Mitsubishi stellt neues SUV vor Outlander für die Haussteckdose
15.05.2014, 12:25 Uhr
Für den Antrieb des Mitsubischi Outlander PHEV kombinieren die Entwickler einen Zweiliter-Vierzylinder-Benziner mit zwei Elektromotoren.
Die deutschen Autokunden meinten es in den letzten Jahren nicht sonderlich gut mit der Marke Mitsubishi. Eine neue Firmenstruktur und ein innovatives Hybrid SUV soll die Wende zum Besseren einleiten.

Der elektrische Outlander ist etwa 270 Kilo schwerer als der vergleichbare Diesel.
(Foto: Hersteller)
Der japanische Hersteller Mitsubishi versucht, in ruhiges Fahrwasser zu kommen. Auch auf dem deutschen Markt fehlt es an erfreulichen Nachrichten. Seit drei Jahren gehen die Neuzulassungen, gemessen an den ersten vier Monaten, in vierstelliger Größenordnung zurück. Deshalb kommt aus Sicht des neuen Importeurs der neue Plug-In-Hybrid Outlander genau zum richtigen Zeitpunkt. Das Fahrzeug hat, zumindest gegenwärtig, ein Alleinstellungsmerkmal: Es ist das weltweit einzige SUV, das mehr als 50 Kilometer rein elektrisch zurücklegen und an der heimischen Steckdose aufgeladen werden kann.
Seit Februar dieses Jahres ist die Emil Frey Gruppe Mehrheits-Gesellschafter der deutschen Vertriebsfirma von Mitsubishi. Der japanische Konzern selbst hält nur eine strategische Beteiligung. Die Frey-Gruppe gehört mit rund 3000 Beschäftigten allein in Deutschland zu den großen Autoverkäufern, schafft auch Subaru-Automobile ins Land und verkauft ebenfalls Mitsubishi in der Schweiz, Ungarn und in Frankreich. Im Zusammenhang mit der Markteinführung des Plug-In-Outlanders will sie ihre Aktivitäten noch auf die Bereitstellung von Lade- und Versorgungseinrichtungen sowie Dienstleistungen zur Elektromobilität ausdehnen. Der elektrische Kleinwagen iMIEV ist Bestandteil dieses Konzepts. In sechs Jahren soll ein Fünftel der gesamten Mitsubishi-Produktion aus Elektro- oder Hybrid-Fahrzeugen bestehen.
Elektromotor an jeder Achse
Eigentlich ist der Outlander im 4x4-Segment eine schon lange bekannte Größe. Seit 2003 bietet Mitsubishi ein Modell dieses Namens an. Der Neue stellt in vielfacher Hinsicht eine Besonderheit dar, denn mit je einem Elektromotor an der Vorder- und der Hinterachse sowie einem Zweiliter-Benziner schöpft das Mehrzweck-Mobil seine Kraft aus drei Quellen. Der Speicher des Elektroantriebs ist eine 240 Kilogramm schwere Lithium-Ionen-Batterie. Insgesamt wiegt der Strom-Outlander 1885 Kilogramm, was gegenüber der Diesel-Variante ein Mehrgewicht von 270 Kilogramm bedeutet. Eine weitere Besonderheit: Die Ladung der Batterie ist bi-direktional möglich, das heißt, dass der Outlander kann auch als mobiler Speicher genutzt werden und Strom zum Beispiel an Gartengeräte oder andere Haushalts-Verbraucher abgeben
Gestartet wird immer im E-Modus, das heißt, der Wagen rollt leise und behutsam an, summt ein bisschen, wie es Elektroautos eigen ist. Der Hersteller verspricht eine elektrische Reichweite von maximal 52 Kilometern, wobei es im Einzelfall auf die geforderte Beschleunigung und die Rekuperationszeiten beim Bremsen oder in Gefällefahrt ankommt. Die Batterie hat eine Kapazität von zwölf Kilowattstunden (kWh) und eine Betriebspannung von 300 Volt. Die beiden Elektromotoren leisten jeweils 60 kW (entsprechend 95 PS), der Vierzylinder-Benziner 121 PS oder 89 kW, was ihn sicher nicht an den Rand seines Leistungsvermögens bringt. Rein rechnerisch ergibt sich also eine Systemleistung von rund 300 PS, was zu flotten Fahrleistungen führen müsste.
Weil das Konzept aber auf Emissionsminderung und Reichweite ausgelegt ist, sucht man den Sprinter im Outlander vergebens. Vorsichtshalber hat Mitsubishi im offiziellen Datenblatt keinen Wert für die Beschleunigung von Null auf Hundert angegeben. Gefühlt ist die gar nicht so unflott, können doch die beiden E-Motoren ihr volles Drehmoment von 137 (vorn) und 195 Newtonmetern von Beginn an ausspielen. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 170 km/h abgeregelt, was längere Haltbarkeit der Batterieladung und mehr Reichweite verspricht.
Hersteller verspricht 820 km Reichweite
Dies dürfte die als Kunden ins Auge gefassten reisefreudigen Familien, technik-affinen Menschen mit Umweltgewissen oder Firmen, die ihr Nachhaltigkeits-Image pflegen wollen, besonders interessieren. Bestimmt auf der Grundlage des europäischen Verbrauchzyklus' (NEFZ) soll ein Aktionsradius von mehr als 820 km drin sein. Bei einem 45-Liter-Tank (15 Liter weniger als bei den konventionell angetriebenen Outlandern) bedeutet das einen Normverbrauch von 1,9 Liter/100 km. In der Praxis ist dieser beeindruckende Wert kaum zu schaffen, aber auf diesem Ausflug zeigte der Bordcomputer nach Ende der Fahrt immerhin nur 3,2 Liter an. Der Einwand, mit einem Diesel-Hybrid wäre es vielleicht noch weniger, mag zutreffen, aber der Hersteller hat sich für einen Benziner entschieden, weil der Plug-In-Outlander weltweit vertrieben wird. Diesel ist nur in Europa ein großes Thema. Die holländischen Nachbarn haben übrigens schon mehr als 10.000 Stück geordert.

