Mini-Flitzer aus China Messe zeigt Kart-Neuheiten
25.01.2010, 11:08 Uhr
Karts werden auf der Kartmesse in Offenbach bestaunt. Die Mini-Flitzer sind ein teurer Hobbysport.
Neuheiten-Schau: Bisher beherrschten Deutsche und Italiener den Kartmarkt, aber nun stehen erstmals chinesische Firmen im Mittelpunkt.
Klein, schnell, teuer. Wer in ein Kart klettert, ist berauscht von Geschwindigkeit. Und braucht viel Geld. Doch letzteres tut der Begeisterung für den Sport keine Abbruch.
Schätzungsweise bis zu 100.000 Menschen rasen in Deutschland ab und zu durch die engen Kurven der Kartbahnen. Viele in der Hoffnung, einmal wie Sebastian Vettel oder die Brüder Michael und Ralf Schumacher in der Formel 1 auf dem Siegerpodest zu stehen. Was für den Weg an die Pole Position an Ausrüstung erforderlich ist, zeigte die Messe IKA-Kart in Offenbach.
Mit etwa 500 Anbietern ist die Neuheiten-Schau nach Angaben der Veranstalter die weltweit größte ihrer Art. Deutsche und Italiener beherrschen den Markt. Doch bei Motoren und Gestellen stehen auf der IKA-Kart erstmals chinesische Firmen im Zentrum. "Es wird zum Showdown kommen", vermutete Messeorganisator Botho Wagner. Die Karts aus Asien sollen bei Tests Fabelzeiten erzielt haben. Bisher waren die Mini-Flitzer nur im Pazifikraum unterwegs, in Offenbach feiern sie Europapremiere. Weil sie angeblich einige Kilogramm weniger auf die Waage bringen als die etwa 75 Kilo schweren herkömmliche Modelle, könnte der Fahrer einige Zehntelsekunden Vorsprung gewinnen. Ob die Geräte halten, was sie versprechen, wird sich weisen: "Die Wahrheit liegt auf der Strecke", sagte Wagner.
Große Rennserien boomen
Parallel zum Auftauchen der Chinesen sehen Branchenkenner einen Preisverfall für das bislang relativ teure Material kommen. Teilweise investieren die etwa 20.000 ambitionierten Hobbysportler pro Saison an die 100.000 Euro. "Abspecken" heißt bisher weniger Trainingsrunden und Einsatz von gebrauchtem Material. An der Spitze wird dagegen kaum gespart: Trotz Wirtschaftskrise boomen die vier großen Rennserien, in denen nur die etwa 1000 lizenzierten Fahrer ins Kart steigen.
Hessen gehört zu den Hochburgen des Kartrennsports in Deutschland. Vor 50 Jahren brachten US-Soldaten die Flitzer ins Land. "In Wiesbaden fand im April 1960 das erste nachweisbare Rennen in Deutschland statt", berichtet Michael Weichert, der beim Deutschen Motorsportverband (DMV) in Frankfurt für Auto- und Kartsport zuständig ist. An das Jubiläum erinnerte die IKA-Kart mit der Präsentation historischer Modelle aus Ost und West. Zu sehen waren unter anderem "K-Wagen" aus der DDR. Die Autos sind mit "Hochrädern" ausgestattet: Ostdeutsche Fahrer montierten diese mangels der im Westen gängigen Mini-Räder vom Roller ab und ans Kart-Chassis dran.
Umweltschutz steckt in Kinderschuhen
Die Nachfolger sind Hightech-Modelle, die bei 125 Kubik und 45 PS auf bis zu 130 Stundenkilometer beschleunigen können. Von solchem Tempo dürfen die meisten Fans lediglich träumen. "Die Bahnen sind zu kurvig", sagte Weichert. Durch die Indoor-Hallen brausten meist "robusten Rasenmähern ähnliche Viertakter". Angetrieben werden sie mit Gas. Der Umweltschutz "steckt noch in den Kinderschuhen", so der Experte. Fast im wahrsten Sinne des Wortes: Die Jugendfahrer der Dresdner Verkehrsbetriebe tanken ihre Karts nach Auskunft des DMV an der klubeigenen Solartankstelle auf. Doch damit sind sie weitgehend allein auf weiter Flur.
Als Stichtag für die Einführung des Kartsports in Deutschland steht der 24. April 1960 in den Annalen. Hessische Zentren sind Schaafheim bei Babenhausen und Wächtersbach. Die höchstgelegene deutsche Kart-Strecke liegt auf 500 Metern nahe des Flughafens Hahn im Hunsrück.
Quelle: ntv.de, dpa