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Neuer Kia Cee’d in den Startlöchern Angriff auf die Kompaktklasse

Zunächst kommt der Fünftürer auf den Markt, 2013 folgt der Dreitürer.

Zunächst kommt der Fünftürer auf den Markt, 2013 folgt der Dreitürer.

(Foto: Axel F. Busse)

Mit überschaubarem Motorenangebot, aber mit einem Sack voller Komfort- und Assistenzsystemen schickt Kia sein neues Modell Cee'd in den Markt. Fünftürer und Kombi kommen dieses Jahr, der Dreitürer bleibt geheimnisumwittert.

In der Kfz-Zulassungsstelle des beschaulichen Heidestädtchens Celle ist immer Hochbetrieb, wenn Kia seinen neuen Kompakten vorstellen will. Nirgendwo sonst in Deutschland ist das Kennzeichen "CE-ED" zu bekommen und der koreanische Hersteller will es sich natürlich nicht nehmen lassen, seine eigenen Testfahrzeuge mit einem authentischen Nummernschild auszustatten. Derartige Spielchen sind bei den Marken, die sich dafür eignen (MI-NI, AUR-IS) durchaus beliebt, können aber über tatsächliche Stärken und Schwächen der Produkte selten hinweg täuschen.

Gegenüber dem Vorgänger ist der neue Cee'd um 50 Millimeter gewachsen.

Gegenüber dem Vorgänger ist der neue Cee'd um 50 Millimeter gewachsen.

(Foto: Axel F. Busse)

Täuschungsmanöver sind beim neuen Cee'd aber auch gar nicht nötig, denn hier wurde ein Paket geschnürt, dass die anvisierten 13.000 Verkäufe noch dieses Jahr sehr realistisch erscheinen lässt. Wesentlichen Anteil an der positiven Wirkung hat der Deutsche Peter Schreyer, der als Chef-Designer der Marke die Produkte Stück für Stück europäisiert und massenkompatibel gemacht hat. Der ehemalige Audi-Zeichner hat einen harmonischen Fünftürer auf die Rädern gestellt, dessen ansteigende Seitenlinie charakteristisch ist und dessen vier Seitenfenster eine individuelle Note ins eher uniforme Kompaktsegment bringen.

"Nie mehr zweite Liga"

Kia gehört zu den erstaunlichsten Pkw-Herstellern auf dem deutschen Markt. Von seltenen Ausreißern abgesehen, werden jährlich zweistellige Zuwachsraten vorgelegt, ein Marktanteil von zwei Prozent scheint in greifbarer Nähe. Schon 2016 will die Schwestermarke von Hyundai in Deutschland 100.000 Autos pro Jahr verkaufen. Der Cee'd spielt in dieser Planung eine gewichtige Rolle, denn das Kompaktsegment ist mit einem Anteil von 22 Prozent am Gesamtvolumen des deutschen Pkw-Marktes ein zentrales Spielfeld für die Manager aus Korea. Weltweit ist Kia längst zum Global Player aufgestiegen und verkauft so viele Autos wie Audi und Mercedes zusammen.

Das Volumen des Kofferraums wuchs um 40 auf 380 Liter.

Das Volumen des Kofferraums wuchs um 40 auf 380 Liter.

(Foto: Axel F. Busse)

"Nie mehr zweite Liga", sagt denn auch Geschäftsführer Martin van Vugt selbstbewusst, wenn es um die Präsenz im deutschen Markt geht. "Wir wachsen nicht um des Wachstums willen, sondern kontrolliert und planmäßig". Doch da, wo der Cee'd spielt, ist es auch am schwersten zu gewinnen. Mehr als zwei Drittel des so genannten C-Segments, also der Kompakt-Limousinen, in Deutschland werden von einheimischen Marken gehalten. Allen voran Volkswagen mit dem Golf, aber auch der Opel Astra und der Ford Focus werden von den Kunden gern gekauft. Und da gibt es ja auch noch die hauseigene Konkurrenz, denn auch Hyundai ist mit seinem i30 hierzulande nicht unbeliebt.

Anders jedoch als zum Beispiel Marktführer VW Golf geht Kia mit einem überschaubaren Motorenangebot an den Start. Zwei Benziner und zwei Diesel sollen die Kundebedürfnisse abdecken. Sie sind jeweils 1,4 und 1,6 Liter groß und starten bei einer Leistung von 90 PS (Diesel). Der kleine Ottomotor hat 100 PS, es folgen der nächste Diesel mit 128 und der Top-Benziner mit 135 PS. Dazu gibt es eine 6-Gang-Handschaltung und ein neues Doppelkupplungsgetriebe, das der Hyundai-Konzern selbst entwickelt hat. Allerdings ist es bisher nur in Verbindung mit dem 135-PS-Benziner zu haben, da das Drehmoment des "großen" Diesels zu hoch ist, um dauerhaft reibungslosen Betrieb garantieren zu können.