In der Top-Version gibt es für den Mitsubishi Outlander PHEV Xenon-Scheinwerfer dazu.
(Foto: Hersteller)
Das emissionsfreie Fahren ist bis zu einem Tempo von 120 km/h möglich. Mit einer "Save"-Taste kann die Restladung der Batterie eingefroren werden, wenn zum Beispiel die Einfahrt in ein für Verbrenner-Autos gesperrtes Gebiet bevorsteht. Bis dorthin ist der Wagen dann mit konventionellem Antrieb unterwegs. Einstellbar ist darüber hinaus die Stärke der Rekuperation, was bedeutet, dass der aus kinetischer Energie schöpfbare Strom für eine größere oder geringere Verzögerung des Fahrzeugs im Ausrollen sorgt. An der Haushaltssteckdose (230 Volt/10 Ampere) muss eine Ladezeit von rund fünf Stunden einkalkuliert werden. Über die Schnellladefunktion an einer Drehstromquelle werden 80 Prozent der Kapazität schon nach 30 Minuten erreicht.
Im EV-Fahrprogramm sind lediglich die beiden Elektromotoren an den Achsen aktiv. Für eine Strecke von 100 Kilometern sollen laut Hersteller 13,4 kWh verbraucht werden. Bei zusätzlicher Leistungsanforderung, wenn etwa Beschleunigung für Überholvorgänge und Kraft für Bergpassagen gebraucht wird, tritt der serielle Hybrid-Modus automatisch in Aktion. Der Verbrenner lädt dann über einen Generator die Batterie permanent wieder auf. Entfällt die Leistungsanforderung, zum Beispiel bei Bergabfahrt, stellt der Benziner seine Arbeit automatisch wieder ein. Wird höheres Tempo gewünscht oder der Outlander benötigt etwa im Anhängerbetrieb (Anhängelast bis 1500 Kg) noch mehr Leistung, schaltet die Systemsteuerung auf Parallel-Hybrid-Modus um. Dann treibt der Benzinmotor die Vorderräder an, die Elektromotoren haben dabei lediglich unterstützende Funktion.
Nichts für schnelle Kurven
All dies geschieht für die Insassen weitgehend unmerklich. Lediglich vom Abrollgeräusch der Reifen und einem leisen Windzug begleitet, rollt der Outlander im Landstraßentempo dahin. Ein kräftiger Tritt aufs Fahrpedal lässt die Drehzahl des Benziners in die Höhe schnellen, was einen etwas angestrengt wirkenden Motorklang zur Folge hat. Der entfachte Schub ist überzeugend, die direkte und griffige Lenkung erlaubt ein entspanntes Dirigieren des Fahrzeugs. Das robuste Fahrwerk, es basiert auf den im Modell Lancer Evolution verwendeten Teilen, bügelt Unebenheiten weitgehend weg, erweis sich bei schneller Kurvenfahrt jedoch für den hohen Aufbau als etwas zu weich. Eine spürbare Seitenneigung der 1,68 Meter hohen Karosserie ist die Folge.
Der Innenraum ist sachlich und ohne Schnickschnack eingerichtet, allerdings kommen Tür- oder Konsolenverkleidungen nicht ohne spröden Hartplastikbelag aus. Das dürfte der Absicht geschuldet sein, mit dem Einstiegspreis auf jeden Fall unter 40.000 Euro zu kommen. Die Bedienelemente sind zweckmäßig angeordnet und ihre Funktionen erschließen sich spontan. Für Reisegepäck sind bei Auslastung mit fünf Personen 463 Liter Volumen vorgesehen. Bei umgeklappten Rücksitzen lassen sich 1472 Liter generieren, was etwa 200 Liter weniger sind, als beim konventionell angetriebenen Outlander. Der Batteriespeicher und die Zusatzaggregate für den elektrischen Antrieb fordern so Tribut.
Um den Kunden einen Umstieg auf den Plug-In-Hybrid appetitlich zu machen, hat Mitsubishi ihn schon in der Basisversion reich ausgestattet. Zum Beispiel sind 1-Zoll-Leichtmetallfelgen, Front-, Seiten-, Kopf und Knieairbags vorhanden, die Außenspiegel sind elektrisch einstell-,
beheiz- und anklappbar, es gibt eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Klimaautomatik, Licht- und Regensensor, Nebelscheinwerfer, Smart-Key-System, Tempoautomatik mit Geschwindigkeitsbegrenzer sowie eine Radio-CD-MP3-Kombination. Natürlich gehört auch das Ladekabel zum Lieferumfang für einen Preis von 39.990 Euro. Wer Navigationssystem, Xenonscheinwerfer und die Möglichkeit haben will, Ladung oder Klimasteuerung vom Smartphone aus zu überwachen, zahl 5000 Euro mehr. Spitzenmodell ist der Outlander "Top", der für 49.990 Euro zusätzlich Lederpolster, eine elektrische bewegliche Heckklappe und ein umfangreiches Paket aus Fahrer-Assistenzsystemen hat.
Quelle: ntv.de, ps