Mehr Ballaststoffe, weniger Fett Züricher Forscher versprechen gesündere Schokolade
28.05.2024, 10:32 Uhr Artikel anhören
Die neue Schokoladenproduktion biete zudem mehr Verkaufsmöglichkeiten für Bauern, erklärten die Forscher.
(Foto: picture alliance / abaca)
Mehr Kakaoanteile anstelle von Kristallzucker: Ein Schweizer Forschungsteam entwickelt eine Art Super-Schokolade. Die neue Tafel ist nicht nur gesünder, sondern auch umweltfreundlicher und verspricht den Bauern mehr Verkaufsmöglichkeiten. Konsumenten müssen sich allerdings gedulden.
Forschende aus Zürich haben nach eigenen Angaben eine gesündere und nachhaltigere Schokolade entwickelt. Neben den Kakaobohnen nutzten sie dazu noch zusätzliche Teile der Kakaofrucht, die zum Teil als Süßmittel dienen. "Unser Prozess verwendet ausschließlich Kakaoschoten-Komponenten in der Schokolade", berichtet das Team um Kim Mishra von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) im Journal "Nature Food".
"Sie hat einen ähnlich süßen Geschmack wie herkömmliche Schokolade und bietet gleichzeitig einen besseren Nährwert mit mehr Ballaststoffen und einem geringeren Gehalt an gesättigten Fettsäuren." Zudem könne die Herstellung dieser Schokolade "in großem Maßstab den Flächenverbrauch und das Erderwärmungspotenzial im Vergleich zur durchschnittlichen europäischen Zartbitterschokoladen-Produktion verringern", hieß es.
Da die Kakaobohne nur einen recht kleinen Anteil der Frucht ausmache, seien die nötige Landfläche und damit die Treibhausgasemissionen durch die Umwandlung von ursprünglicher tropischer Vegetation pro Bohne meistens hoch. "Daher könnte eine erhöhte Nutzung anderer Teile der Kakaoschote, wie das Fruchtfleisch und die Kakaoschale, nicht nur zur Einkommensdiversifizierung der Landwirte beitragen, sondern auch die großen Umweltauswirkungen während der Anbauphase reduzieren", schreiben die Forschenden.
Fruchtschale und -fleisch statt Zucker
Die längliche Kakaofrucht - auch Kakaoschote genannt - hat eine harte äußere Schicht. Schneidet man die Frucht auf, sieht man die Schale und im Inneren die aneinandergereihten Kakaobohnen, die jeweils von hellem Fruchtfleisch (Pulpe) umgeben sind. Wie üblich wurden die Kakaobohnen aus Ghana zunächst geröstet, geschält, gemahlen und sterilisiert, wodurch die Kakaomasse entstand. Zusätzlich nutzten die Forschenden allerdings noch den inneren Teil der Kakaofruchtschale und verarbeitete ihn zu einem Pulver. Dies vermengte es mit einem Teil des Fruchtfleisches zu einem süßen Gelee.
Dieses ersetzte in der neuen Schokolade den normalerweise zugefügten Kristallzucker. Trotz der zusätzlichen Verarbeitung ist diese Schokoladenrezeptur nach Autorenangaben im Durchschnitt umweltfreundlicher als die herkömmliche. Die Kakaofruchtschokolade hat nach ETH-Angaben dank des als Süßungsmittel verwendeten Kakaogelees einen etwas höheren Ballaststoffgehalt als eine durchschnittliche europäische dunkle Schokolade - 15 Gramm gegenüber 12 Gramm pro 100 Gramm. Zudem enthalte sie nur 23 Gramm gesättigte Fettsäuren im Vergleich zu 33 Gramm bei einer durchschnittlichen europäischen dunklen Schokolade.
Genießer müssen sich noch gedulden
Die Kleinbauern könnten mit der neuen Schokolade weitere Bestandteile der Frucht vermarkten und so zusätzliches Einkommen gewinnen, schreibt das Team. Es bleibe nur noch die äußere Fruchtschale übrig, die nach ETH-Angaben traditionell vor allem als Brennmaterial verwendet oder kompostiert wird.
Bis man die Schokolade kaufen kann, wird es noch einige Zeit dauern. "Wir haben zwar gezeigt, dass unsere Schokolade attraktiv und sensorisch vergleichbar ist", sagt Mishra. "Doch nun muss erst einmal die gesamte Wertschöpfungskette vervollständigt werden, angefangen bei den Kakaobauern, die Trocknungsanlagen benötigen. Erst wenn vom Lebensmittel verarbeitenden Betrieb genug Pulver hergestellt wird, kann die Kakaofruchtschokolade in größerem Maßstab durch einen Schokoladenproduzenten hergestellt und vermarktet werden." Konsumenten müssen sich somit vorerst noch gedulden. Immerhin hat die ETH die Rezeptur für die Kakaofruchtschokolade zum Patent angemeldet.
Quelle: ntv.de, gri/dpa