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Corona-Mutante breitet sich aus Wie gefährlich ist Omikron für Kinder?

In Südafrika werden immer mehr Kinder im Krankenhaus positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Schwer erkranken allerdings die wenigsten.

In Südafrika werden immer mehr Kinder im Krankenhaus positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Schwer erkranken allerdings die wenigsten.

(Foto: picture alliance / abaca)

Die Zahlen aus Südafrika beunruhigen: Nach dem Auftreten von Omikron werden immer mehr Kinder ins Krankenhaus eingeliefert. Doch ist die Corona-Variante für Jüngere tatsächlich gefährlicher? Oder gibt es einen anderen Grund für die hohe Hospitalisierungsrate?

Erst vor wenigen Wochen erreicht die Omikron-Variante des Coronavirus Deutschland. Noch ist die Mutante zwar nicht weit verbreitet (das könnte sich Experten zufolge bald ändern). Dennoch gibt es bereits Meldungen zu ersten Fällen - vermehrt unter Kindern und Jugendlichen. So hat sich im Kreis Wesel ein Omikron-Verdacht an einer weiterführenden Schule laut dem WDR bestätigt. Auch im Kreis Warendorf hat sich ein Jugendlicher angesteckt. Im Kreis Kleve sind ebenfalls Kinder erkrankt. Doch wie gefährlich ist eine Infektion mit Omikron für Kinder?

Ein Blick nach Südafrika beunruhigt zunächst: Dort ist nach dem Auftreten der Variante die Zahl der Krankenhauseinweisungen von Kleinkindern nach Angaben von Ärzten deutlich gestiegen. Den Berichten zufolge betreffe ein Fünftel der Klinik-Aufnahmen Kinder im Alter von unter zehn Jahren. Charité-Virologe Christian Drosten nennt die Beobachtungen "besorgniserregend". Und auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach warnt: "Wir müssen davon ausgehen, dass gerade die Omikron-Variante für Kinder besonders bedrohlich ist. Das ist leider so, dass die Omikron-Variante sich nicht nur schneller verbreitet, sondern leider auch Kinder stärker befällt und somit auch zu mehr Krankenhauseinweisungen führen wird."

Gesicherte Daten liegen dazu bislang nicht vor. Noch ist sehr wenig über Omikron bekannt. Und auch die Zahlen aus Südafrika sind mit Vorsicht zu bewerten. "Aus Südafrika wird in der Tat ein höherer Anteil an jungen Kindern mit positiven Sars-CoV-2-Tests gemeldet als in den vorherigen Wellen", sagt Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), dem "Focus". Zwar würde zu Recht spekuliert, dass dies an Omikron liege - aber ohne, dass jeweils eine Genotypisierung des Virus vorläge. Ob diese Fälle tatsächlich auch auf Omikron zurückzuführen sind, ist nicht erwiesen, so der Mediziner.

Viel Interpretationsspielraum

Zudem wisse man nichts über den eigentlichen Grund der Krankenhausaufnahme: "Es wird nicht unterschieden zwischen Aufnahme wegen einer Covid-19-Erkrankung oder einem positiven Testergebnis im Rahmen einer stationären Aufnahme aus anderen Gründen", gibt Rodeck zu bedenken. Es gäbe also noch keine zuverlässige Datenbasis und daher noch viel Interpretationsspielraum.

Viele Infektionen würden zufällig festgestellt, bestätigt auch Mignon McCulloch, Vorstandsmitglied und Sprecherin der Vereinigung Südafrikanischer Kinderärzte (SAPA), gegenüber der "Welt". "Das heißt, ein Kind wird mit einem gebrochenen Arm ins Krankenhaus eingeliefert, wird dort positiv auf Covid getestet und geht in die Statistik ein." Möglicherweise wurden junge Patienten beispielsweise nach Unfällen in früheren Wellen nicht so konsequent getestet wie heute. Das erkläre die hohe Hospitalisierungsrate.

McCulloch hat mit ihren Kolleginnen und Kollegen in Pretoria gesprochen und berichtet: "Nur eines der infizierten Kinder benötigt ein Beatmungsgerät, und das war eine Frühgeburt. Im größten Krankenhaus von Johannesburg ist genau ein Jugendlicher auf künstliche Beatmung angewiesen, er hat Begleiterkrankungen." Es gebe somit auch in Südafrika kein Szenario, in dem Hunderte von Kindern auf Beatmungsgeräte angewiesen sind, anders als etwa bei Erwachsenen während der ersten und zweiten Infektionswelle.

Vor allem Ältere boostern

Auch Klaus Stöhr sieht angesichts der hohen Zahlen aus dem Kap-Staat keinen Grund zur Panik: "Aus meiner Perspektive gibt es aus den vorläufigen Daten keine Erkenntnisse, die auch nur annähernd den Schluss zulassen, Kinder wären von schweren Verläufen bei Omikron betroffen", sagt der Virologe Stöhr der "Berliner Zeitung". Ähnliches gelte auch für Erwachsene.

Stöhr betont die Notwendigkeit, dass sich jetzt vor allem die 50- bis 60-Jährigen und vulnerablen Gruppen boostern lassen, völlig unabhängig von der Omikron-Variante. "Die frische Boosterimpfung hilft gegen Delta und frischt auch die Abwehr gegen Omikron auf. Die Impfprioritäten ändern sich also nicht", so Stöhr: "Es ist wie bei der Grippe-Impfung: Menschen über 60 und Vulnerable sollten sich jedes Jahr zu Beginn des Winters eine Auffrischung holen." Damit könne man Todesfälle und Krankenhauseinweisungen am besten reduzieren. "Auch die anderen Jahrgänge können in diesem Jahr vom Booster profitieren", betont der Wissenschaftler. Aber: "Desto jünger, desto marginaler."

Dennoch sollte Omikron nicht unterschätzt werden, wie Virologe Drosten bereits mehrfach betonte. Wenn sich die Variante tatsächlich als infektiöser herausstellen sollte, muss man zwangsläufig auch mit einer höheren Infektionsrate bei Kindern rechnen. "Zwar haben wir nicht das Risiko, dass Kinder schwer erkranken, trotzdem brauchen immerhin 0,4 Prozent von ihnen einen Krankenhaus-Aufenthalt", sagt Immunologin Christine Falk im ZDF. Weil noch zu wenig über die Folgen einer Infektion bei Kindern bekannt ist, würde sie gerade mit Blick auf die Omikron-Variante jede Infektion vermeiden.

Quelle: ntv.de

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