Uladzimir ZhyhachouDas war Samstag, der 29. August 2020
Rund 38.000 Menschen demonstrieren heute in Berlin gegen die staatlichen Corona-Schutzauflagen - fast doppelt so viele wie erwartet. Sie haben keine Lust auf die "Corona-Diktatur" und "Maulkorb-Demokratie", einige liefern sich Auseinandersetzungen mit Polizei. Mehrere hundert Rechtsextreme versuchen, das Reichstagsgebäude zu stürmen. "Reichsflaggen vorm Parlament sind beschämend", schreibt dazu Außenminister Maas auf Twitter. Dem kann ich nicht mehr viel hinzufügen.
Was war heute sonst wichtig:
Athen will größere Hoheitszone: Türkei droht mit Kriegserklärung
Linke bekommen neue Doppelspitze: Kipping und Riexinger treten ab
"Black Panther"-Star hatte Krebs: Chadwick Boseman überraschend gestorben
Messi ist nicht allein: Bayern vernichtete schon mal einen Weltstar
Behörden gehen gegen Presse vor: Polizei in Belarus setzt ARD-Kamerateam fest
Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht! Bis morgen!
Hunderte Leder-Fans feiern auf dem "Torture Ship"
Zahlreiche Fans von Lack und Leder haben sich durch die Corona-Krise auf dem Bodensee nicht vom Feiern abhalten lassen: In fantasievollen und ausgefallenen Kostümen kamen sie auf dem "Torture Ship" zusammen, um bis spät in die Nacht gemeinsam Party zu machen.
Allerdings unter erheblichen Einschränkungen durch die Pandemie. So galt eine Maskenpflicht, zudem durften maximal 250 Menschen an Bord. Security-Mitarbeiter sollten auf dem Schiff darauf achten, dass die geltenden Abstands- und Hygieneregeln eingehalten würden.
Normalerweise lockt das "Torture Ship" auch Tausende Schaulustige in die Häfen in Friedrichshafen und Konstanz. Das war aufgrund der Corona-Einschränkungen dieses Mal jedoch nicht möglich: Die Piers wurden im Vorfeld gesperrt, um Menschenansammlungen zu vermeiden.
Tausende Israelis demonstrieren gegen Netanjahu
In Israel gingen erneut Tausende Menschen auf die Straßen, um gegen den rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu demonstriert.
Allein in Jerusalem versammelten sich nach Polizeiangaben mehr als 10.000 Menschen. In Tel Aviv blockierten Demonstranten demnach mehrere Straßen nahe dem zentralen Rabin-Platz. Darüber hinaus protestierten Menschen auch auf Brücken über Autobahnen im ganzen Land.
Seit Wochen gehen Menschen in Israel gegen Netanjahu auf die Straße. Das liegt zum einem an dem Korruptionsprozess, in dem sich der Regierungschef verantworten muss - er ist wegen Betrugs, Untreue und Bestechlichkeit angeklagt.
Netanjahu wird aber auch wegen seiner Handhabung der Corona-Krise kritisiert. Der 70-Jährige räumte unter anderem vorschnelle Lockerungen ein. Die Arbeitslosigkeit in Israel lag zuletzt bei mehr als 20 Prozent.
Baum stürzt auf Kleinbus - drei Tote in Österreich
Während eines heftigen Unwetters in Österreich ist ein Baum auf einen Kleinbus gestürzt. Dabei kamen in der Gemeinde Burgauberg-Neudauberg im Bundesland Burgenland drei Insassen ums Leben, vier weitere wurden verletzt. Die Region war von starken Gewittern getroffen worden. Auch am Rand anderer Straßen stürzten Bäume um.
Frau dreht Nacktvideo auf heiligen Brücke - bis zu drei Jahre Haft
Nach einer Indien-Reise der "Beatles" ist die Fußgängerbrücke Lakshman Jhula weltberühmt geworden, bis heute ist sie ein Magnet für Backpacker und Yogis. Auch eine 27-jährige Französin wollte sie unbedingt anschauen - und darauf ein Nacktvideo drehen. Das Problem - diese Ganges-Brücke wird in Indien als heilig angesehen. Die junge Frau wurde festgenommen und wenig später gegen Kaution freigelassen. Nun droht ihr eine Anklage wegen Verstoßes gegen das indische Internetgesetz. Das teilte die Polizei der nordostindischen Stadt Rishikesh mit. Im Falle einer Verurteilung drohen ihr bis zu drei Jahre Haft.
