Braucht es da noch einen Golf? Skodas kompakter Preisbrecher kommt
26.09.2013, 11:27 Uhr
Trotz einer Länge von lediglich 4,30 Metern bietet der Skoda Rapid Spaceback ein opulentes Platzangebot.
(Foto: Holger Preiss)
Erstmals in der Geschichte von Skoda begibt man sich auf neues Terrain. Der Skoda Rapid Spaceback fährt in das heiß umkämpfte Feld der Kompaktfahrzeuge ein und soll eine Kampfansage an die sein, die preiswerter als der Klassenprimus Golf in diesem Segment unterwegs sind.
Mit dem Skoda Rapid Spaceback hat die Modelloffensive der Tschechen in diesem Jahr so etwas wie ihren Höhepunkt erreicht. Erstmals tummelt sich jetzt ein Skoda im wohl am meisten umkämpften Segment. Zwei von fünf verkauften Autos in Deutschland sind Kompakte. Insofern ist die Konkurrenz breit gestreut und die Gegner auch schon klar definiert. Vor allem den immer mehr erstarkenden Koreanern will man Pfründe abluchsen. Auch die Franzosen und Japaner sind Zielobjekte und später, so erfährt man bei Skoda, vielleicht sogar Ford und Opel. Dass man dem hauseigenen Klassenprimus an die Kundschaft will, ist nicht geplant.
Im Unterschied zu den genannten müssen sich die Tschechen ihr Klientel für das C-Segment ganz neu erschließen. Das könnte mit dem Spaceback auch problemlos gelingen. Da ist zum einen der Einstiegspreis von 14.990 Euro für den 1,2-Liter-Benziner mit 86 PS und zum anderen die bewährte Technik aus dem Volkswagenkonzern.
Klare Formen ohne Spielchen
Optisch hat man sich bei dem 4,30 Meter langen Spaceback an der neuen Formensprache von Skoda orientiert: weite Flächen, die in der Seitenansicht von einer durchgehenden Tornadolinie geteilt werden. Eine abfallende Dachlinie mit Spoiler sorgt für Dynamik. Ausgeliefert wird der Rapid in der Basis mit 14-Zöllern. Richtig schick sieht er aber erst mit 17-Zoll-Alurädern aus. Die sorgen auch für den deutlich besseren Grip. Doch bereits für die 16-Zoll-Leichtmetallräder, beheizbare Sitze und eine Klimaautomatik muss man auf die dritte Ausstattungsvariante zugreifen, die dann schon 18.990 Euro kostet. Ansonsten verzichtet man beim Spaceback auf unnötigen Spielereien. Die Klarglasscheinwerfer in der Front werden optional mit Xenon-Licht angeboten und ranken sich um den für Skoda typischen Singleframe mit Lamellenoptik.
Am Heck strahlt das Rücklicht als C, wie man es auch vom Octavia und Superb kennt. Das Highlight für den Spaceback ist das in seiner Klasse größte Panoramadach. Für rund 900 Euro kann man eine durchsichtige Fläche schaffen, die mit der Frontscheibe beginnt und sich über das Dach bis ins Heck zieht. Zumal die Scheibe dort noch einmal um zehn Zentimeter nach unten gezogen wurde.
Ohne MQB eine riesiges Leichtgewicht
Der Spaceback nutzt nicht den Modularen Querbaukasten (MQB), sondern ruht auf der Plattform des aktuellen VW Polo. Allerdings ist es in Mlada Boleslav gelungen, den Wagen deutlich geräumiger zu machen und ihm so Gardemaße in der Kompaktklasse zu verpassen. Mit einem Radstand von 2,6 Metern hat er ohnehin Golfgröße. Im Innenraum toppt er den Wolfsburger sogar. Selbst Personen von 1,90 Meter Länge müssen keine Angst haben, dass sie in der zweiten Reihe den Kopf am Himmel oder die Knie an der Rückenlehne des Vordermanns schubbern.

Auf der Rückbank gibt es auch für hochgewachsene Menschen keine Knie- oder Kopfprobleme.
