Praxistest

Bis zu 200 PS, ab 21.900 Euro Fiat setzt auf neuen Croma

Wunden lecken und wehklagen kommt für Fiat Deutschland nicht in Frage: Obwohl in den ersten fünf Monaten dieses Jahres hierzulande rund 10.000 Autos der Marke weniger zugelassen wurden als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, stecken sich Vorstand Manfred Kantner und seine Getreuen ehrgeizige Ziele. Rückkehr in die Mittelklasse und wenigstens 5.000 verkaufte Einheiten des neuen Modells Croma im nächsten Jahr.

Seit wenigen Tagen ist das Auto bei den Händlern und die Kunden müssen schon etwas genauer hinschauen. Ist es nun ein zu hoch geratener Kombi oder ein besonders flacher Van? In jedem Falle ist es ein gefällig gestaltetes Vielzweck-Fahrzeug, das die markante Handschrift eines der renommiertesten Auto-Designer überhaupt trägt: Giorgetto Giugiaru.

Eine geschmeidige Frontpartie, große Fensterflächen (die sich mittels eines optionalen Panorama-Schiebedachs auf bis zu fünf Quadratmeter steigern lassen), pausbäckige Kotflügel am Heck und geteilte Rückleuchten sind die Erkennungsmerkmale, mit denen sich der neue Croma von den ins Visier genommenen Konkurrenten abzuheben trachtet. Da das Konzept des Fahrzeugs noch aus der Zeit der Kooperation mit GM herrührt, gehören Opel Vectra und Signum zu den Wettbewerbern, aber auch Renault Laguna, Peugeot 407 SW und Ford Mondeo.

Laut Fiat Werbe-Prosa soll der Croma die "Vorzüge eines Kombis mit denen eines Vans verbinden". Tatsächlich steigt der Kombi-Anteil im so genannten D-Segment seit Jahren stetig an, woraus Fiat den Bedarf für seinen neu konzipierten Croma ableitete. In der Realität findet der Fahrer zunächst mal ein Auto vor, in das er bequem hinein und wieder hinaus kommt. Das liegt an der Architektur der erhöhten Sitzposition, die angenehme Übersicht schafft. Warum der Neu-Insasse zur Anpassung seiner Sitzlehne dann aber ein unhandliches und obendrein scharfkantiges Einstellrad benutzen muss, weiß man wohl auch bei Fiat nicht so recht. Vermutlich hat der verantwortliche Einkäufer vor der Bestellung nie an dem Rad gedreht.

Zur Versöhnung ist das Cockpit ebenso überschaubar wie wohnlich gestaltet. In den höherwertigen Ausstattungslinien gibt es die markante Mittelkonsole mit einer Holzeinfassung. Das Zündschloss zwischen den Vordersitzen ist für Fiat ungewöhnlich, für Saab jedoch nicht – gehörten doch die Schweden einst zu den Schwestermarken im GM-Konzern. Der Croma verblüfft die Insassen mit ordentlichem Platz auf den hinteren Sitzen sowie mit einem Ladevolumen von bis zu 1.610 Litern. Ferner gibt es ein gehobenes Komfortniveau schon in der Grundausstattung, zu der außer ESP und sieben Airbags auch eine Klimaanlage und eine Berganfahrhilfe gehören. Wie allerdings der Verzicht auf Getränkehalter mit der gepriesenen Familientauglichkeit vereinbar ist, wird Fiat noch erklären müssen.

Mit zwei Benzin- und drei Dieselmotoren geht der Croma an den Start. Stärkstes Aggregat in dem Modell wird nicht ein Benziner, sondern ein 200 PS leistender, 2,4 Liter großer Common-Rail-Direkteinspritzer sein. In der Papierform hängt dieses Triebwerk die Motoren der Konkurrenz deutlich ab: 400 Nm maximales Drehmoment und das Auto soll 216 km/h Spitze laufen.

Als durchaus leistungswillig und antrittsstark zeigte sich bei ersten Testfahrten auch der 1,9 Liter große Diesel mit 150 PS. Diese Mehrzweckwaffe findet in geringfügig modifizierter Form zum Beispiel auch bei Alfa Romeo, Saab und Opel Verwendung. Die zunächst kernige Geräuschkulisse nimmt mit steigender Motortemperatur ab, im Schnitt soll sich das mit Sechsgangsgetriebe geschaltete Fahrzeug mit etwas mehr als sieben Litern zufrieden geben. Wahlweise ist auch eine Sechsgang-Automatik zu haben, standardmäßig sind die Diesel mit einem wartungsfreien Partikelfilter ausgestattet.

Als agil und drehfreudig präsentierte sich auch die Variante mit dem 2,2-Liter-Benzinmotor. Den 147 PS-Vierventiler fährt man am besten schaltfreudig und wird dafür mit ansehnlichem Temperament belohnt. Wer Benziner fährt, bekommt im Croma fünf Gänge zur Auswahl, das gilt auch für die Automatik-Kunden, denen für ihren Unwillen, per Hand zu schalten, zusätzliche 1.500 Euro abverlangt werden. Die Preise für den Croma beginnen gegenwärtig bei 21.900 Euro, wobei sich der Hersteller zugute hält, damit alle direkten Wettbewerber spürbar zu unterbieten. Mit dem 200 PS-Diesel und in der teuersten Ausstattungslinie "Emotion" wird der Croma 30.900 Euro kosten.

Axel F. Busse

Quelle: ntv.de

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