Abgeordnete als Sklavin dargestellt - Empörung in Frankreich
Die Darstellung einer schwarzen Abgeordneten in Ketten im rechtsgerichteten Magazin "Valeurs Actuelles" sorgt in Frankreich für große Empörung.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron habe die Abgeordnete Danièle Obono angerufen und die Veröffentlichung verurteilt, hieß es aus Élyséekreisen.
Obono selbst warf dem Magazin bereits am Freitag die Veröffentlichung "rassistischer Scheiße" vor. Sie erhielt breite Unterstützung aus allen politischen Lagern. "An ihrer Seite im Kampf gegen Rassismus und für den Respekt, der allen gewählten Vertretern der Republik gebührt", erklärte der Präsident der Nationalversammlung, Richard Ferrand. Premier Jean Castex sagte Obono die Unterstützung der gesamten Regierung zu.
"Valeurs Actuelles" verteidigte die Publikation. Die Zeichnung sei im Rahmen der traditionellen fiktiven Sommergeschichten erschienen, in denen Charaktere aus Politik, Kunst oder Medien durch die Zeit reisen, hieß es in einer Mitteilung. In der aktuellen Ausgabe reist Obono ins 18. Jahrhundert und erlebt nach Angaben des Magazins "die Schrecken der von Afrikanern im 18. Jahrhundert organisierten Sklaverei".
Motorradfahrer stirbt nach Zusammenprall mit Traktor
Ein Mann ist mit seinem Motorrad im nordrhein-westfälischen Ort Hünxe gegen einen Traktor geprallt und gestorben. Ein weiterer Motorradfahrer wurde bei dem Unfall schwer verletzt.
Eine Gruppe von Bikern sei unterwegs gewesen, als einer von ihnen in einer Rechtskurve mit einem Trecker zusammenstieß, teilte die Polizei mit. Der 56-Jährige starb noch an der Unfallstelle. Ein weiterer Motorradfahrer aus der Gruppe fuhr in die Unfallstelle und kam zu Fall. Der 59-Jährige wurde dabei schwer verletzt und kam mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus. Der Traktorfahrer blieb unverletzt.
Die Highlights der F1-Quali
Polizisten erschießen behinderten Jugendlichen - Festnahmen in Südafrika
16-jähriger Nathaniel Julius wollte im Johannesburger Armenviertel Eldorado Park nur Kekse kaufen. Als der Junge, der am Down-Syndrom litt, wegen seiner Behinderung auf Polizisten-Fragen nicht reagierte, eröffneten die Beamten Feuer.
Nach tödlichen Schüssen sind nun zwei Polizisten in Südafrika festgenommen worden. Beide Beamte würden wegen Mordes angeklagt, teilte die interne Ermittlungsbehörde der Polizei von Johannesburg mit. Die beiden Beamten sollen an der Erschießung des 16-Jährigen beteiligt gewesen sein.
Der Vorfall löste gewaltsame Proteste in Eldorado Park aus. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa rief deshalb zur Ruhe auf.
Rund zehntausend Frauen bei Marsch gegen Lukaschenko in Minsk
Es geht schon wieder um Belarus. In der Hauptstadt Minsk protestieren in diesen Minuten zahlreiche Frauen gegen Staatschef Alexander Lukaschenko - trotz eines großen Aufgebots mit Hundertschaften der Polizei und Gefangenentransportern. Nach Angaben des Nachrichtenportals "Tut.by" nehmen am Protestmarsch rund 10.000 Frauen teil.
Ziel des Protests "Große Parade der weiblichen Friedenstruppen" sei es, die Freilassung von Gefangenen zu erreichen, die Polizeigewalt strafrechtlich verfolgen zu lassen und Neuwahlen zu erwirken, hieß es. Frauen nehmen in der Demokratiebewegung in Minsk eine herausragende Stellung ein.
Am Rande der Aktion wurden bereits einige Männer festgenommen.
