Praxistest

Knuddelig, schnell und teuer Der "neue" Mini ist da

Von Axel F. Busse

Das konnte sich die BMW-Group nicht entgehen lassen: Weltweite Pressefotos mit dem Markennamen auf dem amtlichen Fahrzeugkennzeichen. Kurzerhand wurde ein Kfz-Händler aus dem westfälischen Minden überredet, rund 60 neue Kleinwagen auf seine Firma zuzulassen. Gegenwärtig sind die funkelnagelneuen Präsentationsfahrzeuge mit dem Nummernschild "MI-NI" rund um die spanische Metropole Barcelona unterwegs.

Mini ist Kult und BMW als Besitzer der Marke pflegt ihn nach Kräften. Nächsten Monat steht die zweite Generation der Mini unter BMW-Ägide bei den Händlern. Sie sieht (fast) aus wie die alte, denn es ist gefährlich, an einer Design-Ikone allzu viel zu ändern. Ein paar Millimeter vorne (Fußgängerschutz) ein paar Millimeter hinten (Stoßfänger), ein noch runderes Innendesign und neue Motoren - fertig ist das Nachfolgemodell. Zuletzt war die Nachfrage nach dem knuddeligen Kleinwagen so groß, dass die wegen Werksumbaus zurück gefahrene Produktion sie nur noch näherungsweise befriedigen konnte. 280 Millionen Euro hat BMW in die britischen Werke gesteckt, um sie auf eine Kapazität von 240.000 Stück pro Jahr zu bringen. Nicht einmal mehr zwölf Monate Produktion unter Volldampf und der Mini ist Millionär.

Runde Formen dominieren

Seit 2001, als BMW seinen wieder belebten Kultrenner aus den 60er Jahren präsentierte, sind schon weit mehr als 860.000 Einheiten an die Kunden gebracht worden. Die Engländer lieben ihn, USA gilt als zweitstärkster Markt, Deutschland liegt auf Platz drei. Der neue Mini wird zunächst in zwei Varianten, als Cooper und Cooper S angeboten. Später sollen als Einsteiger der Mini "One" und ein Diesel folgen. Der neue 1,6-Liter-Benzinmotor leistet als Sauger 120 und als Turbo 175 PS. Und weil Mini immer trendy ist, gibt es zum Turbo noch eine Direkteinspritzung dazu. Das verhilft dem Zweitürer mit dem freundlichen Gesicht zu ordentlichen Fahrleistungen: Erst bei 225 km/h setzt der Luftwiderstand der kantigen Karosse eine Grenze, und auch die 120 PS-Version ist mit 203 km/h noch recht gut dabei. Mit der Top-Motorisierung ist es kein Problem, auf kurvigen Landstraßen das sprichwörtliche Go-Kart-Feeling zu entfachen, das den Mythos Mini maßgeblich mit beeinflusst hat. BMW hat an beiden Achsen geschraubt, die vergleichsweise breite Spur des kurzen Autos lässt es satt auf der Straße liegen und zackig ums Eck jagen.

Bei der Innenausstattung verfeinerten die Designer ihre Bemühungen, anders zu sein als die anderen. Runde und ovale Formen bestimmen das Bild, im Zentrum des visuellen Interesses steht der mittige Analog-Tachometer, der jetzt mit 21 Zentimetern Durchmesser so groß ist, dass er auf Winsch auch noch den Monitor des Navigationssystems aufnehmen kann. Schalter mit Schutzbügeln und große Luftdüsen schaffen eine Optik, die kein Vorbild und keine Nachahmer kennt. Dass die Flasche im Getränkehalter dann auch mal den Zugriff auf den Fensterheber verstellt, wird großzügig übersehen. Damit der Blick zum Zentraltacho nicht die Aufmerksamkeit von der Straße weglenkt, ist im Kombi-Instrument am Lenkrad noch eine digitale Tempoanzeige vorhanden. Einen besonderen Clou verspricht die Innenbeleuchtung: Sie lässt sich, je nach Laune der Insassen, in mehrere Farbstimmungen verändern.

Kein Spaß ohne Sprit

Vor allem für die Cooper-S-Fahrer war der Besuch an der Tankstelle in der Vergangenheit häufig und schmerzhaft. Diesmal, so die offizielle Verlautbarung, ist der Verbrauch des Turbo-Aggregats spürbar geringer. Unter den laborähnlichen Norm-Bedingungen wurde ein Durchschnittsverbrauch von 6,9 Litern je 100 km ermittelt. Dass solche Werte nur selten etwas mit der Realität zu tun haben, zeigten die ersten Ausfahrten internationaler Pressevertreter im bergigen Katalonien. Unter der Herstellerempfehlung, das Spaßpotenzial des Autos ruhig mal auszukosten, zeigten die Bordcomputer mehrerer Testfahrzeuge Werte zwischen 10,2 und 10,6 Liter. Die Münchner müssen etwas geahnt haben. Der Tank des Cooper S ist zehn Liter größer als der des Schwestermodells.

Ein teurer Spaß? Die treue Fan-Gemeinde dürften ein paar Cent mehr oder weniger pro Kilometer wohl kaum dazu bringen, ihrem Lieblingsmobil abzuschwören, denn auch die Preise können nicht als Sonderangebot gelten. Für Mini-Kunden hat die Frage von Kosten und Gegenwert wohl nur nachrangige Bedeutung. Das Geld sitzt so locker bei Ihnen, dass in der Vergangenheit im Schnitt für jeden Mini etwa 23.000 Euro ausgegeben wurden. Dafür wären zwei Opel Corsa zu haben. Der neue Mini Cooper S wird 21.050 Euro kosten, der leistungsschwächere Cooper schlägt mit 17.350 Euro zu Buche. Wenn der Mini "One" im nächsten Jahr auf den Markt kommt, beginnt die Welt der kleinen Kult-Autos oberhalb von 15.000 Euro. Eine Stabilitätskontrolle kostet 500 Euro extra.

Quelle: ntv.de

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