"Crew Dragon" erreicht ISS Musks Kapsel schreibt Raumfahrt-Geschichte
04.03.2019, 13:48 Uhr
Nach dem Andocken betreten Besatzungsmitglieder der ISS das Raumschiff "Crew Dragon".
(Foto: picture alliance/dpa)
Meilenstein im All: Erstmals erreicht ein privates Raumschiff für Menschen die Raumstation ISS. Die USA wollen sich damit aus der Abhängigkeit von Russland lösen. Und für SpaceX-Gründer Musk ist es ein wichtiger Schritt für seine Weltraum-Ambitionen.
Menschen im All - das war einst etwas Epochales. Nur Weltmächten war es bisher möglich, genug Ressourcen zu mobilisieren, um Menschen in den Weltraum zu schicken. Bisher waren nur die USA, Russland und China dazu in der Lage. Doch diese Ära geht zu Ende. Mit dem erfolgreichen Andocken der Raumkapsel "Crew Dragon" des US-Unternehmens SpaceX an der Internationalen Raumstation ISS am Sonntag steht die Raumfahrt an einer historischen Schwelle. Und Tech-Visionär Elon Musk schreibt damit Raumfahrt-Geschichte.
Am Samstag war die "Crew Dragon" mit einer Falcon-9-Rakete vom US-Weltraumbahnhof in Cape Canaveral in Florida ins All gestartet. Nach nur zehn Minuten trat die Kapsel in eine Erdumlaufbahn ein. Nach 18 Runden um den Planeten und 27 Stunden Flugzeit erreichte sie die ISS und dockte am Sonntag an - völlig autonom. Später öffneten Besatzungsmitglieder der ISS die Luke und betraten das private Raumschiff.
Was sie im Inneren vorfanden, war die Puppe "Ripley", benannt nach Ellen Ripley, der Heldin aus der Filmreihe "Alien". Mit an Bord waren außerdem rund 180 Kilogramm Nachschub für die Raumstation. Die Puppe "Ripley" ist mit Sensoren ausgestattet, um die Auswirkungen des Flugs mit der "Crew Dragon" auf künftige Astronauten zu messen.
Ein Schritt auf dem Weg zum Mars
Nasa-Chef Jim Bridenstine sprach im Anschluss an das gelungene Andockmanöver von einer "historischen Leistung". Man sei dem Ziel nähergekommen, wieder "amerikanische Astronauten mit amerikanischen Raketen" ins All zu fliegen. Für die Nasa ist der Erfolg ein bedeutender Schritt: Das Space-Shuttle-Programm der USA war 2011 eingestellt worden. US-Astronauten konnten seither nur noch mit russischen Sojus-Raketen zur ISS gelangen. US-Präsident Donald Trump gratulierte und twitterte, dies sei ein großer Erfolg.
Aber auch für Tesla-Chef Musk ist das erfolgreiche Manöver ein wichtiger Schritt: Mit seinem im Jahr 2002 gegründeten Unternehmen SpaceX will er nicht nur Menschen in eine Umlaufbahn um die Erde befördern, sondern auch zum Mars. Nun hat das Unternehmen bewiesen, dass seine für Raumfahrer gebaute Kapsel auch fliegt. "Ich bin emotional ein wenig erschöpft", hatte Musk nach dem erfolgreichen Start in Florida erklärt.
Aber die wahre Feuertaufe steht dem privaten Raumschiff noch bevor: Im Frühjahr sollen laut SpaceX zum ersten Mal Nasa-Astronauten an Bord der "Crew Dragon" sitzen. Die beiden früheren US-Militärpiloten Bob Behnken und Doug Hurley trainieren derzeit für den Testflug. Anschließend soll die Kapsel zwei Raumfahrer für eine Langzeitmission zur Raumstation bringen.
Bis zu vier Astronauten an Bord
In Zukunft könnte "Crew Dragon" bis zu vier Menschen und rund 100 Kilogramm an Material zur ISS befördern. Laut Nasa könne so die Besatzung der Raumstation erweitert werden. Diese liegt bisher bei sechs Personen. Mit den russischen Sojus-Kapseln können maximal drei Menschen ins All befördert werden.
Die "Crew Dragon"-Kapsel ist dafür ausgelegt, um bis zu 210 Tage im All zu bleiben. Bei dem Testflug wird sie jedoch bereits nach fünf Tagen wieder zur Erde zurückkehren. Am Freitag wird "Crew Dragon" sich um etwa 8.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit von der Station lösen und etwa fünf Stunden später mit dem Eintritt in die Erdatmosphäre beginnen. Weitere 35 bis 40 Minuten darauf soll sie im Atlantik niedergehen. Den für die bemannte Raumfahrt entscheidenden sicheren Wiedereintritt in die Atmosphäre hat SpaceX bereits mehrfach erfolgreich mit seinem "Dragon"-Raumfrachter absolviert.
Ein weiteres Detail: SpaceX teilte mit, es sei gelungen, die erste Stufe der Falcon 9 nach dem Start wieder sicher zur Erde zurückzubringen. Der Booster landete demnach auf einer unbemannten Plattform von SpaceX im Ozean. Es sei das 35. Mal gewesen, dass ein solches Manöver funktioniert habe.
Quelle: ntv.de