Stil-Mix auf der IAA Autobauer setzen auf die Nische
12.09.2005, 15:41 UhrDie höchsten Spritpreise in der Geschichte, ein enormer Kostendruck und drohender Stellenabbau machen den Autoherstellern derzeit das Leben schwer. In Deutschland tobt wie in anderen Märkten eine ruinöse Rabattschlacht. Den Weg aus der Krise suchen die Autobauer in einer Vielzahl neuer Modelle, die den Geschmack jedes Kunden treffen und den Absatz ankurbeln sollen. "Ab in die Nische" könnte das Motto der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA (15. bis 25. September) lauten, die am Montag mit Pressetagen in Frankfurt beginnt. Am Dienstag eröffnet Bundeskanzler Gerhard Schröder die IAA offiziell. Die Branche stellt dort 77 Neuheiten ins Rampenlicht.
Bei einem Durchschnittsalter der Wagen auf Deutschlands Straßen von 7,8 Jahren haben die Käufer Nachholbedarf. "Angesichts sinkender Margen müssen die Hersteller ihren Absatz steigern", sagt Autoanalyst Albrecht Denninghoff von der Hypo-Vereinsbank. "Mit Nischen-Produkten bringen sie die Leute am ehesten dazu, Geld auszugeben." Auffallend ist auf der IAA die Renaissance bezahlbarer Cabriolets. Opel führt mit dem Astra Cabrio, der um die 25.000 Euro kosten soll, nach dem Tigra Twin Top bereits das zweite Modell mit Stahldach vor. Konkurrent VW zeigt den lang erwarteten Golf-Cabrio-Nachfolger, der Anfang 2006 erhältlich sein wird.
Mit Geländewagen und Stil-Mix (Crossover) wollen die Hersteller Käufer faszinieren. Die Verbindung zwischen Luxuslimousine und sportlichem Geländewagen markieren die Mercedes R-Klasse und der erste Geländewagen der VW-Tochter Audi Q7, der über eine Rückfahrkamera verfügt. Basis für das Audi-Modell ist der VW Touareg. "Damit die Autobauer bei der Modellvielfalt ihre Kosten im Griff halten, müssen sie auf gleiche Komponenten und Plattformen zurückgreifen", sagt Autoexperte Eric Heymann von der Deutschen Bank. Zu einem extrem niedrigen Preis ab 15.000 Euro bringt der chinesische Autobauer Jiangling den Geländewagen Landwind auf den deutschen Markt, der sich an den alten Opel Frontera anlehnt.
Die Chinesen feiern auf der diesjährigen IAA ihre Premiere. Was vor 35 Jahren die Japaner waren und vor 15 Jahren die Koreaner, wollen jetzt die Chinesen mit den weitgehend unbekannten Namen Geely, Brilliance und Jiangling werden. Branchenexperten prognostizieren den Chinesen in Europa in fünf Jahren einen Marktanteil von 1,5 Prozent. "Die Chinesen bieten Autos an, die so groß sind wie ein Passat und so günstig wie ein Golf - das wird ankommen", sagt Autoanalyst Denninghoff.
Getrieben von den Rekord-Benzinpreisen wird auf der Weltleitmesse IAA auch die Hybrid- und Diesel-Welle rollen. Auf jedem Stand werden Wagen mit Diesel-Partikelfiltern zu sehen sein. Hybrid-Fahrzeuge kombinieren einen Elektromotor mit einem Verbrennungsmotor und sparen vor allem im Stadtverkehr rund ein Drittel Kraftstoff. "Wegen der hohen Ölpreise rechnen wir im Jahr 2010 weltweit mit 74 Modellen und einer Gesamtverkaufszahl von rund einer Million Hybridfahrzeugen", lautet die Prognose der Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers. Den leistungsstärksten Hybridantrieb wird Marktführer Toyota mit seinem Luxuswagen Lexus 450h in Frankfurt vorstellen, der 340 PS besitzt. 20 Prozent mehr Leistung als sein Vorgänger hat der Honda Civic Hybrid.
Echte Hingucker auf der IAA werden aus deutscher Sicht die neue S-Klasse von Mercedes-Benz, der Porsche Cayman und die Kombis von VW-Passat und 3er BMW sein. Besondere Bedeutung messen Branchenkenner dem Kleinwagen Punto zu, der den kriselnden italienischen Autohersteller Fiat wieder in die Gewinnzone bringen soll. Pfiffig sind Studien wie der kugelrunde Moovie des französischen Herstellers Peugeot.
(von Marion Trimborn, dpa)
Quelle: ntv.de