Praxistest

Einstiegspreis 50.300 Euro X3 mit neuem 286-PS-Diesel

Von Axel F. Busse

Das hat es aus Bayern noch nie gegeben: Der stärkste Motor einer Baureihe - ein Selbstzünder! Das Topmodell des "gelifteten" X3 wird von einem Sechszylinder angetrieben, der 286 PS leistet und dafür eine Sonderform von Heizöl verbrennt.

BMW gibt sich nicht damit zufrieden, den leistungsstärksten Dieselmotor in einem Pkw anzubieten (330 PS in der 7er-Lmousine), nun musste auch noch das Dreiliter-Aggregat aus dem 535d einer Kraftkur unterzogen werden. Das Ergebnis ist beeindruckend, wenngleich es nicht über die Tatsache hinwegtäuschen kann, dass sich sonst am X3 wenig geändert hat. Deshalb vermeidet BMW im Zusammenhang mit dem vorsichtig retuschierten Allradfahrzeug auch den Begriff "Facelift". In des Wortes eigener Bedeutung geschieht am Gesicht etwas sichtbares. Und da muss man beim X3 schon sehr genau hinsehen, um die Unterschiede zu erkennen.

Die Gitterstäbe in der BMW-Niere erlauben nun eine Unterscheidung nach Vier- und Sechszylindermodellen. Während die Einstiegsmotorisierung sich mittels schwarzer Streben zu erkennen gibt, zeigen die Sechszylinder eine Farbe namens Graphit-Metallic. Nur beim Top-Diesel schimmern sie in hellem Titan. Die Nebelleuchten sind ein paar Zentimeter nach oben gewandert und verfügen über einen zusätzlichen Spiegel, der sie auch als Abbiegelicht nutzbar macht. Stoßfänger am Heck und die Geometrie der dazu gehörenden Leuchten wurden ebenfalls verändert - und schon hat es sich mit den neuen Äußerlichkeiten.

Angeblich kommt es ja sowieso auf die inneren Werte an. Dort hat man sich ganz offenkundig die Kritik aus dem Jahr 2004 - als der erste X3 präsentiert wurde - zu Herzen genommen und für eine Aufwertung in der Materialanmutung gesorgt. Die Oberflächen sind überwiegend in einer edlen Narbenstruktur ausgeführt, die auch in der jetzt zweiteiligen Türverkleidung zu finden ist. Diese Designvariante hat den Nebeneffekt, dass bei der Lederausstattung kostspielige Tierhaut gespart werden kann, was die Einkaufsabteilung bei BMW nicht stören dürfte. Mit der Frage der Beherrschbarkeit von "i-Drive" brauchen sich Kunden des X3 nicht zu befassen, es wird in der Baureihe auch künftig nicht angeboten.

Stattdessen prangt im Zentrum der Mittelkonsole der Wählhebel für das neue Sechsgang-Automatikgetriebe. Es gehört zur Serienausstattung des 3.0sd, während alle anderen Motorvarianten von Hause aus eine Sechsgang-Handschaltung haben. Die Automatik hinterließ bei den ersten Testkilometern einen tadellosen Eindruck. Die sehr kurzen und Reaktions- und Schaltzeiten sind mit fast jedem Fahrstil kompatibel, erlauben ebenso die sportliche Ausnutzung der enormen Durchzugskraft wie das Dahingleiten in der höchsten Fahrstufe.

Bei derart entspannter Fahrweise soll das Triebwerk mit 8,7 Litern Diesel je 100 Kilometer auskommen. Da aber die sportliche Fahrwerkabstimmung, die präzise Lenkung und das mit 580 Newtonmetern Respekt gebietende Drehmoment zu dynamischer Fahrweise geradezu herausfordern, sind um die zwei Liter mehr näher an der Realität. Immerhin sind auf den 18 Zoll großen Alufelgen (Serie beim 3.0sd) nahezu zwei Tonnen Masse unterwegs, die in Bewegung gehalten werden wollen.

BMW hat das Prinzip des Doppelturbos gerade für den Benzinbereich nutzbar gemacht, im 3er Coupé wird es in diesem Herbst eingeführt. Die Selbstzünder der 5er-Reihe durften schon früher von zwei Schaufeln zwangsbeatmet ihren kaum noch nagelnden Dienst verrichten und kamen auf 272 PS. Nun hat der Motor ein Kurbelgehäuse aus Aluminium, was 26 Kilogramm Gewicht spart und eine Direkteinspritzung neuester Generation, was noch einmal 14 PS mehr Leistung bringt. BMW-Entwickler verhehlen nicht, dass dieser Motor gute Chancen hätte, im neuen X5 den Vorzug gegenüber dem vorhandenen V8-Diesel zu bekommen. Die Kraftentfaltung im X3 ist jedenfalls überzeugend, die Geräuschentwicklung minimal und der Verbrauch akzeptabel.

Obwohl der Kunde den Grund dafür erst beim zweiten Hinsehen erkennen kann, müssen je nach Motorisierung zwischen ein und zwei Prozent mehr für den "neuen" X3 bezahlt werden. Der Einstieg beginnt bei 33.500 Euro mit dem 2.0i und 150 PS. Für den 3.0sd sind dieses Jahr noch 50.300 Euro fällig, nächstes Jahr sind es schon 51.600,86. Der Finanzminister will es so.

Quelle: ntv.de

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