NSU-Prozess Die «Brigitte» ist dabei - «FAZ» und «taz» nicht
29.04.2013, 17:26 Uhr«Wo sind bloß die guten Männer?», fragt die «Brigitte» auf der aktuellen Titelseite zu einem Dossier über das Thema Liebe. Mit politischer Berichterstattung fiel das Blatt bisher weniger auf. Doch nun konnte die «Brigitte» einen Platz im Münchner NSU-Prozess ergattern - während die «Frankfurter Allgemeine», «Die Welt», «taz» oder «Die Zeit» leer ausgingen.
Insgesamt fünfzig fest reservierte Plätze für Journalisten gibt es in dem am Montag beginnenden Prozess gegen Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Unterstützer des rechtsextremen Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). In der mittlerweile wieder aufgehobenen ersten Akkreditierungsrunde hatte das Gericht diese nach Schnelligkeit vergeben - diesmal wurde verlost. Mit der Folge, dass es gravierende Verschiebungen im Vergleich zur ersten Runde gab.
Ein Erfolg war das Verfahren vor allem für die türkischen Medien - aus der Türkei stammen acht der zehn NSU-Opfer. Die Zeitung «Sabah», die mit ihrer erfolgreichen Klage vor dem Bundesverfassungsgericht gegen das erste Verfahren die neue Platzvergabe ausgelöst hatte, ist nun dabei. Ebenfalls dabei sind die türkischen Zeitungen «Hürriyet» und «Evrensel», die türkische Nachrichtenagentur IHA sowie das Istanbuler Büro des Senders Al-Dschasira. Für Griechenland, von wo ein NSU-Opfer stammt, berichtet nun der Rundfunksender ERT.
Während mit diesen sechs Plätzen die Vorgabe aus Karlsruhe, für mindestens drei Medien aus den Herkunftsländern der Opfer Platz zu schaffen, übererfüllt wurde, war das Losverfahren für überregionale deutsche Zeitungen ein Flop.
Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung», «Die Welt», die «taz» und der Berliner «Tagesspiegel» gingen leer aus - in der ersten Runde hatten sie einen Platz abbekommen. Auch die «Süddeutsche Zeitung» gewann keinen Platz. Die «SZ» wird aber durch ein Hintertürchen wohl doch in den Gerichtssaal kommen: Das Magazin der «SZ» - eine kostenlose wöchentliche Beilage - erhielt einen Platz und darf diesen weitergeben. Auch der «Stern» und die «Zeit» hatten Lospech, sie waren ebenfalls ursprünglich dabei. Ihre Plätze behalten konnten die großen Zeitungen und Magazine «Bild», «Spiegel», «Focus». Bei den Sendern sind weiter die ARD sowie deren Regionalsender WDR, Bayerischer Rundfunk und SWR dabei.
Insgesamt nahmen 324 Medien an der Verlosung teil - für das erste Akkreditierungsverfahren hatten sich nur 129 Medien gemeldet. Unter den neu in das Anmeldeverfahren eingestiegenen Medien sind auch einige kuriose Bewerber, die nun berichten dürfen. Einen Platz hat etwa Ebru TV, ein in Offenbach sitzender Fernsehsender, der über Satellit zu empfangen ist. Bei den privaten Radiosendern gewann der Stadtradiosender Radio Lotte Weimar. Und als einziges Onlinemedium gewann Hallo-muenchen.de einen Platz. Dies ist der Internetauftritt einer aus Werbung finanzierten Zeitung, die die Münchner gratis in ihre Briefkästen bekommen.
Hintergrund
OLG findet nur zweitbeste Lösung
Externer Link (pdf-Dokument)
Ergebnis des Losverfahrens
Quelle: ntv.de, AFP