(Foto: Holger Preiss)
Der Kofferraum ist eine Einheit für sich und stellt alles, was in der Klasse auf dem Markt ist, in den Schatten. Satte 415 Liter fasst das Heckabteil und dabei muss das Gepäck lediglich über eine Ladekante in 68 Zentimetern Höhe gewuchtet werden. Wie schon im Octavia offerieren die Tschechen optional einen doppelten Ladeboden, der, in die höchste Position gelegt, eine fast plane Fläche zur Ladekante bietet. Wird die Rückbank (60:40) umgelegt, entsteht leider ein Absatz und eine leichte Schräge. Allerdings, und das ist wieder beachtlich, steigt das Kofferraumvolumen so auf 1318 Liter und die maximale Zuladung beträgt beachtliche 535 Kilogramm.
Trotz des Umstandes, dass sich der Rapid nicht der viel gelobten Leichtbauweise bedient, die im Volkswagenkonzern immer mehr angewendet wird, wiegt der kompakte Tscheche mit dem Einstiegsmotor lediglich 1055 Kilogramm. Bestückt mit dem deutlich schwereren 1,6 Liter TDI bringt er es aber auch nur auf 1200 Kilogramm. Das sind erstaunliche Werte, denn das geringe Gewicht macht sich beim Fahren und natürlich beim Spritverbrauch bemerkbar. So lag der Verbrauch des 90 PS starken und in der Basis 17.390 Euro teuren Selbstzünders nach einer ersten Testfahrt bei lediglich 4,3 Liter. Das ist weniger als die im Datenblatt angegebenen 4,5 Liter. Allerdings muss einschränkend gesagt werden, dass es sich hier um den Wert für eine sehr zurückhaltende Landstraßenfahrt handelt.
Der Tribut an das Gewicht
Allerdings muss dem geringen Gewicht natürlich Tribut gezollt werden. Beim Diesel hat Skoda zum Beispiel auf eine Motorabdeckung verzichtet, was Interessierten freien Blick auf das Aggregat liefert, wenn sie denn die Motorhaube liften. So etwas hat man zuletzt in französischen Fabrikaten bewundern können. Im Innenraum ist die Arbeit des Diesels deutlich wahrnehmbar, belästig aber die Fahrgemeinde nicht mit argem Lärm. Im unteren Drehzahlbereich verbreitet er ein wenig die Atmosphäre eines tuckernden Gartentraktors. Ansonsten beschleunigt er die Fuhre auch dank des neuen 7-Gang-Automatikgetriebes flott und hängt gut am Gas. In 12,1 Sekunden ist er an der Tempo-100-Marke, das maximale Drehmoment liegt bei 230 Newtonmeter und die Beschleunigung findet bei 182 km/h ihr Ende.
Bei der Fahrwerksabstimmung hat man beim Diesel ob des höheren Gewichts etwas nachjustiert und sie noch einen Tick straffer gemacht als im Benziner. Dank des Radstandes und der auch in den Basismodellen des Golf verwendeten Verbundlenker-Hinterachse geht der Tscheche problemlos in die Kehren, auch wenn er dabei ein wenig schiebt. Im Ernstfall greifen die in Serie bereitgestellten Helfer wie ABS und ESC rechtzeitig ein.
Wer wirklich sportlich unterwegs sein will, der entscheidet sich für das Topmodell: den 1,4 TSI mit 122 PS. Der Turbobeatmete Vierzylinder beschleunigt den Spaceback in 9,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h und treibt ihn in der Spitze auf bis zu 203 km/h. In Kurven gibt sich der Tscheche jetzt angenehm agil. Dank des geringen Gewichts schiebt der Wagen auch in spitzen Kehren nicht und lässt sich mit der elektro-mechanischen Servolenkung auch schon mal spitz ums Eck zirkeln. Den kombinierten Verbrauch gibt Skoda mit 5,8 Litern an. Realistischer sind wahrscheinlich knapp sieben Liter.
Interieur aufgewertet
Im flotten Kurvenlauf und auf holpriger Piste kommen den Insassen die mit neuen Stoffen bespannten Sitze, die ausreichend Auflagefläche bieten und angenehm straff abgestimmt sind, zugute. Allerdings kostet der sportlichste Spaceback, den es nur mit Doppelkupplungsgetriebe gibt, in der höchsten Ausstattungsvariante 22.790 Euro. Das ist dann aber auch High End. Im Preis enthalten ist hier auch eine Start-Stopp-Automatik. Die ziert jene Modelle, die sich damit das Kürzel "Green tec" verdient haben. Allerdings erfüllen auch die nicht die scharfe EU 6-Abgasnorm, die ab September 2014 für alle verkauften Pkw verbindlich wird.
Quelle: ntv.de