Trump-Hotel in Vancouver schließt nach nur drei Jahren
Nur rund drei Jahre nach der Eröffnung hat ein Hotel der Trump-Organisation im kanadischen Vancouver wieder geschlossen. Die Betreiber hätten Bankrott angemeldet, berichteten kanadische Medien.
Das Trump International Hotel hatte Anfang 2017 mit Hilfe eines malaysischen Investors in dem 188 Meter hohen Bau mit gläserner Fassade und geschwungenem Design in der westkanadischen Metropole aufgemacht. An der Eröffnung hatte unter anderem Trumps jüngste Tochter Tiffany teilgenommen. Dutzende Menschen hatten damals aber auch mit Plakaten vor dem Gebäude gegen die Politik des US-Präsidenten demonstriert. Der hatte die Geschäftsführung des Trump-Konzerns nach der Wahl zum Präsidenten an seine Söhne Eric und Donald Jr. übergeben.
J. K. Rowling gibt Menschenrechtspreis zurück
Die "Harry Potter"-Autorin J. K. Rowling hat einen ihr verliehenen Menschenrechtspreis zurückgegeben. Das erklärt die Schriftstellerin auf ihrer Website. Die gemeinnützige Organisation Robert F. Kennedy Human Rights (RFKHR) hatte sie 2019 ausgezeichnet.
Unter anderem wegen des "sehr ernsthaften Konflikts in den Ansichten von mir und RFKHR, denke ich, dass ich keine andere Möglichkeit habe, als die 'Ripple of Hope'-Auszeichnung zurückzugeben, die ich im vergangenen Jahr erhalten habe", schreibt Rowling. Sie könne es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, den Award zu behalten, nachdem Kerry Kennedy, die Vorsitzende der Organisation, sich kritisch über Rowling geäußert hatte.
Rowling hatte vor wenigen Monaten mit umstrittenen Tweets über transsexuelle Menschen für Aufsehen gesorgt.
Kennedy hatte die Autorin kürzlich auf der Homepage ihrer Organisation stark kritisiert. Sie habe mit Rowling gesprochen, um dieser ihre "tiefe Enttäuschung" darüber auszudrücken, dass die Schriftstellerin ihr Talent dazu missbrauche, ein Narrativ zu erschaffen, das "die Validität und Integrität der gesamten Gemeinschaft transsexueller Menschen - einer Gemeinschaft, die unverhältnismäßig stark unter Gewalt, Diskriminierung, Belästigungen und Ausgrenzung leidet [...]", untergrabe.
Lukaschenko wirft Journalisten hinter Gitter und dann aus dem Land
Wir bleiben beim Thema Belarus. In Minsk ist ein Kamerateam der ARD nach seiner Berichterstattung über die Proteste vorübergehend festgenommen worden. Die drei Mitarbeiter seien vor ihrem Hotel festgesetzt und über Nacht in einer Polizeistation festgehalten worden, teilte der WDR in Köln mit. Sie kamen demnach am Vormittag wieder frei. Laut WDR wurde ihnen die Akkreditierung entzogen.
Laut WDR wurden der russische Kameramann und der russische Kamera-Assistent des Landes verwiesen. Der belarussische Producer komme am Montag vor Gericht.
Die autoritäre Staatsführung ging zuletzt massiv gegen Journalisten vor. Bereits am Vortag kamen etwa 50 Journalisten vorübergehend in Polizeigewahrsam, darunter eine Korrespondentin der Deutschen Welle und ein ZDF-Kamerateam.
Update: Insgesamt 17 Journalisten wurden Akkreditierungen entzogen. Neben ARD sind Mitarbeiter der Nachrichtenagenturen AFP, Associated Press, Reuters, sowie Reporter der BBC, Radio Free Europe, Radio France Internationale betroffen.
Schichtwechsel
Christian Herrmann verabschiedet sich in den wohlverdienten Feierabend, ich übernehme seinen Platz in der Redaktion. Mein Name ist Uladzimir Zhyhachou, ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Samstagnachmittag!
Putin spricht Lukaschenko Unterstützung aus
Niemand in Belarus scheint Staatschef Alexander Lukaschenko den Wahlsieg vor drei Wochen abzunehmen. Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin kein Grund, am Ausgang der Abstimmung zu zweifeln. "Wie Sie wissen, habe ich Alexander Lukaschenko zu seinem Sieg gratuliert", sagte der Kremlchef in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehsender Rossija 1.
