Vorstellung Mazda 6 Evolutionäres aus Japan
07.05.2010, 06:00 Uhr
Frischen Wind erfährt der Mazda 6 mit einer umfassenden Überarbeitung. Mehr als 400 Details haben die Ingenieure angefasst.
(Foto: Jürgen Mainx)
Mazda hat seinen Beitrag zur Mittelklasse, das Modell 6, überarbeitet. Mit mehr als 400 Detailverbesserungen will man die Position des Autos in seiner Klasse stärken. Augenfällig ist aber vor allem, dass er in Sachen Sportlichkeit zugelegt hat. n-tv.de hatte Gelegenheit zu einer ersten Probefahrt.
Es gibt nicht viele Importeure, die sich in der hart umkämpften Mittelklasse auf dem deutschen Markt behaupten können. Manche sind sogar drauf und dran, dieses Segment ganz aufzugeben. Bei Mazda sieht das anders aus. Das Modell 6 war zeitweise sogar das meistverkaufte des japanischen Importeurs. Warum das so ist, erklärt sich recht einfach: Der 6 ist ein solides Auto zu einem günstigen Preis. Die gute Marktposition will man jetzt mit einer Überarbeitung untermauern. Werfen wir also einen ersten Blick auf den neuen 6.
Betrachtet man die Verkaufszahlen des Modells, dann kann man von einem verborgenen Champion unter den Importautos seiner Klasse geredet werden. 11.247 Einheiten wurden im vergangenen Jahr an den Kunden gebracht. Das ist zwar nicht vergleichbar mit dem Absatz eines VW Passat, aber im Verhältnis zu den 4746 zugelassenen Renault Laguna beispielsweise schon enorm. Nur der Toyota Avensis schlägt sich mit 13.552 Zulassungen unter den Importeuren besser.
Auch nach der Modellpflege bleibt der 6 ein Vernunftauto mit dem Potenzial zu mehr. Das Mehr bedeutet in diesem Fall, dass er auch ein bisschen Sport kann, dass er als Kombi viel Nutzwert mitbringt und dass er mit einem galanten Auftritt als Fließheck überzeugen will. Um diese Ansprüche zu untermauern, haben die Designer das Auto an Front und Heck überarbeitet.
Muskuläre Kotflügel
Vorne zeigt sich jetzt das Markengesicht konturierter, die Nebelscheinwerfer wurden weiter außen platziert und in Einfassungen gesetzt. Damit wirkt die Schürze breiter und näher an der Fahrbahn. Die sportlichen Ambitionen unterstreichen stark ausgestellte Kotflügel, insbesondere an der Vorderachse. In der Dynamik-Variante "Sportsline" ist das Markenlogo vorne vergrößert und wird von Flügeln in Wagenfarbe eingerahmt.

Der Auftritt ist deutlich dynamischer geworden. Vorne wurden Schürze und Scheinwerfer neu gezeichnet. Die Nebelscheinwerfer sind nach außen gerutscht.
(Foto: Jürgen Mainx)
Im Innenraum wurden zahlreiche Bedienelemente mit Chromeinfassungen versehen, darunter die Regler der Klimaanlage, der Schaltknauf oder die Lüftungsdüsen. Dazu gesellen sich Klavierlackapplikationen auf dem Lenkrad und der Mittelkonsole. Mehr Chrom und schwarz hinterlegte Instrumententräger im Cockpit bietet wiederum die Sportausstattung. Technisch hat man mit einer optionalen Anfahrhilfe für den Berg oder einem neuen Spurwechselassistenten zugelegt.
Tüfteleien an Fahrwerk und Lenkung
So weit so nett, aber das kann doch nicht alles gewesen sein von den über 400 Verbesserungen, von denen man bei Mazda zu dem neuen 6 spricht. Ist es auch nicht, denn die Ingenieure der Marke haben auch Hand an Motoren, Lenkung und Fahrwerk gelegt. Letzteres ist beispielsweise mit neuen Stabilisatorbuchsen an den Radaufhängungen der Doppelquerlenkerachse vorne ausgestattet worden. Auch an der hinteren Multilenkerachse hat man mit veränderten Lagerbuchsen und weiter hinten platzierten Querträgerlagern getüftelt. Neue Luftleitbleche unter dem Auto und eine breitere Lippe des Frontspoilers sollen den guten Aerodynamikwert von 0,27 bewahren und somit natürlich Sprit sparen.