Neues Doppelkupplungs-Getriebe

Das neue Doppelkupplungsgetriebe verfügt über sechs Schaltstufen.

Das neue Doppelkupplungsgetriebe verfügt über sechs Schaltstufen.

(Foto: Kia)

Drehmoment ist auch der Begriff, der bei der Bewertung der Fahreigenschaften die bedeutendste Rolle spielt. Ebenso wie der 1,6-Liter-Benziner verzichtet der 1,4-Liter-Vierzylinder auf eine Turbo-Aufladung. Das bedeutet, das ein Drehmoment-Maximum von 137 Newtonmetern erst ab einer hohen Drehzahl (in diesem Fall 4200 Umdrehungen) erreicht werden kann. Wer sparsam fahren will, und das wollen die meisten Autofahrer, vermeidet aber hohe Drehzahlen, weil die den Spritverbrauch in die Höhe treiben. Das hat zur Folge, dass man die Fahrt im Modell 1.4 CVVT zwar als angenehm ruhig, komfortabel und entspannt erlebt, aber leider auch als nahezu temperamentfrei. Das Einfädeln auf dem Beschleunigungsstreifen der Autobahn oder das Überholen auf der Landstraße wollen unter diesen Umständen wohl überlegt und vorausschauend geplant werden.

Das gilt leider in ähnlichem Maße für den 135 PS starken 1,6-Liter-Motor, der im Falle dieser Testfahrt mit dem neuen DCT-Direktschaltgetriebe ausgestattet war. Die Kraftübertragung hält ihr Versprechen in Sachen Schaltkomfort und Zugkraft-Kontinuität, ist aber auch mit einen kräftigen Tritt aufs Gas kaum aus der Ruhe zu bringen. Einem Kompakten darf man 135 PS ruhig anmerken, was jedoch in diesem Fall nicht so recht glücken wollte.

"Wichtiges Signal an die Kunden"

Mit einem Leergewicht von rund 1300 Kilo ist der Cee'd auch kein ausgesprochener Bruder Leichtfuß, denn in Sachen Ausstattungsoptionen will sich der koreanische Herausforderer keine falsche Bescheidenheit vorwerfen lassen. Soll also künftig ein opulent ausgestatteter Kompakter ein bisschen forscher vom Fleck kommen, so wird der Hersteller wohl über kurz oder lang nicht darum herum kommen, Turbo-Benziner ins Programm zu nehmen. Die haben bauartbedingt mehr Dampf im unteren Drehzahlbereich, können so etwas wie Fahrspaß vermitteln und sind nicht mehr so durstig wie früher. Als Beispiel, wie es geht, taugt der 1,6 Liter große Diesel, der mit kräftigen 260 Newtonmetern antritt, dabei überwiegend laufruhig und kultiviert zu Werke geht, und an Defizite in der Längsdynamik nicht denken lässt. In der Eco-Dynamics-Ausführung zeigt er mit nur 97 Gramm CO2 je Kilometer einen bemerkenswerten Sparwillen, denn dieser Wert bedeutet nach Norm lediglich 3,7 Liter Verbrauch je 100 Kilometer.

Voll auf Augenhöhe mit den Platzhirschen im Kompaktsegment, und hier und da sogar eine Idee voraus, ist der Cee’d beim Thema Ausstattung. Schon in der Basisversion für 13.990 Euro (sie wird bis September 440 Euro günstiger angeboten als der Vorgänger) sind ein Audiosystem, elektrische Außenspiegel und Fensterheber, Multifunktionslenkrad, Zentralverriegelung und Bordcomputer vorhanden. Eine Trimline höher gibt es noch Parksensoren hinten, Klimaanlage und Lederlenkrad hinzu. Die Diesel-Topversion für 22.390 Euro bekommt außer Navigationssystem und Xenon-Scheinwerfern auch adaptives Kurvenlicht, Leichtmetallfelgen, Einpark- und Spurhaltesystem, Alu-Sportpedale sowie einen elektrisch einstellbaren Fahrerseite mit auf den Weg. Für einen vergleichbar ausgestatteten VW Golf muss man etwa 4000 Euro mehr bezahlen. Und der hat dann auch keine 7-Jahres-Garantie, wie sie Kia bietet.

Restwerte, also der Preis, den man für einen Gebrauchten erzielen kann, sind in Deutschland ein großes Thema. Da haben die einheimischen Produkte noch immer Vorteile. Aber Kia sieht sich auf einem guten Weg, die Akzeptanz sei auf dem Weg nach oben, heißt es. Der Fünftürer, der zwei Drittel des deutschen Volumens ausmachen wird, soll diesen Trend festigen. Und das Garantieangebot, da ist sich Geschäftsführer van Vugt sicher, sei "ein wichtiges Signal an bestehende und künftige Kunden".

Quelle: ntv.de

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