Die Präsidentenwahl steht international als grob gefälscht in der Kritik. Die EU hatte die Abstimmung nicht anerkannt, Putin und China hatten Lukaschenko dagegen zum Sieg gratuliert.
In der Welt sei überhaupt nichts "ideal", sagte Putin, "weder in der Politik noch in der Wirtschaft noch im sozialen Bereich". Er zweifele daran, ob auch alle Zweifler ehrlich seien.
Die Wahlkommission hatte Lukaschenko nach 26 Jahren an der Macht 80,1 Prozent der Stimmen zugesprochen. Die Opposition hält dagegen Swetlana Tichanowskaja für die wahre Siegerin.
13 Menschen sterben bei Restaurant-Einsturz in China
Beim Einsturz eines Restaurants in der nordchinesischen Provinz Shanxi sind mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen. 28 Menschen seien lebend aus den Trümmern geborgen worden, berichtet der Sender CGTN. Demnach suchen Hunderte Rettungskräfte nach weiteren Verschütteten.
Laut CGTN war das zweistöckige Gebäude am Samstagmorgen eingestürzt.
Insgesamt 37 Menschen seien verschüttet worden.
Die Unglücksursache war zunächst unklar.
In China kommt es immer wieder zu verheerenden Gebäudeeinstürzen. Dahinter stecken häufig Pfusch am Bau und das Umgehen von Sicherheitsstandards.
Polizei löst Berliner Anti-Corona-Demo auf
Die Berliner Polizei hat die Auflösung der umstrittenen Corona-Demonstration angekündigt. "Alle bisherigen Maßnahmen haben nicht zu einem Einhalten der Auflagen geführt", schreibt sie auf Twitter.
Deutsche Firmen ziehen Kapital aus Russland ab
In der Corona-Krise haben deutsche Firmen ihre Investitionen in Russland zurückgefahren. Die deutsch-russische Außenhandelskammer (AHK) spricht von einem deutlichen Einbruch bei den Netto-Direktinvestitionen im Vergleich zu den Boom-Jahren 2018 und 2019.
Es sei mehr Kapital abgezogen als investiert worden, sagt AHK-Chef Matthias Schepp. "Viele Investitionen wurden verschoben und auf Eis gelegt."
Der Bundesbank zufolge überwiesen deutsche Unternehmen allein von März bis Juni 1,1 Milliarden Euro aus Russland nach Deutschland.
Demnach sorgt vor allem das Coronavirus für Verunsicherung: Nur vereinzelt gibt bislang Sonderflüge zwischen Frankfurt/Main und der russischen Hauptstadt Moskau.
"Die Spekulationen über einen Einmarsch Russlands in Belarus und die Vergiftung des Oppositionellen Alexej Nawalny beschädigen das Investitionsklima zusätzlich", sagt die AHK.
Möglicherweise Brandsatz vor Haus von Tönnies entdeckt
Auf der Zufahrt zur Privatvilla des Fleischunternehmers Clemens Tönnies ist möglicherweise ein Brandsatz gefunden worden. In der vergangenen Nacht hätten Unbekannte dort Behälter mit Flüssigkeit und Anzünder abgestellt, sagt die Polizei im ostwestfälischen Gütersloh. Dazu sei ein Bekennerschreiben eingegangen.
Die Lokalzeitung "Die Glocke" berichtet, dass die "Revolutionären Aktionszellen" sowie die "Westfälische Animal Liberation Front" die Verantwortung für den möglichen Brandanschlag übernehmen.
Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um eine politisch motivierte Tat handle, sagte die Polizei. Konkrete Gefahr habe aber nicht bestanden, da nichts angezündet worden sei.
Tönnies ist Geschäftsführer des größten deutschen Fleischkonzerns. Er steht unter anderem wegen eines Corona-Massenausbruchs unter Beschäftigten am ostwestfälischen Stammsitz seiner Firma in der Kritik.
Ladendieb isst rohes Fleisch im Supermarkt
Da hat der Magen anscheinend mächtig geknurrt: Weil er nach eigenen Aussagen großen Hunger hatte, hat ein Ladendieb in Würzburg sein Diebesgut - rohes Fleisch - noch im Supermarkt gegessen.
