Blutdruck- und Cholesterinwerte Lauterbach will nach Risikofaktoren "fahnden"
30.10.2023, 17:30 Uhr Artikel anhören
		                      Ab 25 Jahren sollen systematisch unter anderem die Cholesterinwerte ermittelt werden.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Trotz hoher Gesundheitskosten ist die Lebenserwartung in Deutschland nur durchschnittlich. Das will Bundesgesundheitsminister Lauterbach nun ändern und setzt auf gezielte Vorsorge - auch bei den Jüngsten.
Unerkannter Bluthochdruck, ein hoher Cholesterinspiegel und weitere Risikofaktoren für Herzinfarkte und Schlaganfälle sollen künftig in Deutschland durch eine deutlich verbesserte Vorsorge früher erkannt und behandelt werden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte in Berlin an, in wenigen Wochen einen Gesetzentwurf dafür vorzulegen. Zuvor hatte der SPD-Politiker mit Ärzte-, Krankenkassen- und Apothekenvertretern darüber beraten.
Mit knapp 5000 Euro pro Einwohner im Jahr gibt Deutschland so viel wie kein anderes Land in Europa für Gesundheit aus. Im europäischen Durchschnitt sind es gerade einmal 3.159 Euro. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland liegt jedoch mit 80,8 Jahren nur knapp über dem EU-Durchschnitt (80,1) und im Vergleich zu vielen westeuropäischen, vor allem nordeuropäischen Ländern "schneiden wir eher sogar schlechter ab", betonte Lauterbach vor einigen Wochen. Mit einer besseren Vorsorge will der Gesundheitsminister das ändern und stellt nun konkrete Pläne vor.
Bereits bei der Vorsorgeuntersuchung U9 für Kinder im Alter von fünf Jahren soll künftig per Bluttest nach möglichen familiär bedingten Fettstoffwechselstörungen "gefahndet" werden, wie Lauterbach sagte. Solche Störungen können zu erhöhten Cholesterinwerten (umgangssprachlich Blutfette) führen, die wiederum für Ablagerungen an Gefäßwänden und Gefäßverengungen verantwortlich gemacht werden - mit erhöhtem Risiko für spätere Schlaganfälle oder Herzinfarkte. Im Alter von 25, 35 und 50 Jahren solle zudem systematisch nach erhöhtem Blutdruck, erhöhten Cholesterinwerten und nach unerkanntem Diabetes gefahndet werden, fügte Lauterbach hinzu.
Hemmschwelle senken
Er hatte bereits vor Kurzem angekündigt, dass entsprechende Tests auch in Apotheken möglich gemacht werden sollen. "Damit würden wir gerade für junge Menschen die Hemmschwelle senken, sich durchchecken zu lassen", sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Viele Jüngere hätten noch keinen Hausarzt. Das neue Gesetz solle daher auch Apotheken einbeziehen und diesen das Angebot zusätzlicher Leistungen ermöglichen, für die sie dann auch honoriert würden. "Ich glaube, dass die Apotheker in diesem Bereich unfassbar wertvolle Arbeit leisten können", so Lauterbach.
Es handelt sich um freiwillige Untersuchungen. Die genannten Altersgruppen sollen aber gezielt von den Krankenkassen angeschrieben werden, dass die Möglichkeit besteht. "Die gesamte Maßnahme wird natürlich die Kosten im deutschen Gesundheitssystem senken", sagte Lauterbach und verwies auf hohe Kosten, die ohne Früherkennung und Vorsorge entstehen, etwa wenn später Herz- und Bypass-Operationen nötig werden.
Quelle: ntv.de, hny/dpa