Auto

Abbremsen für die Umwelt? Streit über Tempolimit

Das Thema ist nicht neu, die Argumente in der aktuellen Diskussion sind es schon: Ein Tempolimit auf Autobahnen soll nicht mehr nur die Zahl der Unfälle verringern. Die Fahrzeugflotte soll so auch weniger klimaschädliche CO2-Emissionen ausstoßen.

Nach Angaben des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in Berlin hätte ein generelles Tempolimit auf den Autobahnen in Deutschland eine unmittelbare Auswirkung auf den Klimaschutz. "Man kann damit direkt Spritverbrauch und CO2-Ausstoß senken", sagt VCD-Sprecher Daniel Kluge. Denn ab Tempo 100 steige der Spritverbrauch "exponentiell".

Berechnungen des Umweltbundesamtes zufolge brächte eine Autobahn-Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h - wenn sie eingehalten wird - eine Verringerung der CO2-Emissionen durch den Autobahnverkehr um neun Prozent, sagt Daniel Kluge. Das entspreche einer Einsparung von rund drei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.

Hinzu kommen dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Berlin zufolge mittel- und langfristige Auswirkungen. "Statt superschnelle und extrem schwere Neuwagen zu konstruieren, würden die deutschen Autobauer motiviert, ab sofort leichte und sparsame Pkw zu bauen", so der BUND. Demnach verringert bereits eine Reduzierung des Pkw-Gewichts um 100 Kilogramm den Spritverbrauch um etwa einen Liter.

ADAC lehnt Tempolimit ab

Dagegen lehnt der ADAC in München die Einführung eines generellen Tempolimits auf Autobahnen ab. Die Auswirkungen auf den Klimaschutz seien "vernachlässigbar", behauptet Michael Niedermeier, Referent für Verkehr und Umwelt beim größten deutschen Automobilclub. Lediglich zwei Prozent der CO2-Emissionen ließen sich damit einsparen.

Auch einen Anreiz zum "Downsizing" der Fahrzeuge durch ein Tempolimit sieht Niedermeier nicht. Das Beispiel USA, wo es in allen Bundesstaaten scharfe Tempolimits gebe und dennoch vor allem PS-starke Fahrzeuge mit viel Hubraum sehr beliebt seien, beweise das Gegenteil. Außerdem gebe es auf deutschen Autobahnen bereits eine Durchschnittsgeschwindigkeit, die nahe an den geforderten Tempolimits sei. Auf rund einem Drittel aller Autobahnkilometer gebe es dauerhafte Tempo-Begrenzungen, so Niedermeier. Auf zusätzlichen 10 bis 15 Prozent der Strecken gebe es zeitlich begrenzte Tempolimits.

VCD-Sprecher Kluge sieht darin die Standardreaktionen der "Bleifußfraktion". Niemand behaupte, mit einem Tempolimit würden die Probleme des Klimawandels gelöst. Es könne aber einen Beitrag leisten. "Wir brauchen eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen, um die Klimaschutzziele zu erreichen", sagt Kluge.

Langfristig laufe ohnehin alles auf auf ein Tempolimit hinaus, so Kluge: Wenn Deutschland nicht selbst eines verhängt, werde es eben spätestens in zwei Jahren von der EU verordnet - um die Höchstgeschwindigkeiten auf den Straßen in Europa zu harmonisieren: "De facto ist Deutschland das einzige verbleibende Land weltweit ohne Geschwindigkeitsbegrenzung."

Quelle: ntv.de

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