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Probefahrt im Seat Ibiza ST Lust auf Ladung

Ibiza ST1.jpgMit aufgeladenem Direkteinspritzer und 7-Gang-DSG ist der Seat Ibiza ST flott unterwegs.

Ibiza ST1.jpgMit aufgeladenem Direkteinspritzer und 7-Gang-DSG ist der Seat Ibiza ST flott unterwegs.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Der Ibiza ist der Bestseller im Modellportfolio von Seat. Jetzt kommt die Kombi-Variante ST auf den Markt. Der Praxistest zeigt: Der Wagen ist praktisch, bequem und unauffällig zu fahren.

Freizeitvergnügen wie auf der gleichnamigen Baleareninsel, das verspricht Seat den Käufern des neue Ibizas ST. Mit einer Auswahl an vier Benzin- und drei Dieselmotoren wird er ab Juli bei den deutschen Händlern stehen. Der bislang als Drei- und Fünftürer angebotene Kleinwagen wird um die Karosserieform Kombi ergänzt. Erste Fahreindrücke sind vielversprechend.

Zuletzt hatte die spanische Marke, die dieses Jahr ihr 60-jähriges Bestehen feiert, mit einer eigenwilligen Form von Recycling für Aufsehen gesorgt. Der vormaligen Audi A4-Baureihe wurde mit ein paar neuen Blechteilen an Front und Heck ein zweites Leben als Seat Exeo zuteil, der ebenfalls als Kombivariante "ST" zu haben ist. Der Ibiza ist der Bestseller im Modellportfolio des achtgrößten spanischen Unternehmens, in Deutschland wurden im vergangenen Jahr fast 46.000 Exemplare neu zugelassen. Das sind rund 3500 mehr, als zum Beispiel Toyota für seinen Yaris an Neukunden einsammeln konnte.

Mit zwei Dreizylinder-Varianten spricht Seat die verbrauchssensible Kundschaft an.

Mit zwei Dreizylinder-Varianten spricht Seat die verbrauchssensible Kundschaft an.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Andererseits erscheint die Marktpräsenz hierzulande durchaus noch ausbaufähig, denn rund 1,4 Prozent Anteil sind für ein europäisches Unternehmen mager, wenn man zum Beispiel Exoten wie Hyundai zum Maßstab nimmt, die vergangenes Jahr die zwei vor dem Komma knackten. Die Kombivariante des Ibiza zu bringen, ist naheliegend, leider hat der "ST" wichtige Wettbewerber im eigenen Konzern: den VW Polo und den Skoda Fabia.

Um 18 Zentimeter gewachsen

Vor allem an der Frontpartie lässt der Ibiza ST die Verwandtschaft mit dem größeren Exeo erkennen. Kühlergrill und Scheinwerferdesign sind dem Schwestermodell nachempfunden, die Trapezform des Lufteinlasses gibt die Richtung für die Gestaltung künftiger Modelle vor. Gegenüber dem Ibiza-Fünftürer legte der Kombi um 18 Zentimeter an Länge zu, ein klares Signal an die Kunden, für die Nutzwert vor allem Ladevolumen bedeutet. Hinter den Sitzen sind nunmehr 430 Liter verfügbar. Durch Umlegen der Rückbank lassen sie sich auf bis zu 1164 Liter vergrößern. Die Lust auf Ladung ist ordentlich, aber kein Bestwert, denn zum Beispiel der Fabia Combi schafft 1460 Liter. Ein lobenswertes Entgegenkommen an Ferienreisende, Kurierdienste oder die Besucher von Baumärkten ist die mit 59 Zentimetern sehr niedrig konstruierte Ladekante. Der Vorzug, die Rückenlehne im Verhältnis 60:40 teilen und so verschiedenen Transportbedürfnissen anpassen zu können, wird nur jenen Kunden zuteil, die ab dem Ausstattungsniveau "Style" aufwärts bestellen.

Bicolor-Verkleidungen wirken jung und frech, können aber zu störenden Reflektionen führen.

Bicolor-Verkleidungen wirken jung und frech, können aber zu störenden Reflektionen führen.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Bereits mit drei Zylindern gelingt der Einstieg in die iberische Kombiwelt, da hat der Motor 1,2 Liter Hubraum und 60 PS. Wenn sich dieses Volumen auf vier Zylinder verteilt, ein Turbolader Druck macht und auch noch eine Direkteinspritzung den Kraftstoff zerstäubt, dann werden plötzlich 105 PS frei. Gemeinsam mit dem aus dem VW-Regal stammenden 7-Gang-DSG-Getriebe ist dieser Motor eine echte Versuchung. Drehfreudig, belastbar, nicht zu laut und mit einem munteren Temperament gesegnet, hat das Modell 1.2 TSI das Zeug, zum beliebtesten Modell der Baureihe zu werden. Das weiß man wohl auch bei Seat, denn mit einem Mindestpreis von 18.790 Euro ist es glatte 6500 Euro vom Preis der Einstiegsmotorisierung entfernt. Unabhängig von Benzin- oder Dieselmotor kosten alle Modelle ohne Zusatzausstattung unter 20.000 Euro.

