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Technik steigert Lust auf Leistung 140 PS bei Neuwagen nur Mittelmaß

Nicht nur SUV fahren inzwischen mit 140 PS vor. Bereits in der Mittelklasse gehört diese Pferdestärke zum guten Ton.

Nicht nur SUV fahren inzwischen mit 140 PS vor. Bereits in der Mittelklasse gehört diese Pferdestärke zum guten Ton.

Autos werden immer größer und stärker. Allein in den letzten 20 Jahren hat die PS-Zahl um gut 50 Prozent zugelegt. Ein Grund ist die Vorliebe der Käufer für SUV, behauptet das CAR. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.

Nach Annahme des CAR ist vor allem der SUV-Boom für die zunehmende PS-Zahl verantwortlich.

Nach Annahme des CAR ist vor allem der SUV-Boom für die zunehmende PS-Zahl verantwortlich.

In Deutschland gekaufte Autos werden immer stärker. Die Motorleistung des durchschnittlichen Neuwagens hat 2014 einen Rekordstand von 140 PS erreicht. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 138 PS, wie aus einer Studie des Center of Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen hervorgeht.

Somit setzt sich der Trend zu immer mehr Leistung fort: Lag der mittlere PS-Wert 1995 noch bei 95 PS, durchbrach er schon zwei Jahre später die 100er-Marke. Seit 2007 überschreitet er sogar regelmäßig die 130-PS-Grenze. Einzige Ausnahme war das Abwrackprämienjahr 2009, als die hohe Zahl neuer Kleinwagen für ein Absinken des Durchschnittswerts auf 118 PS sorgte.

Als einen der Gründe für das Leistungs-Wachstum hat CAR-Direktor Ferdinand Dudenhöffer den SUV-Boom ausgemacht. Diese seit Jahren zunehmend stärker gefragten Modelle sind größer und schwerer als vergleichbare Standard-Pkw und werden daher in der Regel mit kräftigeren Motoren verkauft. Im vergangenen Jahr lag die durchschnittliche Leistung in diesem Segment mit 166 PS deutlich über dem Gesamtschnitt. Darüber hinaus hat zumindest im vergangenen Jahr der günstige Kraftstoffpreis den Trend zu immer stärkeren Autos unterstützt.

Turbolader sorgt für mehr Bums

Den PS-Boom alleine auf den Verkauf von SUV zu reduzieren, ist natürlich Unsinn. Mit der über die Automobilindustrie rollenden Sparwelle schrumpften in den letzten Jahren auch die Zylinderzahlen, aber die Motorleistung stieg. Möglich machte das der Turbolader. Schon vor 40 Jahren wurde die Technik benutzt, um PS-Träume sprießen zu lassen. Denn seinerzeit ging es tatsächlich nur um den Extrakick an Power. War der Turbo seinerzeit aber nur zur Aufladung von Benzinern vorgesehen, bringt er heute auch Diesel auf Trab. Der Vorteil: Durch das hohe Drehmoment bleibt das bei Benzinern oft gefürchtete Turboloch aus.

Der Turbolader sorgt für immer mehr Leistung.

Der Turbolader sorgt für immer mehr Leistung.

Eine Studie des Automobilzulieferers Honeywell prognostiziert, dass in fünf Jahren vier von zehn weltweit gebauten Neuwagen einen Turbomotor haben werden. Allein in China wird sich der Anteil von derzeit 23 Prozent bis 2019 auf 41 Prozent erhöht haben. In Europa, wo der Turbo wegen des Diesel-Anteils mit 67 Prozent bereits sehr hoch ist, wird lediglich ein Wachstum auf 69 Prozent und 16 Millionen Fahrzeuge erwartet. Für die Hersteller bedeutet der Turbo aber nicht nur mehr PS, sondern auch einen entsprechend geringeren Verbrauch. Unter dieser Maßgabe werden nicht nur SUVs mit mehr Leistung versehen, sondern auch ganz normale Alltagsmodelle.

VW legt am meisten zu

Unter den deutschen Marken haben besonders die Pkw von VW in den vergangenen zwei Jahrzehnten an Kraft zugelegt. Kam der durchschnittliche Kunde 1995 noch mit 79 PS aus, waren es 2014 bereits 128 PS. Der große Sprung liegt aber auch darin begründet, dass die Wolfsburger ihr Angebot in der Vergangenheit durch neue große Modelle wie die Limousinen Phaeton und CC sowie die SUV Touareg und Tiguan ergänzt haben. Am unteren Ende gewachsen ist hingegen das Angebot des Sportwagenherstellers Porsche, der mit Boxster/Cayman und zuletzt dem Macan mittlerweile auch kleinere Modelle anbietet. Aber auch hier legten - dank der Turbotechnik - die Durchschnittsleistungen der verkauften Neuwagen von 290 PS auf 342 PS zu.

Parallel zum Leistungszuwachs nimmt mit Hilfe der Turbolader der Spritverbrauch ab – zumindest auf dem Papier. Von 2003 bis 2014 ist der durchschnittliche CO2-Ausstoß der verkauften Neuwagen nach Herstellerangaben von 175,8 Gramm auf 133 Gramm pro Kilometer gesunken. Im Schnitt benötigen Neuwagen heute demnach nur noch umgerechnet 5,6 Liter Benzin beziehungsweise 5,0 Liter Diesel. Allerdings handelt es sich dabei um theoretische Werte – im Alltag dürfte der Verbrauch deutlich höher ausfallen.

Vor allem bei neueren Autos klaffen Norm- und Praxiswert immer weiter auseinander. Zum einen, weil die Hersteller Lücken in den Prüfvorschriften immer konsequenter nutzen, zum anderen, weil Turbomotoren unter Leistungsdruck angefettet werden müssen. Bei leistungsbetonter Fahrweise klaffen Normverbrauch und Praxiswerte sehr stark auseinander. Um diese Anreicherungsexzesse zu vermeiden, müssten die Hersteller temperaturfeste und damit sehr teure Turbolader verbauen. Für die Zukunft ist das nicht unmöglich. Allerdings ist die Technik wohl zuerst in den ohnehin teuren Sportwagen zu erwarten.

Quelle: ntv.de, hpr

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