Fords ambitionierter Raumkünstler B-Max ist Flexibilitätsmeister
27.08.2012, 14:55 UhrDie B-Säule ist verschwunden und weit aufzuziehende Schiebetüren schaffen einen ungehinderten Zugang ins Innere des Ford B-Max. Doch das sind nicht die einzigen Vorteile die der Mini-Van gegen die Konkurrenz ins Feld führt.
Für Aufsehen sorgte der Ford B-Max bereits bei der Weltpremiere auf dem Genfer Salon, versucht sich Fords neuer Van doch als Flexibilitätswunder, das mit vermeintlichen Naturgesetzen des Karosseriebaus bricht. Der kleine Kölner aus rumänischer Produktion trumpft nicht nur mit hinteren Schiebetüren und fehlender B-Säule für komfortablen Einstieg auf, er integriert zugleich die stabilisierenden Elemente der B-Säule in die Türen.
Dieses kreative Karosseriekonzept soll dem Kompaktvan klapperfreie und verwindungssteife Stabilität ermöglichen. Erfolgreich, wie bei einer ersten Testfahrt über Holperstrecken oder beim Passieren von Bordsteinkanten festgestellt werden konnte. Auch hat Ford keinen Zweifel an fünf Sternen im EuroNCAP. Was bleibt, sind also ausschließlich Vorteile: Allein beim B-Max gelingt es, große Kinderwagen, Kleiderschränke oder Kajaks auch durch die seitlichen, 1,50 Meter breiten Türöffnungen zu verstauen, die groß wie ein Scheunentor wirken. Noch wichtiger ist aber der bequeme Einstieg in den Fond, dies sogar in engen Parklücken. Fehlt nur noch eine zumindest optionale Fernbedienung der Schiebetüren.
B-Max soll Vorsprung sichern
Vorsprung gewinnen gegen Konkurrenten wie Kia Venga oder Opel Meriva soll der fünfte und mit etwas über vier Meter Länge kleinste Van von Ford auch durch kleine kräftige Dreizylinder-Benziner und vergleichsweise günstige Preise. So beginnt die Preisliste bei 15.950 Euro für einen konventionellen 90 PS starken Vierzylinder-Benziner und endet bei 18.750 Euro für einen 95 PS entwickelnden 1,6-Liter-Diesel. Dazwischen angeordnet sind ein kleinerer 1,5-Liter-Selbstzünder, der ab 17.250 Euro kostet, ein 1,6-Liter-Benziner mit Doppelkupplungsgetriebe ab 18.500 Euro und die neuen 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 100 PS Leistung bzw. 120 PS Leistung zu Preisen ab 17.350 bzw. 18.350 Euro.
Für Aufsehen sorgten die kultiviert klingenden Dreizylinder-Zwillinge bereits im Focus, den B-Max machen die Kraftzwerge mit einem Normverbrauch von 4,9 Liter Super auf 100 Kilometer zum Sparmeister seiner Klasse.
Downsizing mit Charme
Bei Testfahrten durch München und Niederbayern demonstrierten die angenehm kernig klingenden Dreizylinder, dass Downsizing durchaus Charme besitzt. 170 oder 200 Nm Drehmoment sind zwar nominell nicht viel, liegen aber bereits bei bescheidenen 1400U/min an. Die nachdrückliche Art der Kraftentfaltung ohne Anfahrschwäche ist gut für flotten Vortrieb und Fahrspaß, zumal die zwei "Dreier" auch drehfreudig sind. Bei gemütlich gleitender Fahrweise nähert man sich sogar dem Normverbrauchswert, nur im Stop-and-Go (trotz serienmäßigen Start-Stopp-Systems) und bei schnellem Autobahnritt bleiben die Benziner mit bis zu acht Litern deutlich über dem Werkswert - und über dem vergleichbaren 1,6-Liter-Diesel. Der Selbstzünder setzt mit einem Normverbrauchswert von 4,0 Litern einen Klassenbestwert. Woran es im B-Max-Programm fehlt, sind Selbstzünder mit mehr als 100 PS, dieses Feld überlässt Ford leider den Wettbewerbern.
Dafür punktet der B-Max in jedem Fall mit Ford-typischer Agilität in der Fahrspaßwertung. Vielleicht ist es die Verwandtschaft zum Fiesta, mit dem sich der B-Max die Plattform teilt: Kaum ein anderer kleiner Van lässt sich so leichtfüßig fahren. Dazu ist er recht spurstabil bei Seitenwind auf Autobahnen und handlich im Großstadtgewimmel.
Teure Extras relativieren den Basispreis
Eine Rückfahrkamera gibt es zwar nur gegen Mehrpreis, dafür erleichtern die übersichtlichen und kurzen Karosseriekonturen das Einparken. Aufpreispflichtig ist recht vieles im B-Max. Das bis 30 km/h wirksame und in dieser Klasse vorerst einzigartige automatische Notbremssystem "Active City Stop" ebenso wie die "Sync"-Technik mit automatischem Notruf bei Unfällen und Sprachsteuerung von Radio oder Telefon. Sogar die Klimaanlage ist erst ab der feinen Titanium-Ausstattung Serie, das relativiert die niedrigen Basispreise des vielseitigen Ford.
Der Allergrößte ist der B-Max zwar nur bei den Einstiegsmaßen, aber gemessen an der kurzen Außenlänge bietet das Interieur doch genügend Platz für vier bis fünf Passagiere und immerhin 318 bis 1386 Liter Gepäck. Wird der vordere Beifahrersitz umgelegt, passen sogar Gegenstände bis 2,35 Meter Länge in den mit Liebe zum Detail ausstaffierten Passagierraum. Typisch Ford ist das Cockpit mit Schaltern und Tasten, deren Bedienung Gewöhnung erfordert.
Dafür verzichtet der B-Max auf allzu verspielte Formen bei Verkleidungen und schrille Farben bei Materialien und Lackierungen. Schließlich soll der kleine Van nicht nur jungen Familien gefallen, sondern auch Senioren und Singles ansprechen, die eine kompakte Alternative zum bisherigen Kombi oder Crossover suchen. Wie zuvor beim größeren S-Max rechnen sich die Kölner beim B-Max gute Chancen aus, sogar Käufer von Premiummarken zu gewinnen, so etwa die Fahrer der bisherigen Mercedes A-Klasse. Der einzigartige Clou aus Klapp- und Schiebetüren könnte das möglich machen.
Quelle: ntv.de, sp-x