Gutes Raumgefühl und viele Ablagen

Die Dieselmotoren mit 1,2 und 1,6 Liter Hubraum sind in den Leistungsstufen 75, 90 oder 105 PS zu haben. Für sie gibt es lediglich Fünfgang-Handschaltungen und wer sie wegen der günstigen Verbrauchswerte fahren will, sollte eine gewisse Unempfindlichkeit gegen Motorgeräusche mitbringen. Auch die naturgemäß höher drehenden Benziner sind keine Leisetreter. Da tritt der Zielkonflikt zwischen Verbrauch und Komfort offen zutage: Wer das Gewicht und damit den Verbrauch gering halten will - hier sind es je nach Motorisierung zwischen 1100 und 1225 Kilogramm - darf nicht allzu viel Dämmmaterial einbauen. Folge ist ein erhöhtes Geräuschniveau für die Passagiere.

Bei einem Kombi geht es immer darum, mit praktischen Qualitäten zu überzeugen. Das Cockpit vermittelt ein für einen Kleinwagen beachtliches Raumgefühl. Nischen, Mulden und Ablagen für allerlei Kleinzeug sind reichlich vorhanden. Wer will, kann sich Verkleidungen und Instrumentenabdeckung in Bicolor-Optik bestellen. Das mag die aus Preisgründen unvermeidlichen Plastikteile erträglicher machen, führt aber dazu, dass sich die helle Kuppel über den Hauptinstrumenten in der Frontscheibe spiegelt. Die Vordersitze sind bequem, könnten aber eine größere Sitzfläche vertragen. Erwähnung finden sollte die Längsverstellbarkeit des Lenkrades - keine Selbstverständlichkeit bei Kleinwagen, obwohl sie doch für die optimale Sitzposition so wichtig ist.

Vier Ausstattungslinien in Deutschland

In der Standardausstattung sind zwei Frontairbags, Kopfairbags und Gurtstraffer enthalten. Bei der Schleuderbremse folgt Seat im ESP-sensiblen Deutschland nicht dem schlechten Beispiel anderer Hersteller und bietet die Technik ab Werk an. Hierzulande werden vier Ausstattungslinien zum Einsatz kommen, und zwar außer der Grundversion Ibiza ST noch Reference, Style und Sport. Je nach Laune kann man sich dort praktisches und sportliches Zubehör bestellen, zum Beispiel, höhenverstellbare Fahrer- und Beifahrersitze, Zentralverriegelung, Nebelscheinwerfer und Abbiegelicht, Leichtmetallräder, Sportsitze oder ein elektrisches Panoramaschiebedach. Dass die Anschaffung eines derart veredelten ehemaligen Kampfpreis-Autos schnell mehr als 20.000 Euro kosten kann, versteht sich von selbst.

Hinter der Klappe finden sich bis zu 1164 Liter Stauraum, die Ladekante ist nur 59 Zentimeter hoch.

Hinter der Klappe finden sich bis zu 1164 Liter Stauraum, die Ladekante ist nur 59 Zentimeter hoch.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Die Bequemlichkeit an Bord ist klassen- und kostengemäß. Das Auto ist handlich und unauffällig zu fahren, doch können zu schnell passierte Querrillen für Unruhe sorgen. Wer sich aus optischen Gründen am reichen Angebot aus Niederquerschnittsreifen auf Leichtmetallfelgen bedient, sollte damit rechnen, dass es den Fahrkomfort nicht unbedingt fördert.

Wem der Verbrauch als wichtiges Kaufargument dient, wird den 1,2-Liter großen Dreizylinder-Diesel näher betrachten. Im EU-Normtest wurde er mit 3,9 Litern berechnet. Diesem Wert nahe zu kommen, dient das lang übersetzte Fünfgang-Getriebe, allerdings ist die Fahrt damit auch nahezu spaßfrei. Vergleichsweise sparsam (5,3 Liter nach Norm), aber deutlich temperamentvoller ist der 1.2-TSI-Motor. Wer auf dieses Auto spekuliert, muss noch bis Herbst warten. Dann ist es auch als Ecomotive-Variante verfügbar und obwohl ihm ebenfalls der sechste Gang fehlt, soll es dank Start-Stopp-Automatik auf 5,1 Liter Verbrauch kommen. Zum Marktstart Mitte Juli stellt Seat zwei Benziner und zwei Diesel zur Wahl. Dann beginnt die Otto-Motorenpalette mit einem Dreizylinder und 70 PS, gefolgt von dem aus diversen Volkswagen-Modellen bekannten 1,4-Liter-Saugbenziner mit 85 PS.

Quelle: ntv.de

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