Evolution statt Revolution schließlich auch bei den Motoren. Der Dynamiker unter den Antrieben ist die stärkste Version des 2,2 Liter großen Diesels. Mit seinen 180 PS und dem maximalen Drehmoment von 400 Newtonmetern, das zwischen 1800 und 3000 Umdrehungen zur Verfügung steht, teilt er sich die Spitze der Fahrleistungen mit dem 2,5-Liter-Benziner, der 170 PS und 226 Newtonmeter bei 400 Umdrehungen in die Waagschale wirft. Ebenfalls überarbeitet ist der Zwei-Liter-Benziner, der 155 PS und 193 Newtonmeter bietet. Daneben gibt es noch einen 1, 8-Liter-Benziner mit 120 PS.
Viel Platz im Innenraum
Was den 6 von Mazda stets auszeichnete, war ein hoher Nutzwert. Das ist auch bei der Neuauflage so geblieben. Zwischen 510 und 519 Litern bewegt sich das Kofferraumvolumen bei hochgestellten Sitzen. Das ist guter Durchschnitt. Spitze ist hingegen das Volumen bei umgelegten Sitzen von 1751 Litern beim Kombi oder die 1702 Liter Volumen des Fließhecks. Platzmangel herrscht auf den vorderen Sitzen sicherlich auch nicht. Auch Menschen mit Gardemaß finden hier locker ihren bequemen Platz. Auf der Rückbank geht es naturgemäß etwas enger zu, aber auch hier sind Erwachsene noch gut aufgehoben.
Auf den ersten Testkilometern sind diese Neuerungen durchaus spürbar. Das betrifft vor allem das Fahrwerk, das eine gute Mischung aus Komfort und straffer Federung bietet. Den Innenraum erreichen dabei nur wenige Vibrationen. Bei schneller Kurvenfahrt zeigt das Auto nur wenig Neigung zum Ausbrechen am Heck, glänzt dabei vielmehr mit bravem Untersteuern. Die Eingriffe am Lenkrad werden direkt weitergegeben. Die Rückmeldungen sind ordentlich, dürften aber vielleicht noch einen Tick umfangreicher sein. Für ein Familienauto ist das aber in Ordnung.
Raus aus der Deckung
Der stärkste Diesel unter den Antrieben, mit dem wir unterwegs waren, ist durchaus auch für die flotte Gangart zu haben. Dank des hohen Drehmoments, das auch in einer vernünftigen Drehzahlbandbreite zur Verfügung steht, beschleunigt er agil aus Kurven heraus und treibt den 6 auch recht flink zu hohen Geschwindigkeiten. Wünschenswert wäre ein etwas kürzerer Schalthebel, der etwas griffiger in der Hand liegt und leicht verkürzte Wege aufweisen kann.

Die Motoren des Mazda 6 wurden ebenfalls großteils überarbeitet. Stärkster Antrieb ist ein 2,2 Liter großer Diesel mit 180 PS.
(Foto: Jürgen Mainx)
Der Einstiegspreis für den Mazda 6 liegt bei 22.690 Euro für den Viertürer mit dem kleinsten Benziner. Der Hersteller rechnet für den deutschen Markt mit einem Kombi-Anteil von rund 70 Prozent. Am gängigsten wird wohl die Ausstattungsvariante "Active" gekauft werden. Damit läge das Auto mit dem mittleren Diesel bei 29.590 Euro. Die Variante "Sports-Line" aus unserem Testwagen beginnt bei 29.990 Euro für den Zwei-Liter-Benziner. Das dann sehr umfangreich ausgestattete Auto hält als Zusatzoptionen vor allem noch das DVD-Navigationssystem 2300 Euro parat. Sehr praktisch ist die Bluetooth-Schnittstelle, mit der auch Musik vom Handy drahtlos abgespielt werden kann.
Nach dem ersten Kontakt mit dem neuen Mazda 6 lässt sich resümieren, dass die Japaner da eine gelungene Überarbeitung auf die Räder gestellt haben. In zahlreichen Details hat man das Auto verbessert, während die Stärken gepflegt wurden. Eine behutsame Evolution ist dieses Fahrzeug. Das Resultat ist ein Mittelklasseauto, das der starken Konkurrenz in seiner Klasse durchaus Paroli bieten kann. Vielleicht wird aus dem verborgenen bald ein offener Champion. Verstecken muss sich der Mazda 6 jedenfalls nicht.
Quelle: ntv.de