atemwegsinfektionen inzwischen deutlich mehr echte Grippefälle sind: Influenza macht mittlerweile 18 Prozent dieser schweren Verläufe aus. Besonders häufig müssen derzeit Kinder und junge Erwachsene wegen Atemwegserkrankungen ins Krankenhaus.

Das RKI rät weiterhin allen Menschen aus den bekannten Risikogruppen zur Grippeschutzimpfung - sofern diese noch nicht erfolgt ist. "Eine Grippeschutzimpfung lohnt sich absolut noch", sagte Felix Giebel, Fachgruppenleiter Infektiologie und Chefarzt der Krankenhaushygiene am Helios Universitätsklinikum Wuppertal, der Deutschen Presse-Agentur. Wer sich zeitnah um einen Termin bemühe, sei bereits an den Feiertagen, an denen viele Menschen zusammenkommen, geschützt. Denn bis sich der volle Impfschutz aufgebaut hat, dauert es dem Mediziner zufolge 10 bis 14 Tage.

Doch auch darüber hinaus sei es nicht zu spät: "Selbst wenn ich mich im Januar impfen lasse, wird die Impfung zwei Wochen später eine Infektion entweder verhindern oder die Symptome reduzieren, sollte ich mich dann infizieren", so Giebel. In den vergangenen Jahren hat die Grippewelle nach RKI-Angaben drei bis vier Monate gedauert.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Grippeschutzimpfung allen ab 60 Jahren, Schwangeren ab dem zweiten Trimester, Personen mit Grunderkrankungen, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen sowie allen, die durch ihren Beruf ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben. Eine Neuerung in dieser Grippesaison: Auch wer regelmäßigen und direkten Kontakt zu Schweinen, Geflügel, Wildvögeln und Robben hat, sollte sich impfen lassen, so das Portal "infektionsschutz.de" des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). So soll vermieden werden, dass sich Erreger der Vogelgrippe mit denen der Menschengrippe mischen.

Quelle: ntv.de, hny

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