Aus der Tiefsee der Antarktis Meereswesen mit 20 "Armen" erinnert an Erdbeere
14.08.2023, 11:54 Uhr Artikel anhören
Die Forschenden entfernten einige der Cirren und bekamen eine erdbeerähnliche Form zu sehen.
(Foto: McLaughlin, Wilson und Rouse, 2023)
Forschende trauen ihren Augen nicht, als sie bei einer Expedition in der Antarktis ein Lebewesen mit 20 verschieden langen Armen aus dem Wasser ziehen. Die schaurig-schöne Tiefsee-Kreatur bekommt später einen passenden Namen.
Ein Forschungsteam hat bei Expeditionen in der Antarktis eine bisher unbekannte Art entdeckt. Weil das merkwürdig aussehende Wesen die Meeresforscher offenbar wegen seiner Größe und der Form an eine Erdbeere erinnerte, erhielt es den Namen "Antarktischer Erdbeerfederstern" (Promachocrinus Fragarius). Das schreibt das Team um Greg Rouse, Emily McLaughlin und Nerid Wilson in der Fachzeitschrift "Inenchant Systematics". Bei dem Fund handelt es sich der Studie zufolge um ein Lebewesen, das die Forschenden den Seelilien und Haarsternen, den sogenannten Crinoiden und speziell der Gruppe der Federsterne zuordnen.
Am Körper des gut 20 Zentimeter langen Wesens befinden sich 20 tentakelähnliche lange und mehrere kürzere Fäden, die auch als Cirren bezeichnet werden. Diese fedrig oder genoppt aussehenden Körperanhänge dienen dem Lebewesen nicht nur, um sich durchs Wasser zu bewegen, sondern auch, um sich mit den winzigen Krallen an den Enden am Meeresboden festzuhalten. "Wir haben ein paar Cirren entfernt, damit man den Teil sehen kann, an denen sie befestigt sind, und das sieht aus wie eine Erdbeere", wird der Meeresforscher Greg Rouse von "Business Insider" zitiert.
Lila bis dunkelrot
Der Erdbeerfederstern, der den Ergebnissen der Untersuchung zufolge in einer Tiefe von 65 und 1170 Metern im Südpolarmeer gefangen wurde, ernährt sich von Plankton. Die Cirren sind so aufgebaut, dass damit das Plankton aus dem Meerwasser herausfiltert werden kann. Den Namen bekam das Wesen nicht nur aufgrund seines Körpers, sondern auch, weil sein Farbspektrum von lila bis dunkelrot reicht.
Das Forschungsteam, das zwischen 2008 und 2017 den Antarktischen Ozean nach neuen Arten durchforstete, beschreibt in der veröffentlichten Arbeit mehrere neue Arten, vier davon ordnen sie den Antarktischen Federsternen zu. Von diesen sei vorher nur ein Vertreter bekannt gewesen. Der Antarktische Erdbeerfederstern falle dabei besonders durch die Anzahl seiner Cirren auf. Die meisten Federsterne besäßen nämlich nur zehn "Arme".
Noch viele unbekannte Meeresbewohner
Der Meeresforscher betont, jedes Jahr viele neue Arten zu finden, doch die Zuordnung sei ein schwieriges Unterfangen. Die Bestimmung der Arten dauere nicht nur länger als gewöhnlich, sondern könne auch nicht in jedem Fall abgeschlossen werden, da es nur eine beschränkte Anzahl von Proben und Unklarheiten zwischen einigen Arten gebe. Um das volle Ausmaß der Artenvielfalt der Antarktis und des Südlichen Ozeans zu verstehen, erfordere es groß angelegte Probenahmen, schreibt das Forschungsteam.
Meeresforscher und Meeresforscherinnen weltweit gehen davon aus, dass der Großteil der Arten, die in der Tiefsee leben, noch gar nicht entdeckt, geschweige denn bestimmt wurde. Schätzungen zufolge könnten derzeit gerade mal fünf Prozent der Tiefsee erforscht sein.
Quelle: ntv.de, jaz