Umsatzträger gründlich renoviert Ford Focus rollt
22.02.2008, 14:54 UhrDass der C&A-Laden nebenan eine Quelle für Designer-Klamotten sein könnte, darauf wird wohl niemand ernsthaft kommen, und auch von Ford war in der Vergangenheit eher Hausbackenes als innovativ Gestyltes zu erwarten. Das soll sich ändern, denn das, was Ford "Kinetic Design" nennt, erfasst nun auch einen der wichtigsten Umsatzträger der Marke in Europa.
Das Modell Focus wurde seit 1998 rund fünf Millionen Mal produziert, im Jahr 2005 von Grund auf renoviert und soll ab 23. Februar mit neuer Optik das magere Jahr 2007 vergessen machen. Zum Ende des vergangenen Jahres hatte Ford nämlich vom Focus genau 57.546 Neuwagen an den Mann und die Frau bringen können, rund ein Fünftel weniger als noch 2006. Erzrivale Opel Astra könnte mit mehr als 83.000 Neuzulassungen glänzen, doch in dieser Zahl steckt ein Rückgang von mehr als 23 Prozent.
Was zum Beispiel beim S-Max oder dem neuen Mondeo schon realisiert ist, wird die Optik des künftigen Focus bestimmen. Eine trapezförmiger Lufteinlass am Kühler, weit in die Karosserie hineingezogene Scheinwerfer, muskulös ausgestellte Radläufe und viele Kanten, an denen sich das Licht brechen kann – das nennt Ford "Kinetic Design". Und da die Optik eines Fahrzeugs wesentlichen Einfluss auf die Kaufentscheidung hat, macht der Geschäftsführer für Marketing und Verkauf in Deutschland, Jürgen Stackmann, auch kein Hehl aus seinem Optimismus: "Vom neuen Focus erwarten wir einen Impuls für den Privatmarkt, der uns 2007 solche Sorgen gemacht hat".
"Energie in Bewegung"
Die Formensprache soll laut Ford "Energie in Bewegung" symbolisieren. Schon der zweiten Generation des Focus wurde ein enormer Zugewinn an Fahrdynamik bescheinigt, was für Stackmann jetzt bedeutet: "Das Auto sieht wieder so aus, wie es sich fährt".
Eindrucksvollster Beleg für die Behauptung vom dynamischen Fahren ist der Zweiliter-Dieselmotor, der in seiner leistungsstärksten Variante 136 PS abgibt. Mit der Durchzugskraft von 320 Newtonmetern geht es vorwärts, einem Wert, den noch nicht einmal der Top-Beziner aus dem Focus ST überbietet. Dabei läuft der Selbstzünder angenehm kultiviert und lässt sich mit dem serienmäßigen manuellen Sechsganggetriebe angenehm schaltfaul bewegen.
Zunächst wird Ford Drei- und Fünftürer ausliefern, der mit fast zwei Dritteln recht absatzstarke Kombi namens Turnier kommt später. Das gilt auch für die Ausführungen mit Stahlklappdach (CC) und den Fünfzylinder (ST), die beide für April avisiert sein. Schon im Februar ist auch das neue Doppelkupplungsgetriebe lieferbar, das bei Ford "Power Shift" heißt und in Verbindung mit dem Zweiliter-Dieselmotor angeboten wird.
Die Innenarchitektur des gelifteten Focus hat eine angenehm wertige Ausstrahlung, die Instrumente sind kontrastreich gestaltet und daher gut ablesbar. Dezente Metallapplikationen harmonieren mit geschmeidigen Oberflächen. Die Nachtbeleuchtung ist jetzt in Rot gehalten. Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet und bietet auch dem Nutzer ohne Ford-Erfahrung keine Orientierungsprobleme. Zum Starten wird jetzt ein Knopf gedrückt, serienmäßig ist nun ebenfalls der Spritbehälter ohne Extra-Deckel und mit Fehlbetankungsschutz. Die Aktivierung der Warnblinklichter kann durch hartes Bremsen hervorgerufen werden das bringt Sicherheit für den nachfolgenden Verkehr.
Bekannte Motorenpalette
Da es in der Technik bisher wenig auszusetzen gab, hat Ford sich hier auf Feintuning beschränkt. Der Kompromiss aus Fahrspaß und -komfort ist gelungen, weshalb die bekannte Motorenpalette vor allem in Hinblick auf Verbrauchsoptimierung weiter entwickelt wurde. Die sechs Benziner leisten zwischen 80 und 225 PS; die drei Diesel zwischen 90 und 136 PS. Ford nimmt für sich in Anspruch, Beispiel gebend in Sachen Umweltverträglichkeit zu sein. Der mit einem CO2-Ausstoß von 119 Gramm/Kilometer gemessene 1,6-Liter-Diesel unterschreitet schon jetzt den von der EU geforderten Grenzwert und zwar, die Jürgen Stackmann betont, als normales Serienaggregat "ganz ohne BlueMotion". Damit der freundliche Seitenhieb Richtung Volkswagen auch Gehör findet, hat Ford dennoch weiteres Optimierungspotenzial ausgemacht. Eine ECOnetic-Version soll sogar auf nur 115 g/km kommen und zwar mittels verbesserter Aerodynamik, Leichtlaufölen, Reifen mit geringerem Rollwiderstand und tiefer gelegtem Fahrwerk. Ford verspricht mit diesem Paket einen Verbrauchswert von 4,3 Litern je 100 Kilometer.
Neuste Unterhaltungselektronik
Wer beim Fahren spart, möchte vielleicht mehr Geld für Extras ausgeben. Deshalb wird der nächste Focus mit Reifendruck-Kontrollsystem, einem digitalen Sony-Radiosystem sowie ein Sound-Paket mit erweiterten Bluetooth-Funktionen, mit Sprachsteuerung und USB-Anschluss für externe Tonquellen angeboten. Die Fahrer der Turnier-Modelle, die häufig aus dem gewerblichen Bereich kommen, werden sich womöglich über eine 230-V-Steckdose freuen, an die man zum Beispiel ein Laptop anschließen kann.
Für einen Einstiegspreis von 15.000 Euro gibt der Hersteller dem Focus eine fernbedienbare Zentralverriegelung mit auf den Weg, dazu elektrische Fensterheber und elektrisch verstellbare Außenspiegel. Dann hat es sich aber schon mit dem Komfort, weshalb etwa zwei Drittel der Kunden die 1500 Euro teurere Ausstattungslinie "Style" wählen dürften. Die hat dann auch Klimaanlage, CD-Player und Reisecomputer mit an Bord.
Quelle: ntv.de