Die Polizei sagt, der 41-Jährige habe sich am Freitag mit Cevapcici, Kalbsmedaillons und einer Sardellencreme an der Kühltheke bedient.
Danach öffnete er die Verpackungen und aß das rohe Fleisch noch im Supermarkt.
Weil er kein Bargeld dabei hatte, konnte er seinen spontanen Imbiss nicht bezahlen.
Berlins Innensenator: Demonstranten müssen sich beweisen
In diesen Minuten beginnt die umstrittene Demonstration der Corona-Leugner in Berlin. Der Innensenator der Hauptstadt, Andreas Geisel, hat die Teilnehmer kurz zuvor noch einmal aufgefordert, die Gesundheitsauflagen einzuhalten. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) habe den Versammlungsteilnehmern "eine zweite Chance" gegeben, obwohl schon bei der Demonstration Anfang August "massiv und bewusst gegen die Infektionsschutz-Auflagen verstoßen wurde", erklärt er in einer Pressemitteilung.
Geisel forderte die Corona-Leugner außerdem auf, "friedlich" zu demonstrieren. "Die europaweite Mobilisierung unter Rechtsextremisten, die unabhängig von der Verbotsdiskussion im Vorfeld stattgefunden hat", bereite ihm nach wie vor große Sorge.
Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg hatte in der Nacht zwei Eilbeschlüsse des Verwaltungsgerichts Berlin bestätigt. Dieses hatte zuvor das Kundgebungsverbot aufgehoben.
Zu der Demonstration werden mehr als 20.000 Menschen erwartet. Die ersten rund 1000 Teilnehmer brachten viele Fahnen im Stile der bei Rechtsextremisten beliebten Reichskriegsflagge mit.
Brasilien verschärft Abtreibungsregeln für vergewaltigte Frauen
Auch wenn es um zehnjährige, vergewaltige Mädchen geht: Wenn die mächtige evangelikale Kirche in Brasilien könnte, wie sie wollte, würde sie Abtreibungen verbieten. Auf ihren Druck hin hat das brasilianische Gesundheitsministerium nun nämlich die Regeln noch einmal deutlich verschärft.
Schwangerschaftsabbrüche sind nach einer Vergewaltigung in Zukunft nur dann erlaubt, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist oder der Fötus eine schwere Fehlbildung hat.
Frauen, die nach einer Vergewaltigung abtreiben wollen, müssen sich den Embryo oder Fötus zudem vorher auf Ultraschallbildern ansehen.
Die Frauen müssen die Vergewaltigung auch der Polizei melden und sind zu einer "ausführlichen Schilderung" verpflichtet. Außerdem müssen sie darauf hingewiesen werden, dass sie mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen müssen, wenn sie die Vergewaltigung nicht beweisen können.
Erst im August waren in der Stadt Recife Evangelikale und Rechtsextreme auf die Straße gegangen, um eine Abtreibung bei einem zehnjährigen Mädchen zu stoppen, das von ihrem Onkel vergewaltigt worden war.
Grüne Wähler wollen Grün-Rot-Rot, alle anderen Schwarz-Grün
Voraussichtlich haben die Grünen nach der Bundestagswahl im kommenden Jahr zwei Koalitionsoptionen: Sie könnten gemeinsam mit CDU und CSU oder gemeinsam mit SPD und Linke eine Regierung bilden. Die Wähler sind zwiegespalten.
Im RTL/ntv-Trendbarometer haben sich 48 Prozent aller Wahlberechtigten dafür ausgesprochen, die Grünen sollten - sofern das rechnerisch möglich wäre - mit der Union die nächste Bundesregierung bilden. Eine grün-rot-rote Koalition bevorzugen 37 Prozent der Befragten, 15 Prozent haben keine Meinung.
Anders sieht es aus, wenn nur die Anhänger der Grünen entscheiden dürfen: Bei ihnen plädieren 57 Prozent für eine grün-rot-rote Koalition, nur 39 Prozent bevorzugen eine Koalition mit der Union.
Von den weiblichen Anhängern der Grünen sprechen sich 46 Prozent, von den männlichen jedoch nur 30 Prozent für eine Koalition mit der Union aus.
