Unterhaltung

Keine Werbung für Aserbaidschan Baku enttäuscht Touristen

Für viele Touristen war die Reise zum ESC-Austragungsort Baku eine negative Erfahrung.

Für viele Touristen war die Reise zum ESC-Austragungsort Baku eine negative Erfahrung.

(Foto: dpa)

Der negative Eindruck dominiert unter den Touristen, die zum Eurovision Song Contest nach Baku gereist sind. Viele zeigen sich irritiert über extreme Sicherheitsmaßnahmen und aserbaidschanischen Nationalstolz.

Zu viele Sicherheitskräfte, überteuerte Hotels und reichlich aserbaidschanischer Nationalstolz: Deutsche Fans und andere Gäste sind wenig begeistert vom Grand Prix in Baku. "Wir machen drei Kreuze, wenn wir im Flieger sitzen und wieder nach Hause dürfen", sagt der 46-jährige Josef aus München. Er kommt wie sein Freund Pawel seit 2001 zum Eurovision Song Contest (ESC). Und beide sind heilfroh nach der glanzvollen Show am frühen Sonntagmorgen, dass der ESC 2013 in Schweden, einem demokratischen und "vernünftigen Land", über die Bühne gehen wird.

Die beiden erzählen in der Altstadt in Baku, wie sie sich auf Schritt und Tritt beobachtet fühlen von Sicherheitsleuten in Uniform oder in Zivil. "Das ist sehr unangenehm", findet der 43-jährige Pawel. "Das ist ein großer Schritt nach hinten." Die Shows in der Crystal Hall am Kaspischen Meer strotzten nur so vor aserbaidschanischem Nationalstolz. Sicherheitsleute hätten massenhaft zusätzliche Nationalflaggen ausgeteilt, weil ihnen das wohl zu viel Internationalität in den Fan-Reihen gewesen sei. Dauernd werde "Aserbaidschan" gerufen und die Fahne geküsst.

"Schikanen" im Fandorf

Auch im ESC-Fandorf, wo traditionell internationale Gäste zum Biertrinken zusammenkommen, habe sich kaum jemand aufgehalten, weil dort nur aserbaidschanische Musik gespielt worden sei. Bitter stoßen den beiden auch die ESC-Shows auf. "Es sind überall Männer, die niemals zu einem solchen Event gehen würden", sagt Josef. Er meint Sicherheitsleute. Pawel spricht von "Schikanen" und "nicht nachvollziehbaren Absperrungen" in der Stadt. Das sei eine denkbar schlechte Werbung für das Land.

Aserbaidschanische Sicherheitsleute verteilten im Publikum zusätzliche Nationalflaggen.

Aserbaidschanische Sicherheitsleute verteilten im Publikum zusätzliche Nationalflaggen.

(Foto: dpa)

Man wird ein bisschen wie ein Alien angeschaut", meint Josef. Die Altstadt beschreiben sie als eine Art "Disneyland". Mit dem Taxi seien sie auch mal außerhalb des Stadtzentrums gewesen, "wo alles nicht mehr so glänzt". Und sie ärgert, dass ein kleines Hotelzimmer 400 Euro pro Nacht koste - so viel hätten sie noch nie ausgegeben.

Zum deutschen "Star für Baku", Roman Lob, der auf den achten Platz kam, sind sie unterschiedlicher Meinung. Josef ist er "viel zu brav mit seinem Babyface". "Es passt nicht in dieses Peppige und Powervolle und Feuerwerk, das sonst auf der Bühne abgeht", sagt er. Pawel dagegen meint, dass das "eine sehr gute Performance" sei. Auch Fans aus anderen Ländern hätten den beiden zum deutschen Beitrag gratuliert.

Sicherheitsleute kontrollieren Kameras

Hier in Baku hätten "Aufpasser" sogar Fotoapparate kontrolliert und aus nicht nachvollziehbaren Sicherheitsgründen das Löschen von Bildern bestimmter Gebäude gefordert, sagt Alexander aus Moskau. "Man fühlt sich, als ob die Aserbaidschaner das alles hier nur für die eigenen Leute machen", fasst der 31-Jährige seine Eindrücke zusammen.

In der als Weltkulturerbe der Unesco geschützten Altstadt sagen Souvenirverkäufer, dass sie sich deutlich mehr erwartet hätten von dem ESC. Die Läden sind gähnend leer. "Es sind kaum Touristen in der Stadt und für diejenigen, die da sind, habe ich schon die Preise auf unter die Hälfte gesenkt", sagt der Händler Elchin im Zentrum. Vielleicht sei Baku als Ziel einfach noch nicht attraktiv genug.

Quelle: ntv.de, Ulf Mauder, dpa

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