Lesen und Rechnen Jeder Vierte kann's nicht richtig
11.03.2011, 10:02 UhrMit Lesen und Rechnen tun sich nicht nur Schüler schwer. Eine Studie nach dem Vorbild des PISA-Tests zeigt: Auch viele Erwachsene haben gravierende Schwächen. Vor allem Arbeitslose haben mitunter schon mit einfachen Lese- und Rechenaufgaben Probleme.
Jeder Vierte Bundesbürger hat Schwierigkeiten mit dem Lesen und Rechnen. Die Schwächen seien so groß, dass sich darauf auch im Alltag oft unüberwindbare Probleme ergäben, wie eine Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ergab. Den Betroffenen fehle damit auch die Voraussetzung, um langfristig auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Die 2007 begonnene Untersuchung "Arbeiten und Leben im Wandel" (ALWA) soll nach dem Vorbild der PISA-Studie für Schüler Erkenntnislücken über den Bildungsstand bei Erwachsenen schließen. Das IAB, die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA), hat für den Test bei knapp 4000 Bundesbürgern zwischen 18 und 52 Jahren die Lese- und Rechenfähigkeiten getestet.
Demnach verfügten fünf Prozent der Getesteten nicht einmal über die grundlegendsten Rechenfähigkeiten des untersten Testniveaus eins. 19 Prozent lösten gerade noch Aufgaben des immer noch unzureichenden Niveaus zwei. Das Gros der Getesteten, nämlich 45 Prozent, lösten Aufgabe auf dem mittleren Niveau drei, 30 Prozent Aufgabe der obersten Niveaus vier bis fünf.
Noch größere Schwächen offenbarte der "Erwachsenen-Pisa-Test" beim Lesen. So erreichten 26 Prozent der Getesteten nur die Stufen eins und zwei - zu wenig, um damit den Alltag bewältigen zu können, wie die Forscher betonten. 55 Prozent kamen gerade noch mit einfacheren Texten der Stufe drei klar. Nur bei 19 Prozent der Getesteten stellten die Forscher eine gute bis sehr gute Lesekompetenz der Stufen vier und fünf.
Erwerbstätige selten betroffen
Frauen können der Untersuchung zufolge besser lesen, Männer besser rechnen. Erwerbstätige können deutlich besser lesen und rechnen als Arbeitslose, aber auch als Hausfrauen, Hausmänner und Rentner, stellten die Forscher fest. Unklar sei allerdings, ob die entsprechenden Kompetenzen bei Jobsuchern sich wegen ihrer Arbeitslosigkeit verringert hätten oder ob sich unter Arbeitslosen besonders viele Männer und Frauen mit Lese- und Rechenschwäche befänden, betonen die Forscher.
Bei Getesteten mit ausländischen Wurzeln hängt die Lese- und Rechenkompetenz hauptsächlich davon ab, wie es deren Eltern mit der deutschen Sprache gehalten haben. Migranten, in deren Elternhäusern hauptsächlich Deutsch gesprochen wurde, wiesen nahezu die gleichen Testergebnisse wie die deutschen Probanden auf. Dagegen zeigten Migranten, die hauptsächlich mit ihrer Muttersprache aufgewachsen sind, deutliche Defizite sowohl beim Lesen als auch beim Rechnen, betonten die Arbeitsmarktforscher.
Quelle: ntv.de, dpa