Groß werden, klein bleiben Mini öffnet jetzt fünf Türen
17.09.2014, 10:31 Uhr
Neue Farben und Individualisierungs-Möglichkeiten für den 5-türigen Mini.
Ständig wachsen und trotzdem MINI bleiben: Das ist die heikle Aufgabe. Die Kunden wollen mehr Platz, den sie jetzt mit dem neuen Fünftürer bekommen, aber sie wollen auch einen authentischen Kult-Kleinwagen. Ob der Spagat gelingt?
Was bisher den Besitzern des Mini Countryman vorbehalten war, sollen nun auch die Käufer eines "normalen" Minis genießen dürfen: Jeder Sitzplatz ist durch eine eigene Tür zu erreichen. Dafür muss man in Kauf nehmen, dass diese Karosserie-Variante noch weiter von dem wegrückt, was der Markenname eigentlich aussagt – nämlich klein zu sein. Beim Modellwechsel war über knapp zehn Zentimeter Längenzuwachs zu berichten, jetzt kommen noch einmal 16 cm obendrauf. Die Variante mit dem Vierzylinder-Diesel wird darum erstmals die Vier-Meter-Marke knacken.
Im Unterschied zum 3-Türer sind die Seitenscheiben nicht rahmenlos. Für eine konventionelle Bauart habe man sich entschieden, um die notwendige Karosserie-Stabilität gewährleisten zu können. Auch wenn es zwei Wagenschläge mehr gibt, erfordert der Zustieg auf die hinteren Plätze eine gewisse Gelenkigkeit. Auf die Nachfrage, warum überhaupt eine solche Variante aufgelegt wurde, antwortet ein Mini-Sprecher mit einer Gegenfrage: "Haben Sie schon mal versucht, einen Kindersitze auf die Rückbank eines Dreitürers zu bugsieren?" Junge Familien sind also als Zielgruppe im Visier, sie sollen für den Mini Cooper 5Door 20.600 Euro bezahlen. Ob es Kannibalisierungs-Effekte zu Lasten des Mini Cooper Countryman gibt, muss sich erweisen, denn der steht für 2100 Euro mehr in der Preisliste.
Auch BMW-Kunden sollen profitieren
Mit dem strammen Ausbau der Modellvielfalt stiegen bei Mini auch die Absatzzahlen. Mehr als 300.000 Limousinen, Kombis, Coupés, Cabrios, Roadster und Allradler wurden davon im vergangenen Jahr weltweit abgesetzt. Das ist nicht nur ein neuer Rekord., sondern auch dreimal soviel, wie bei der Präsentation des ersten neuen Minis vor 13 Jahren kalkuliert wurde. Ob in gleichem Maße Geld verdient wird, ist ein streng gehütetes Geheimnis. Fachleute schätzen die Rendite als eher schmalbrüstig ein, denn Mini betreibt einen hohen Konstruktions- und Werbeaufwand. Da trifft es sich gut, dass es noch einen hauseigenen Zweit-Abnehmer für die Mini-Architektur gibt – den 2er BMW Active Tourer. Dass die Gemeinsamkeiten seitens Mini klein geredet werden, versteht sich von selbst, denn nichts wäre schädlicher für das Marken-Image, als wenn die Autos als BMW-Derivate wahrgenommen würden.
Wer aber aufs Datenblatt schaut, kann die Gemeinsamkeiten nicht übersehen. Für beide Autos werden die neuen Dreizylinder-Benzin- und -Dieselmotoren angeboten, wobei für den Mini sogar zwei verschiedene Ottomotoren mit drei Zylindern vorgesehen sind. Der kleinere, mit 1,2 Litern Hubraum und 102 PS, soll den Einsteiger Mini One antreiben, für den es noch keine offizielle Preisansage gibt. Die Dieselvariante des Einstiegs-Fünftürers schöpft aus 1,5 Litern Hubraum und leistet 95 PS. Bislang war das Modell Cooper S das am weitesten verbreitete in Deutschland. Auch beim neuen Modell wird der dazu gehörige Motor ein aufgeladener Zweiliter-Vierzylinder mit 192 PS sein, als Selbstzünder-Ausgabe mit 170 PS.
