Toyota & Co. in Japan Automobile Exoten
12.12.2003, 11:14 UhrAndere Länder, andere Sitten, andere Autos: Dieser Leitspruch der Leihwagenbranche gilt trotz der Globalisierung weltweit. Wohl nirgends aber werden die Unterschiede so deutlich wie in Japan. Die Zulassungsstatistik der Kfz-Händlervereinigung JADA in Tokio führt auf den ersten 20 Plätzen nicht einmal 10 Modelle, die mehr oder minder identisch auch in Europa angeboten werden.
Zu Hause bieten die Japaner eben das volle Programm. Während in Europa vor allem Durchschnittsmodelle für den kleinsten gemeinsamen Nenner angeboten werden und in den USA mehrheitlich die großen Limousinen sowie die schweren Sports Utility Vehicles (SUV) auf den Markt kommen, liefern sich die Japaner daheim ein buntes Wettrennen. Ausgetragen wird es mit vermeintlichen Exoten in allen Klassen.
Besonders ungewohnt für europäische Augen ist die japanische Oberklasse. Während hier zu Lande für Importeure gegen die Platzhirsche aus Stuttgart, Ingolstadt und München kein Kraut gewachsen zu sein scheint, haben japanische Hersteller daheim auf die Nachfrage nach mehr Größe mit entsprechenden Modellen reagiert.
Nissan etwa fährt mit dem feudalen Achtzylinder-Flaggschiff Cima und der gestreckten President-Version vor. Toyota setzt in der Oberklasse auf den Crown, den es in unterschiedlichen Längen und sogar mit zwölf Zylindern gibt. Und Honda bietet mit dem Inspire eine einheimische Alternative zum Luxusliner aus Deutschland. Dazu kommen noch die besonders veredelten Modelle der jeweiligen Nobelsparten Lexus (Toyota), Infinity (Nissan) und Acura (Honda).
Weit jenseits der globalen Gleichmacherei präsentiert sich auch das Angebot an Vans und Großraumlimousinen, bei denen die Japaner daheim das breite Spektrum vom kantigen Winzling bis hin zum üppigen Neunsitzer abdecken. Besonders hoch im Kurs stehen der beinahe würfelförmige Nissan Cube auf Basis des Micra, der sich beständig unter den ersten Zehn der Zulassungsstatistik hält. Hinzu kommen weitere "rollende Quader" von Toyota und Honda. Ebenfalls an der Grenze zum Van stehen der Honda Fit, der in Deutschland als Jazz bekannt ist, sowie die nächste Generation des Mitsubishi Colt, die nach Unternehmensangaben erst im Sommer 2004 nach Europa kommt.
Aus dem Straßenbild zumindest in Tokio weitgehend verschwunden sind dagegen die einstmals so populären K-Cars, die als Minis mit kompakten Abmessungen und winzigen Motoren vom Parkplatznachweis befreit waren und deshalb besonders hoch im Kurs standen. Dieses Feld bestellen derzeit vor allem Daihatsu und Suzuki, die sich nach Angaben ihrer Pressestellen in Japan weiterhin auf kleine Fahrzeuge wie den Daihatsu-Roadster Copen, den kantigen Retro-Van Suzuki Lapin oder den bei uns als YRV bekannten Daihatsu Max konzentrieren.
Künftig droht diesen Autos aber mit dem Smart erstmals echte Konkurrenz aus Europa. Und auch Mitsubishi hat dieses Segment nach Angaben von Pressesprecher Albrecht Trautzburg wiederentdeckt und mit der angeblich seriennahen Konzeptstudie Sero einen Beitrag für die Kleinstwagen-Klasse in Aussicht gestellt.
Beinahe völlig fremd ist japanischen Autofahrern dagegen offensichtlich die wiederentdeckte europäische Vorliebe für den automobilen Open-Air-Genuss. Denn Cabrios und Roadster, die in Europa nach Angaben von Marktbeobachtern zu den am stärksten wachsenden Fahrzeuggattungen zählen, spielen nur eine kleine Nebenrolle.
Und wenn dann tatsächlich mal ein Japaner offen unter der aufgehenden Sonne kreuzt, dann wählt er dafür allem Anschein nach keines der raren Cabrios aus einheimischer Produktion, sondern ein Importmodell - vorzugsweise aus Stuttgart, München oder Ingolstadt. Erst in den kommenden Monaten könnte sich daran etwas ändern, wenn auch in Japan der offene Nissan 350Z auf den Markt kommen sollte, nachdem er in den USA bereits für viel Bewegung gesorgt hat. Und damit wären die Japaner den Europäern mal wieder voraus: Nach Deutschland kommt der offene Zweisitzer nach Angaben von Nissan in Brühl bei Köln frühestens im Herbst 2004.
In Europa haben die Exoten aus Japan derzeit offensichtlich nur geringe Chancen. So hat in der Oberklasse bislang nur Toyota mit Lexus einen dauerhaften und nach Angaben des Unternehmens vergleichsweise erfolgreichen Vorstoß gewagt. Mazda dagegen hat seine beiden Xedos-Baureihen nach Angaben der Deutschland-Zentrale in Leverkusen mangels Nachfrage wieder vom Markt genommen. Und bei Honda und Nissan steht der Europa-Export von Acura und Infinity nach Aussagen der jeweiligen Pressestellen derzeit nicht zur Debatte.
Von Thomas Geiger .
Quelle: ntv.de