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Die neue Impf-Hoffnung? So wirksam ist das Vakzin von Johnson & Johnson

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Der Impfstoff von Johnson & Johnson wird voraussichtlich Mitte März in der EU zugelassen.

(Foto: REUTERS)

Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA gibt einen weiteren Corona-Impfstoff frei. Er bietet einige Vorteile gegenüber anderen Vakzinen und wird wohl bald auch in der EU verfügbar sein. Doch wie gut schützt er? Ein Überblick.

Mit dem Impfstoff des US-Konzerns Johnson & Johnson (J&J) kann in den USA künftig ein drittes Corona-Vakzin eingesetzt werden. Die US-Arzneimittelbehörde FDA erteilte am vergangenen Wochenende eine Notfallzulassung für das Präparat. Und auch die Europäische Union könnte sich schon in wenigen Wochen über einen vierten Impfstoff im Kampf gegen die Pandemie freuen. Doch um welche Art von Corona-Impfstoff handelt es sich bei Johnson & Johnson? Und wie gut wirkt er? Die wichtigsten Fragen und Antworten zur neuen Impf-Hoffnung:

Wie funktioniert der J&J-Impfstoff im Körper?

Anders als Biontech/Pfizer und Moderna, die auf die Botenstoffe mRNA setzen, hat Johnson & Johnson einen Vektorimpfstoff entwickelt. Die Wirkungsweise ist somit die gleiche wie beim Vakzin von Astrazeneca. Beide basieren auf Adenoviren, sogenannten Erkältungsviren, die für den Menschen harmlos sind. Diese wurden so modifiziert, dass sie das Gen mit dem Bauplan für die Herstellung eines optimierten Oberflächenproteins des Coronavirus (SARS-CoV-2-Spikeproteins) enthalten.

Nach der Impfung gelangt das Impfvirus in einige wenige menschliche Körperzellen. Die Zellen verwenden das Gen zur Herstellung des Spikeproteins. Das Immunsystem erkennt dieses dann als fremd an und bildet als Reaktion des Immunsystems Antikörper und T-Zellen, die im Idealfall vor einer Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 schützen.

Wie gut wirkt das Vakzin?

In den klinischen Tests hat sich der Impfstoff von Johnson & Johnson laut FDA als wirksam erwiesen, wenngleich er etwas hinter den Ergebnissen von Biontech/Pfizer und Moderna zurückblieb: Das Vakzin bietet vier Wochen nach Verabreichung einen 66-prozentigen Schutz vor mittleren oder schweren Covid-19-Krankheitsverläufen. Zum Vergleich: Der Impfstoff von Biontech/Pfizer habe Studien zufolge eine Wirksamkeit von 95 Prozent gegen symptomatisches Covid-19.

Vor besonders schwerer Erkrankung schützt der Impfstoff allerdings deutlich besser. Hier liegt die Wirksamkeit bei 86 Prozent. Die Studien von J&J lieferten nach Angaben der FDA auch Hinweise, dass das Vakzin vor Infektionen ohne Symptome schützen könnte. Weil dazu bislang noch nicht allzu viele Daten vorliegen, könne allerdings noch kein endgültiger Schluss gezogen werden.

Schützt der Impfstoff vor Corona-Varianten?

Die Zahlen zur Wirksamkeit von J&J sind mit denen anderer zugelassener Impfstoffe nur bedingt vergleichbar, denn sie berücksichtigen - anders als die Tests mit den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna - die in jüngster Zeit aufgetretenen und ansteckenderen Corona-Varianten. Ein Teil der Studien von J&J wurde in Südafrika durchgeführt, wo die Mutante B.1.351 zuerst aufgetaucht ist und sich schnell verbreitet hat. Das Ergebnis: Die Wirksamkeit lag auch hier immerhin bei 57 Prozent - und gegen schwere Krankheitsverläufe sogar bei 81,7 Prozent.

Fast alle gemeldeten Covid-19-Fälle in Südafrika (95 Prozent) waren zum Zeitpunkt der Studie auf eine Infektion mit der Coronavirus-Variante B.1.351 zurückzuführen. Aufgrund der vergleichsweise hohen Wirksamkeit in diesem Land schlussfolgert die FDA, dass der J&J-Impfstoff offenbar auch bei einer Infektion mit der Mutante B.1.351 schützt. Genaue Untersuchungen gab es bisher jedoch noch nicht.

Welche Vorteile bietet der J&J-Impfstoff gegenüber anderen Vakzinen?

Der Vektorimpfstoff von Johnson & Johnson ist einfacher zu verabreichen. Er soll seine volle Wirkung schon nach Verabreichung einer Dosis entfalten und muss - anders als die übrigen genutzten Impfstoffe - nicht zweimal gespritzt werden.

Gegenüber den mRNA-Impfstoffen bietet der J&J-Impfstoff zudem einen logistischen Vorteil: Unternehmensangaben zufolge ist das Mittel drei Monate bei Kühlschrank-Temperaturen zwischen zwei und acht Grad haltbar. Zum Vergleich: Der Impfstoff von Biontech/Pfizer benötigt bei längerer Lagerung eine extrem niedrige Temperatur von minus 70 Grad.

Welche Nebenwirkungen sind bekannt?

Bei dem Impfstoff können ähnliche Nebenwirkungen auftreten wie bei den anderen bereits zugelassenen Vakzinen. Zu den am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen zählen:

  • Schmerzen an der Injektionsstelle (48 Prozent)
  • Kopfschmerzen (39 Prozent)
  • Müdigkeit (38 Prozent)
  • Muskelschmerzen (33 Prozent)
  • Fieber (9 Prozent)

Wann könnte der Impfstoff auch in Deutschland eingesetzt werden?

Der US-Konzern hat Mitte Februar in der EU die Zulassung beantragt. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) prüft das Vakzin nun in einem Eilverfahren. Für Mitte März wird die Entscheidung erwartet. Es wäre nach Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca die vierte Zulassung eines Covid-19-Impfstoffs in der EU.

Die EU-Kommission hat bereits Impfdosen für 200 Millionen Menschen von Johnson & Johnson bestellt. Zudem hat sie eine Option auf ausreichende Mengen für noch einmal 200 Millionen Personen.

Quelle: ntv.de

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