Ehe-Aus: Jasmin "Blümchen" Wagner ist wieder solo
Jasmin "Blümchen" Wagner und ihr Ehemann, der Unternehmer Frank Sippel, haben sich getrennt. Die "Bild"-Zeitung berichtet, dass die Sängerin vor rund einer Woche aus der gemeinsamen Berliner Wohnung ausgezogen und alleine in den Griechenland-Urlaub geflogen ist.
Das Paar war seit knapp zehn Jahren zusammen.
Im Februar 2015 hatten beide geheiratet.
Der Trennungsgrund: Ein Freund des Paares sagte der "Bild"-Zeitung, dass die beiden sich auseinandergelebt haben.
Auch Riexinger hört als Linke-Chef auf
Nach der Linken-Chefin Katja Kipping hat auch ihr Co-Vorsitzender Bernd Riexinger angekündigt, im Oktober nicht wieder für den Spitzenposten zu kandidieren. Das gab der 64-Jährige in einer schriftlichen Erklärung an die Parteigremien bekannt, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Kammerjägerverband warnt vor Abzocke
Ich habe ihn Gott sei Dank noch nie gebraucht, aber weiß jetzt: Auch Kammerjäger zocken anscheinend ab. Manche jedenfalls. Der Deutsche Schädlingsbekämpferverband (DSV) warnt vor unseriösen und teils kriminellen Anbieter.
Die Abzocke nehme seit etwa zwei Jahren zu und werde immer krimineller, sagt die Essener Büroleiterin des Verbandes, Steffi Klotz.
Die kriminellen Anbieter nutzen demnach erfundene Firmenadressen, stellen völlig überhöhte Rechnungen aus und verlangen Barzahlung an der Haustür.
In Einzelfällen hätten betrügerische Kammerjäger Rechnungen über mehrere Tausend Euro geschrieben, heißt es.
Beispiel Wespennest: Seriös kostet die Entfernung maximal 200 Euro. Betrügerische Anbieter versprühen dagegen manchmal nur Wasser auf das Nest oder reißen sie ohne Beachtung des Tierschutzes heraus.
Tiefkühl-Pommes sind deutsches Krisenfutter
In der Corona-Krise haben die deutschen Verbraucher ihre Kartoffel-Lust wiederentdeckt. Die Nachfrage nach Tiefkühl-Pommes und anderen Kartoffelprodukten stieg deutlich, geht aus einer Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen hervor.
Danach haben die Menschen in Deutschland im ersten Halbjahr insgesamt 168 Millionen Packungen Pommes, Röstis, Kroketten und Co gekauft.
Das ist ein Anstieg um rund 18 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Besonders beliebt waren Tiefkühl-Pommes für den Ofen, von denen rund 97 Millionen Packungen verkauft wurden.
Auch der Kartoffelchips-Absatz ist deutlich gestiegen: Insgesamt kauften die deutschen Verbraucher im ersten Halbjahr über 51.000 Tonnen, rund 10 Prozent mehr als im Vorjahr.
Flüchtlingsgegner lauern Asylsuchenden in Hotels auf
In Großbritannien haben sich rechte Aktivisten von ihrer "menschlichen" Seite gezeigt: Dem "Guardian" zufolge sind Mitglieder der Organisation "Britain First" in mehrere Hotels eingedrungen, in denen Asylsuchende untergebracht sind. Dort haben sie an Türen gehämmert und die Flüchtenden gefragt, wo sie hergekommen und warum Steuergelder für sie verschwendet werden. Videos davon haben die Flüchtlingsgegner im Internet veröffentlicht.
Ein Video zeigt die Aktivisten in einem Hotel nahe Bromsgrove bei Birmingham, ein anderes in Newcastle.
Im Internet haben die Flüchtlingsgegner laut Bericht auch eine Liste mit den Namen anderer Hotels veröffentlicht, in denen Asylsuchende untergebracht sind.
Die Polizei in Bromsgrove sagt, die Aktivisten hätten das Hotel verlassen, bevor ihre Einsatzkräfte vor Ort gewesen sein.
