Kreml testet Nato-Verteidigung Selenskyj: Putin wird weiteres europäisches Land angreifen
28.09.2025, 11:55 Uhr Artikel anhören
In der vergangenen Nacht habe es einen massiven, mehr als zwölfstündigen Angriff gegeben, sagt Selenskyj.
(Foto: AP Photo/Efrem Lukatsky)
Mehr als drei Jahre läuft der russische Krieg - und Putin hat noch nicht genug. Das sagt zumindest der ukrainische Präsident Selenskyj. Er prognostiziert weitere Manöver des Kreml gegen europäische Staaten. "Niemand weiß, wo", sagt Selenskyj, einen Verdacht hat er aber.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geht davon aus, dass Russlands Präsident Wladimir Putin den Krieg in der Ukraine ausweiten werde, indem er ein weiteres europäisches Land angreift. "Putin wird nicht warten, bis sein Krieg in der Ukraine beendet ist. Er wird eine andere Richtung einschlagen. Niemand weiß, wo. Das ist sein Ziel", sagte er in Kiew, wie der "Guardian" berichtet.
Russland bereite sich auf einen größeren Krieg vor. Mit den jüngsten Drohneneinsätzen in Dänemark, Polen und Rumänien sowie den Flügen seiner Kampfjets etwa im estnischen Luftraum habe der Kreml die Verteidigungsfähigkeit der Nato testen wollen.
"Italien könnte als nächstes dran sein", schrieb Selenskyj auf X zu möglichen Zielen des Kreml. "Man sieht [Bewegungen in Richtung] Norwegen, Dänemark. Es gibt Signale aus Schweden." Putin versuche herauszufinden, "was die Europäer haben", um sich zu verteidigen. Selenskyj deutete an, dass die Regierungen der europäischen Staaten Schwierigkeiten hätten, mit dieser neuen und gefährlichen Bedrohung umzugehen.
"Sind bereit, Erfahrungen weiterzugeben"
Mit Blick auf die gezielt in den polnischen Luftraum gesteuerten Drohnen sagte Selenskyj: "Ich vergleiche nicht unsere Streitkräfte. Wir befinden uns im Krieg und sie [Polen] nicht", sagte er. Allerdings würden Vertreter mehrerer nicht genannter Länder in die Ukraine reisen, um eine "praktische Schulung" zur Abwehr russischer Luftangriffe zu erhalten. "Wir sind bereit, unsere Erfahrungen weiterzugeben", fügte er im "Guardian" hinzu.
Auch der Generalmajor Maik Keller, Koordinator der Nato-Unterstützung für die Ukraine, sagte in einem Interview, dass das Verteidigungsbündnis schon jetzt von den Ukrainern lernen würde. "Drohnentechnologie ist das beste Beispiel. Bei Drohnen können den Ukrainern wenige auf der Welt etwas vormachen", sagte er. Rund 30 Staaten würden sich in der Lucius-D.-Clay-Kaserne in Wiesbaden beratschlagen, darunter viele Nato-Länder, aber eben auch die Ukraine.
Mehr als dreieinhalb Jahre dauert der Krieg inzwischen an. In der vergangenen Nacht habe es einen massiven, mehr als zwölfstündigen Angriff gegeben. Der ukrainische Präsident sprach auf X von "gezieltem Terror gegen gewöhnliche Städte". Nahezu 500 Drohnen und mehr als 40 Raketen wären von Russland aus abgefeuert worden. "In Kiew wurden bislang vier Tote gemeldet, darunter ein zwölfjähriges Mädchen", teilte Selenskyj mit. "In der gesamten Ukraine wurden mindestens 40 Menschen verletzt, darunter auch Kinder." Neben zivilen Zielen habe der Kreml eine Reifenfabrik und eine Herzklinik attackiert.
Quelle: ntv.de, mpa/spl