Wegen Kindesmissbrauch verurteilt Priester muss sich auch vor Vatikanjustiz verantworten
09.08.2016, 09:43 UhrDer irische Priester John O'Reilly, der wegen jahrelangen Missbrauchs eines kleinen Mädchens in Chile zu vier Jahren Schutzaufsicht verurteilt worden war, muss sich nun auch im Vatikan einem Verfahren stellen. Dies teilte der ultrakonservative katholische Orden Legionäre Christi mit.
Wann der Prozess vor der Vatikanjustiz beginnen soll und welche Höchststrafe droht, war zunächst unklar. O'Reilly vom Orden Legionäre Christi war im November 2014 schuldig gesprochen worden, ein Mädchen von 2010 bis 2012 missbraucht zu haben. Vom Vorwurf, auch die ältere Schwester sexuell belästigt zu haben, wurde er aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Für seine Taten nutzte O'Reilly seine Stellung als Kaplan und spiritueller Direktor in einer teuren, von Geistlichen betriebenen Schule von Santiago de Chile aus. O'Reilly war bis zum Auffliegen des Skandals einer der einflussreichsten Priester Chiles mit besten Kontakten in Wirtschaft und Politik.
2008 gewährte ihm der Kongress die chilenische Staatsbürgerschaft. Diese wurde ihm im März 2015 entzogen. Die Legionäre Christi hatten 2014 selbst mitgeteilt, dass mehrere ihrer Priester des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen für schuldig befunden worden seien.
Tausende Missbrauchsfälle in mehreren Ländern haben die katholische Kirche in den vergangenen Jahren in eine Krise gestürzt. Papst Franziskus kündigte kurz nach dem Beginn seines Pontifikats an, härter gegen Kindesmissbrauch in der Kirche vorzugehen.
Quelle: ntv.de, AFP