Letzter Test vor 33 Jahren Trump kündigt sofortigen Beginn von Atomwaffentests an
30.10.2025, 02:34 Uhr Artikel anhören
Trumps Ankündigung erfolgt wenige Stunden vor seinem geplanten Treffen mit Chinas Staatschef Xi.
(Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire)
Ein Experte spricht von einem "Geschenk für Russland": Die USA werden nach mehr als 30 Jahren wieder Atomwaffen testen, wie Präsident Trump verkündet. Er begründet die Maßnahme mit den Testprogrammen rivalisierender Staaten.
US-Präsident Donald Trump hat das US-Verteidigungsministerium angewiesen, unverzüglich wieder Atomwaffentests aufzunehmen. "Wegen der Testprogramme anderer Länder habe ich das Kriegsministerium angewiesen, auf gleicher Basis mit dem Testen unserer Atomwaffen zu beginnen. Dieser Prozess wird unverzüglich beginnen", schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Welche Waffen getestet werden sollen, sagte er nicht.
Die Äußerung erfolgte kurz vor dem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Südkorea. China ist auch eine etablierte Atommacht, genauso wie Russland, Großbritannien und Frankreich. Insgesamt gibt es aktuell nach einem Bericht des Friedensforschungsinstituts Sipri neun Staaten, die über Atomwaffen verfügen. Neben den bereits genannten Ländern zählen dazu auch Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel.
Tests liefern technische Daten darüber, wie sich neue Atomwaffen verhalten und ob ältere Waffen noch funktionstüchtig sind. Ein solcher Test würde in Russland und China zudem als eine bewusste Demonstration der strategischen Macht der USA gewertet werden.
Trump würde sich über Moratorium hinwegsetzen
Der bisher letzte Atomtest der USA war am 23. September 1992 auf dem Gelände durchgeführt worden, das heute als Nevada National Security Site bekannt ist. Im selben Jahr hatte der damalige US-Präsident George H. W. Bush ein Moratorium für unterirdische Atomtests verkündet. Die USA haben jedoch die Möglichkeit, Tests auf demselben Gelände wieder aufzunehmen. Laut dem wissenschaftlichen Dienst des US-Kongresses ist der Präsident unter bestimmten Bedingungen befugt, einen Atomwaffentest zu erlauben.
Sollten die USA tatsächlich erstmals seit mehr als 30 Jahren erneut Atomwaffentests durchführen, könnten sich auch andere Atommächte aus der Deckung wagen. "Ich glaube nicht, dass Tests notwendig sind, um die Zuverlässigkeit des US-Atomarsenals zu gewährleisten", zitierte das "Wall Street Journal" Gary Samore, der als führender Experte für Massenvernichtungswaffen im Nationalen Sicherheitsrat des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton tätig war. "Es wäre ein Geschenk für Russland und China, die neue Arten von Atomwaffen entwickeln und von einer Wiederaufnahme der Tests profitieren würden."
Die USA haben zwischen 1945 und 1992 nach Kongressangaben mehr als 1.000 Atomtests durchgeführt. China hat nach Angaben der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN) 45 Atomtests vorgenommen, den letzten davon 1996. Die USA verfügen damit über umfangreichere Daten als China.
Seit 1998 hat kein anderes Land außer Nordkorea einen Atomtest durchgeführt. Nordkorea führte seine bisher letzten Tests zwischen den Jahren 2006 und 2017 durch. Allerdings verfügen die USA über ein umfangreiches Programm, um die Zuverlässigkeit ihres Atomarsenals sicherzustellen. Dazu gehören Computersimulationen, Tests mit Atommaterial, bei denen keine Kettenreaktion stattfindet, sowie Tests von Raketen und Sprengkopftechnologien. Solche Maßnahmen machen nach Ansicht mancher Experten Atomtests überflüssig.
Im US-Parlament regt sich bereits erster Widerstand gegen Trumps Pläne. "Absolut nicht. Ich werde ein Gesetz einbringen, um dem ein Ende zu setzen", schrieb die demokratische Kongressabgeordnete aus Nevada, Dina Titus, auf der Plattform X.
Reaktion auf russische Tests
Hintergrund von Trumps Ankündigung sind jüngste russische Atomwaffenübungen. Kremlchef Wladimir Putin hatte am Mittwoch erklärt, Russland habe erfolgreich einen nukleargetriebenen Super-Torpedo vom Typ Poseidon getestet. Zudem testete Russland am 21. Oktober eine neue Burewestnik-Rakete und veranstaltete am 22. Oktober Übungen zum Einsatz von Atomwaffen. Trump schrieb dazu: "Russland ist Zweiter, und China ist ein weit abgeschlagener Dritter, wird aber sogar innerhalb von fünf Jahren gleichauf sein."
Die USA hatten das Atomzeitalter im Juli 1945 mit dem Test einer 20-Kilotonnen-Atombombe in Alamogordo im US-Bundesstaat New Mexico eingeläutet. Im August 1945 warfen sie dann Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki ab, um den Zweiten Weltkrieg zu beenden. Schätzungsweise mehr als 70.000 Menschen starben auf einen Schlag in Hiroshima, bis Ende 1945 waren es schon 140.000. In Nagasaki starben bis Jahresende etwa 70.000 Einwohner. Die genaue Opferzahl wird sich nie ermitteln lassen, weil viele erst an den Spätfolgen durch die Strahlung starben.
Nach Einschätzung der UN-Beauftragten für Abrüstungsfragen, Izumi Nakamitsu, ist das Risiko eines Atomwaffeneinsatzes so hoch wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. "Es ist bemerkenswert, wie schnell wir die Lehren des Kalten Krieges vergessen haben", sagte sie im April. "Zu keiner Zeit seit der Hochphase des Kalten Krieges war das Risiko eines Einsatzes von Atomwaffen so hoch – und die Mechanismen, die ihren Einsatz verhindern sollen, so fragil".
Quelle: ntv.de, ino/ghö/dpa/rts