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"Need for Speed" - Porschekiller Nissan GT-R derangiert jetzt leiser

Im erneuerten Nissan GT-R ist Anschreien auf der Autobahn nicht mehr nötig.

Im erneuerten Nissan GT-R ist Anschreien auf der Autobahn nicht mehr nötig.

(Foto: Nissan)

Das kennt man sonst nur von Computerprogrammen: Jedes Jahr gibt es für den Nissan GT-R ein offizielles Update. Dieses Mal wird der Porschekiller aus Japan zwar nicht schärfer und schneller, aber macht den Beifahrer glücklich.

Beifahrer sind doch nur Ballast. Zumindest in einem Sportwagen, der auf der Rennstrecke um die besten Rundenzeiten kämpft. Doch ganz offensichtlich gibt es selbst unter den reichen Rasern ein paar Kunden, die nicht völlig dem Egoismus verfallen sind und ein bisschen Rücksicht auf ihren Sozius nehmen. So jedenfalls muss man die Kritik interpretieren, die Ponz Pandikuthira in den letzten Jahren zu hören bekommen hat. Er ist Produktmanager für den Nissan GT-R, hat in Europa schon über 5000 Autos verkauft und erzählt von vielen Kunden, die zu vereinsamen drohten.

Seine Schnelligkeit büßt der Sportler nicht ein.

Seine Schnelligkeit büßt der Sportler nicht ein.

(Foto: Nissan)

Denn mehr noch als das bockharte Fahrwerk und die stramme Lenkung des Porschekillers hat sie der ungehobelte Krawall aus dem Motorraum gestört, erzählt Pandikuthira. "Der GT-R war so laut, dass die Beifahrerinnen partout nicht einsteigen wollten", muss er einräumen. Und wenn den Damen auf schnellen Querfugen gerne mal das Push-Up-Dekolleté derangiert, ist das der Begeisterung sicherlich auch nicht gerade zuträglich.

Ganz neuer Charakter

Doch jetzt können GT-R-Fahrer aufatmen und sich wieder auf Begleitung freuen, verspricht der Marketing-Mann. Denn wenn in diesen Tagen zu Preisen ab 96.400 Euro der GT-R für das Modelljahr 2014 zu den Händlern rollt, dann wirkt der Bösewicht, als hätte er Kreide gefressen: Er hat nicht nur neue LED-Scheinwerfer, andere Logos an den Kiemen, geänderte Rückleuchten und ein zaghaft aufgewertetes Interieur, das sich mit neuem Karbon-Zierrat und vornehm vernähtem Leder leider vergeblich gegen die japanische Tristesse wehrt. Vor allem hat er einen anderen Charakter: Er ist innen jetzt so leise, dass man sich auch auf der Autobahn nicht anschreien muss. Man kann ihn im Stadtverkehr auch mit dem kleinen Finger, na ja, zumindest mit einer Hand lenken. Und wer nicht gerade mit Vollgas über Kopfsteinpflaster oder Plattenwege jagt, der kann seinen Termin bei der Massage getrost wieder stornieren.

Mindestens 96.400 Euro müssen Kaufwillige für den GT-R berappen.

Mindestens 96.400 Euro müssen Kaufwillige für den GT-R berappen.

(Foto: Nissan)

Dafür mussten die Ingenieure gar nicht groß ins Blech greifen: Weil der GT-R funktioniert wie die Rennwagen bei "Need for Speed", die Chefentwickler Kazutoshi Mizuno zu dem japanischen Supersportwagen inspiriert haben, lässt sich mit ein paar neuen Programmzeilen in der Steuerelektronik das gesamte Wesen des Wagens verändern. Egal ob die  Steuerung von Doppelkupplung oder Allradantrieb, das Kennfeld des V6-Turbos, das Verstellfahrwerk oder die Lenkung - nach wenigen Mausklicks ist nichts mehr so, wie es war. Darin haben die Japaner schon Übung. Denn während andere Hersteller ihre Autos in der Regeln nur einmal zur Mitte der Laufzeit aktualisieren, hat Nissan für den GT-R jedes Jahr ein Update parat. Auch das haben sich die Entwickler von den Computerspielen abgeschaut.

Wie ein Jetpilot im Fangseil

Weil sich aber nur die Software ändert und die Hardware noch immer die gleiche ist, braucht man nur zwei, drei Tasten drücken und das Biest ist wieder zurück. 550 PS bleiben 550 PS und 632 Nm lassen eigentlich keinen Zweifel am Durchsetzungsvermögen des Donnerkeils: Man muss nur alle Regler auf "Race" stellen und den rechten Fuß ans Blech heften, dann weiß man schnell, dass auch der neue GT-R ganz der Alte ist. Mit fast explosiver Gewalt schnellt er in weniger als drei Sekunden von 0 auf 100 km/h und beschleunigt danach so mühelos weiter, dass man ihm die 315 Sachen Spitzentempo ungeprüft abnimmt. Mit fast traumwandlerischer Sicherheit schneidet der Allradantrieb auch durch die engsten Kurven. Und wer einmal mit voller Kraft in die Eisen steigt, der kann ermessen, wie sich Jetpiloten bei der Landung im Fangseil eines Flugzeugträgers fühlen. Kein Wunder, wenn der Beifahrer da das Weite sucht.

Produktmanager Pandikuthira spricht trotzdem von einer deutlichen Verschiebung auf der Achse zwischen GT und R: "Im neuen Modelljahr kommt der GT-R dem Ideal vom Gran Turismo ein wenig näher und entfernt sich dafür ein Stückchen vom reinen Rennwagen", sagt der Stratege. Zwar weiß auch Pandikuthira, dass sein Spitzensportler einen Ruf zu verteidigen hat und der GT-R deshalb nicht zum Weichei werden darf. Doch ein bisschen lockerlassen können die Japaner schon. Denn erstens zählt der GT-R auch im Modelljahr 2014 mit einer Rundenzeit unter 7,20 Minuten noch zu schnellsten Seriensportlern auf der Nordschleife. Und zweitens hat Pandikuthira ja noch einen weiteren Pfeil im Köcher: Im Sommer kommt der GT-R auch im Trimm des Werkstuners Nismo - und wäscht spätestens dann den Weichspüler wieder aus.

Quelle: ntv.de, kse/sp-x

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