Weniger Feinstaub und Stickoxide Luft in deutschen Städten wird sauberer
16.02.2021, 13:08 Uhr
Vor fünf Jahren hatten noch über 90 Städte in Deutschland den Grenzwert für Stickoxid überschritten.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Affäre um manipulierte Abgaswerte bringt den Diesel schwer in Verruf. Seitdem verschwinden viele ältere Modelle von den Straßen, die Hersteller steuern mit Software-Updates nach. Die Luftqualität in Deutschland profitiert. Einige Großstädte liegen allerdings immer noch über den Grenzwerten.
Die Luft in deutschen Städten ist deutlich sauberer geworden. Das Umweltbundesamt (UBA) hat im vergangenen Jahr sowohl weniger Feinstaub als auch geringere Stickoxid-Werte (Nox) durch Diesel-Fahrzeuge gemessen, wie die Behörde mitteilte. Nur noch zwei bis drei Prozent der Mess-Stationen an Straßen hätten den Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel überschritten.
"Die Ergebnisse sind sehr, sehr erfreulich", sagte Umweltministerin Svenja Schulze von der SPD. Die Corona-Pandemie sei nur geringfügig für den Rückgang verantwortlich. Lediglich im März und April habe es wegen weniger Verkehr auf der Straße niedrigere Werte gegeben.
Atemwegserkrankungen und Krebs
Stickoxide lösen Atemwegserkrankungen aus und werden maßgeblich durch ältere Diesel-Autos produziert. Feinstaub ist krebserregend. In den beiden Großstädten Hamburg und München sei allerdings noch zu viel Stickoxid in der Luft festgestellt worden, erklärte das UBA. Überschreitungen in weiteren Städten wie in Stuttgart seien bei der Auswertung zusätzlicher Daten noch zu erwarten. Insgesamt würden es aber deutlich weniger Städte sein, die den Grenzwert überschreiten. Zum Vergleich: 2016 waren es noch mehr als 90, 2019 noch rund 25.
Deutschland hatte in vielen Städten seit 2010 jahrelang die Grenzwerte der EU für Luftbelastungen teils massiv überschritten, was ein Vertragsverletzungsverfahren nach sich zog. Zeitweise drohten flächendeckende Fahrverbote für Diesel, der Wert gerade älterer Fahrzeuge sank drastisch. Die Autobranche bot Abwrackprämien an, um die Flotte zu modernisieren. Mit Software-Updates für Motoren konnten die Abgaswerte gedrückt werden. Auch Nachrüst-Sätze zur Abgasreinigung für Autos und Lkw kamen auf den Markt. So besserte sich die Luft schon vor der Pandemie merklich. Der Austausch älterer Diesel durch moderne und saubere Fahrzeuge war dabei ausschlaggebend.
Beim Feinstaub ist der Ausstoß aus dem Auspuff nicht so entscheidend wie bei Stickoxiden. Hier spielt etwa der Abrieb von Reifen oder Bremsbelägen eine Rolle. Aber auch die Industrie hat einen Einfluss. Zudem schwanken die Feinstaub-Werte stark nach Wetterlage. Der vergleichsweise milde Winter im vergangenen Jahr wirkte sich so positiv aus. Die Grenzwerte wurden 2020 eingehalten, es wurden die geringsten Mengen seit Beginn der Messungen Ende der 1990er-Jahre festgestellt. Das UBA verwies aber darauf, dass die Weltgesundheitsorganisation voraussichtlich in Kürze strengere Grenzwerte empfehlen werde. Auch für Stickoxide erwägt die EU eine Verschärfung.
Quelle: ntv.de, jhe/rts