Zu den messbaren Vorzügen des 5-Türers gehört der gewachsene Kofferraum. Er fasst 278 Liter und hat damit 67 Liter mehr aufzubieten, als der 3-Türer. Nach Umlegen der Rückbank können daraus 941 Liter werden. Um die von Kunden oft gewünschte ebene Ladefläche zu ermöglichen, ist eine bewegliche Bodenplatte vorgesehen, die so eingehängt werden kann, dass sie an der Nahtstelle bündig mit den weggeklappten Lehnen abschließt. Die Ladekante ist 64 Zentimeter hoch und liegt damit im guten Mittelfeld seines Wettbewerbsumfelds. Etwas unhandlich ist der Dreh-Drück-Steller Platziert, den BMW-Fahrer vom iDrive her kennen. Er ist so tief hinter dem Schalthebel angebracht, dass man sich die zusätzliche Bestellung der Mittelarmlehne sparen sollte. Sie dürfte in der Praxis sowieso kaum benutzt werden, weil sie am Zugriff auf das System hindert. Immerhin haben die Kunden der links gelenkten Autos den Vorteil, dass er nicht so dicht am Fahrersitz eingebaut ist.
Viel Raum für kostspielige Extras
Egal, wie viel Türen, welches Dach und welchen Motor er hat, eines wird von jedem Mini erwartet: Er soll das "Gokart-Feeling" vermitteln. Für den Hersteller gehört es zu den Kernwerten der Marke und es wird mit entsprechend viel PR-Aufwand immer wieder darauf hingewiesen. Der Fünftürer treibt die Idee auf die Spitze, in dem bei Einstellung des Sportmodus am optionalen Driving-Mode-Schalter das Versprechen "maximales Gokart-Feeling" im Display des zentralen Monitors erscheint. Dadurch werden die Gaspedal- und Lenkungskennlinie verändert sowie die Schaltdynamik des Steptronic-Getriebes. In der Konsequenz werden die Fahrstufen höher ausgedreht und es wird später geschaltet, so dass ein höherer Verbrauch unweigerlich die Folge ist. Doch mehr Spaß kostet auch in anderen Lebensbereichen mehr Geld.
Und bei Mini-Kunden sitzen die Scheine erfahrungsgemäß locker. Im Schnitt stecken sie noch einmal ein Fünftel des Basis-Kaufpreises an Extras in ihren Kleinwagen. So kann es sich der Hersteller erlauben, Ausstattungsdetails gegen Aufpreis anzubieten, die in anderen Autos dieser Größe ab Werk mitgeliefert werden. Zu den kostenpflichtigen Extras gehören unter anderem LED-Scheinwerfer, adaptive Lichtverteilung und LED-Abbiegelicht, LED-Nebelscheinwerfer, Lichtpaket mit LED-Innenraum- und orangefarbener Ambientebeleuchtung, Regensensor mit automatischer Fahrlichtsteuerung, beheizbare Frontscheibe, Park Distance Control, Komfortzugang, elektrisch betriebenes Glasdach, Dachreling, elektrisch beheiz- und anklappbare Außenspiegel, automatisch abblendende Innen- und Außenspiegel, Sitzheizung, 2-Zonen-Klimaautomatik sowie eine große Auswahl an Dach- und Außenspiegeldekors, die im Individualisierungsprogramm "MINI Yours" noch verfeinert werden.
Weniger als fünf Liter Verbrauch je 100 Kilometer werden seitens des Herstellers für den Benziner genannt, weniger als vier für den Selbstzünder. Nach den Erfahrungen der ersten Testrunden sind bei aktiviertem "Gokart-Feeling" im Schnitt 1,5 bis zwei Liter hinzuzurechnen. Wenn am 25. Oktober europaweit der Handel mit den fünftürigen Minis beginnt, kostet der Cooper mit Benzinmotor 20.600 Euro, sein Pendant mit Diesel 22.350 Euro. Die S-Varianten werden zu 24.700 bzw. 26.250 Euro gehandelt.
Quelle: ntv.de