Schweden verbietet dänischem Islamfeind Einreise: Straßenkämpfe
Es bestehe die Gefahr, dass sein Verhalten "zu einer Gefahr für die Gesellschaft werden könnte", sagen die schwedischen Behörden, als sie dem islamfeindlichen Politiker Rasmus Paludan aus Dänemark die Einreise verbieten. Anschließend wurde es erst recht gefährlich: Seine Anhänger haben in Malmö randaliert.
Paludan ist Vorsitzender der dänischen Partei "Strammer Kurs". In Malmö wollte er gemeinsam mit dänischen Anhängern einen Koran verbrennen.
Die schwedischen Behörden verhängten deshalb ein zweijähriges Einreiseverbot gegen ihn und nahmen ihn in der Nähe von Malmö fest.
Daraufhin begannen rund 300 seiner Anhänger in Malmö Steine auf Polizisten zu werfen und Reifen anzuzünden.
Drei Menschen wurden wegen Anstiftung zum Rassenhass festgenommen.
Das wird heute wichtig
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die große Demonstration gegen die deutsche Corona-Politik in Berlin darf stattfinden. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hat die Erlaubnis in der Nacht "im Wesentlichen" erteilt. Damit dürfen die "Querdenker" ab 11 Uhr vom Potsdamer Platz zu ihrer großen Kundgebung auf der Straße des 17. Juni am Brandenburger Tor marschieren. Angemeldet sind gut 22.000 Teilnehmer. Die Polizei ist mit 3000 Einsatzkräften vor Ort.
Das sind die anderen wichtigen Themen des Tages:
Katja Kipping zieht sich nach acht Jahren von der Parteispitze der Linken zurück. Im Laufe des Tages will auch ihr Co-Vorsitzender Bernd Riexinger bekanntgeben, ob er noch einmal kandidiert.
In Minsk werden am Nachmittag ab etwa 16 Uhr neue Proteste gegen den autoritären Staatschef Alexander Lukaschenko erwartet. Geplant ist die "Große Parade der weiblichen Friedenstruppen".
Und das Wichtigste zum Schluss: In Friedrichshafen schippern ab 19 Uhr Lack- und Lederfans mit dem Tanzschiff "Torture Ship" über den Bodensee. Auch bei dieser Veranstaltung gilt eine Maskenpflicht, aber das dürfte für die Fetisch- und Swinger-Szene kein Problem sein.
Kommen Sie gut durch den Tag!
Über den Autor
Banksy-Rettungsschiff funkt SOS: Verletzte und ein toter Flüchtling an Bord
Das Rettungsschiff "Louise Michel" befindet sich schon nach seiner zweiten Rettungsaktion auf dem Mittelmeer in Not: "Wir brauchen dringend Hilfe", hat die Besatzung in der Nacht auf Twitter geschrieben. Es gebe einen Toten auf dem Schiff.
Nach nur zwei Rettungsaktionen befinden sich demnach schon 219 Flüchtlinge an Bord zusätzlich zur zehnköpfigen Crew.
Darunter seien neben dem Todesopfer auch mehrere Flüchtlinge mit Treibstoff-Verbrennungen.
Laut der Website Marine Traffic befand sich das unter deutscher Flagge fahrende Schiff am frühen Morgen rund 90 Kilometer südöstlich der italienischen Insel Lampedusa.
Als Zeichen der Unterstützung wurde es vom britischen Künstler Banksy bemalt.
Facebook löscht Seiten des "Compact"-Magazins
Das "Compact"-Magazin ist vor allem in der rechten Szene beliebt. Unter anderem ist es rechte Verschwörungsmythen bekannt. In einem neuen Gefühl von Konsequenz hat Facebook nun den Account des Magazins gesperrt. Das berichten WDR und NDR.
Auch der Instagram-Account von "Compact" ist gelöscht worden. Eine Facebook-Sprecherin berief sich gegenüber den Sendern auf das interne Regelwerk. Man lösche die Seiten von Organisationen, wenn sie gegen die Hassstandards verstießen.
Die Sperrung dürfte für das Magazin ein harter Schlag sein: Mehr als 90.000 Menschen hatten die Facebook- und Instagram-Seiten mit einem Like bewertet.
Facebook steht seit Monaten unter Druck, konsequenter gegen Hass im Netz vorzugehen. Viele Unternehmen drohen, ansonsten keine Werbung mehr zu schalten.