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Fragen und Antworten Vollständig geimpft, vollständig sicher?

Die Impfung wird im Impfausweis und zusätzlich durch den digitalen Impfnachweis dokumentiert.

Die Impfung wird im Impfausweis und zusätzlich durch den digitalen Impfnachweis dokumentiert.

(Foto: Oliver Dietze/dpa)

Immer mehr Menschen sind vollständig geimpft. Aber was heißt das genau und können sie sich nun gar nicht mehr anstecken oder das Coronavirus an andere weitergeben?

Wer gilt als vollständig geimpft?

Dem RKI zufolge gelten verschiedene Personengruppen als vollständig geimpft. Dazu gehören Personen, die mit einem in der EU zugelassenen Covid-19-Impfstoff geimpft wurden und bei denen nach Gabe der letzten Impfstoffdosis mindestens 14 Tage vergangen sind. Beim Johnson & Johnson-Impfstoff reicht dafür eine Gabe, alle anderen Impfstoffe brauchen zwei Impfungen. Zu den vollständig Geimpften gehören aber auch Personen, die eine PCR-bestätigte Sars-CoV-2-Infektion durchgemacht haben und einmalig mit einem Covid-19-Impfstoff geimpft wurden oder die bereits einmal geimpft waren, dann eine Infektion durchgemacht haben und danach die zweite Impfdosis erhalten haben. Außerdem gilt als vollständig geimpft, wer eine bestätigte Infektion durchgemacht hat, die weniger als 6 Monate zurückliegt oder wer bereits einmal geimpft war und danach innerhalb der zurückliegenden sechs Monate eine Sars-CoV-2-Infektion durchgemacht hat.

Schützt die Impfung komplett vor einer Infektion mit dem Coronavirus?

Einen hundertprozentigen Schutz bietet keine der zugelassenen Impfungen, mit 95 Prozent Schutz vor einer Erkrankung kommen Biontech/Pfizer und Moderna dem Wert aber recht nahe. Astrazeneca wirkt etwa zu 80 Prozent gegen eine Corona-Infektion, Johnson & Johnson zu etwa 66 Prozent. Für den Schutz gegen die Delta-Variante sehen die Zahlen etwas anders aus. Moderna schützt gegen die Delta-Variante fast genauso gut wie gegen die ursprüngliche Variante, Biontech/Pfizer erreicht 88 Prozent, Astrazeneca 67 Prozent. Von Johnson & Johnson liegen keine genauen Daten vor, Experten bezweifeln, dass der Impfstoff ausreichend wirksam gegen die Delta-Variante ist und bringen eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff als Booster ins Spiel.

Wie sieht es bei den Erkrankungen an Covid-19 aus?

Die Impfstoffe sind so entwickelt, dass sie sowohl die Infektion verhindern sollen als auch im Fall einer Infektion den besonders schweren Krankheitsverlauf. Die Wahrscheinlichkeit, nach einer Infektion an Covid-19 zu erkranken, sinkt nach den jetzt vorliegenden Daten bei vollständig Geimpften um 95 Prozent bei Biontech/Pfizer und Moderna, 80 Prozent bei Astrazeneca und 70 Prozent bei Johnson & Johnson. Das Paul-Ehrlich-Institut betont in seinen Einschätzungen, dass vollständig geimpfte Menschen in jedem Fall mit einem weniger schweren Verlauf der Krankheit rechnen können. Die sogenannten Impfdurchbrüche, also Erkrankungen trotz Impfung, werden Studien zufolge besonders bei Älteren, immunsupprimierten Menschen und teilweise auch Krebspatienten beobachtet, bei denen die Immunantwort nach der Corona-Impfung schwächer ausfällt.

Können Geimpfte das Virus trotzdem weitergeben?

Laut einer Meta-Studie, die wiederum die Ergebnisse von 16 Einzelstudien zusammenfasst, führt die vollständige Impfung zu einer deutlichen Reduktion der Sars-CoV-2-Infektionen. "Diese liegt nach vollständiger Impfserie in den bisher vorliegenden Studien im Bereich zwischen 80 und 90 Prozent", schreiben die Autoren um Thomas Harder vom RKI.

Bei Personen, die trotz Impfung PCR-positiv oder asymptomatisch infiziert waren, zeigte sich eine erhebliche Reduzierung der Viruslast. Außerdem wurde das Virus deutlich kürzer ausgeschieden. Daraus schließen die Wissenschaftler, "dass Geimpfte bei der Epidemiologie der Erkrankung keine wesentliche Rolle mehr spielen."

Müssen Geimpfte also keine Hygienemaßnahmen mehr einhalten?

Aus epidemiologischer Sicht wird das Tragen von Masken, das Abstand halten und auch eine sorgfältige Handhygiene auch für Geimpfte weiterhin empfohlen. Denn einige wenige Menschen werden sich vermutlich trotz der Impfung mit dem Coronavirus anstecken und könnten das Virus dann auch potenziell weiterverbreiten. Das Restrisiko einer Übertragung kann aber durch das Einhalten der AHA+L-Regeln oder die Selbstisolierung bei Symptomen zusätzlich reduziert werden.

Wie lange hält der vollständige Impfschutz?

Das ist noch unklar, weil keine langfristigen Zahlen vorliegen. Die Weltgesundheitsorganisation ging im Mai auf der Basis aktueller Studien davon aus, dass Infizierte mindestens sechs bis acht Monate gut geschützt seien. Die WHO beziffert den Ansteckungsschutz nach einer Infektion auf 80 bis 90 Prozent vor einer erneuten Ansteckung und bis zu 94 Prozent Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung. Bei den Impfungen gehen Experten davon aus, dass vor allem bei Jüngeren der Infektions- und Erkrankungsschutz für Jahre anhält. Bei Älteren oder auch beim Auftreten neuer Mutationsvarianten könnten allerdings sogenannte Booster-Impfungen, also die Gabe einer dritten Impfdosis oder die Nachimpfung mit einem anderen Impfstoff, nötig sein.

Quelle: ntv.de, sba

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