"Ein sexueller Tyrann" Anklägerin attackiert Kevin Spacey scharf
30.06.2023, 18:47 Uhr Artikel anhören
"Ein Mann, der andere Männer sexuell belästigt"? Kevin Spacey bei seiner Ankunft vor dem Londoner Gericht am Freitag.
(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)
Hollywood-Star Kevin Spacey steht aktuell wegen diverser Vorwürfe sexueller Übergriffe auf Männer vor Gericht. Er selbst beteuert seine Unschuld und hofft auf eine Rehabilitation in dem Prozess. Die Staatsanwältin hingegen fährt schwere Geschütze gegen ihn auf.
Im Prozess gegen Kevin Spacey wegen sexueller Übergriffe hat die Anklägerin schwere Vorwürfe gegen den US-Filmstar erhoben. Der 63-Jährige sei ein preisgekrönter Darsteller, sagte Staatsanwältin Christine Agnew Gericht. "Er ist außerdem, so behauptet die Anklage, ein Mann, der andere Männer sexuell belästigt", sagte Agnew und fuhr fort: "Ein Mann, der persönliche Grenzen oder Räume nicht respektiert, ein Mann, dem es offenbar Spaß macht, anderen das Gefühl zu geben, machtlos und unbehaglich zu sein, ein sexueller Tyrann." Spaceys "bevorzugte Angriffsmethode" sei offenbar, "andere Männer aggressiv in den Schritt zu packen".

So erlebte die Gerichtszeichnerin die Ausführungen von Staatsanwältin Christine Agnew.
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Dem Oscar-Gewinner werden in zwölf Fällen teils schwere sexuelle Übergriffe gegen mehrere Männer vorgeworfen. Spacey streitet die Vorwürfe ab und will den auf vier Wochen angesetzten Prozess dazu nutzen, seinen Namen reinzuwaschen. Sollte er jedoch schuldig gesprochen werden, könnte ihm eine Haftstrafe drohen.
Die angeblichen Sexualdelikte reichen von Belästigung bis hin zu Nötigung zum Geschlechtsverkehr. Sie sollen sich zwischen 2001 und 2013 in London sowie in der Grafschaft Gloucestershire ereignet haben. Spacey war von 2004 bis 2015 künstlerischer Direktor am renommierten Londoner Theater Old Vic.
"Übertreibungen und Lügen"
"Er nahm sich, was und wen er wollte, wann er wollte", sagte Agnew. Konkret schilderte die Anklägerin Taten gegen vier Männer, die sich nicht kennen würden. Spacey habe seinen Ruhm ausgenutzt und "Freude daran, anderen das Gefühl zu geben, sich machtlos und unwohl zu fühlen".
Spaceys Verteidiger Patrick Gibbs sagte, die angeblichen Taten seien vor vielen Jahren geschehen. "Was wurde in einer bösen Wendung neu interpretiert? Was wurde erfunden oder verdreht?", sagte Gibbs. Spacey sei reich und einflussreich. Der Anwalt warnte die Jury, die schließlich das Urteil fällt, sie werde im Laufe des Prozesses "einige absichtliche Übertreibungen und viele verdammte Lügen hören".
Rauswurf bei "House of Cards"
Die Vorwürfe gegen Spacey waren im Kontext der MeToo-Bewegung lautgeworden, die sich nach dem Bekanntwerden sexueller Vergehen durch den Filmproduzenten Harvey Weinstein formiert hatte. Im Unterschied zu den meisten anderen Anschuldigungen, die seither gegen diverse Hollywood-Stars im Raum stehen, geht es im Fall Spacey jedoch nicht um Übergriffe auf Frauen, sondern auf Männer. Tatsächlich outete sich der Schauspieler im Zuge dieser Diskussion um sein Verhalten erstmals öffentlich als homosexuell.
Als die Vorwürfe gegen ihn publik wurden, feierte Spacey gerade große Erfolge mit der Serie "House of Cards". Die Macher des Netflix-Formats setzten den Schauspieler daraufhin vor die Tür - eine letzte Staffel wurde ohne den bisherigen Hauptdarsteller realisiert.
Schon lange vor "House of Cards" war Spacey ein angesehener Hollywood-Star. So gewann er den Oscar gleich zweimal: 1996 als bester Nebendarsteller in "Die üblichen Verdächtigen", vier Jahre später dann als bester Hauptdarsteller in "American Beauty".
Quelle: ntv.de, vpr/dpa