Unterhaltung

Schlag für Salzburg "Berliner" verlassen Osterfestspiele

Wenn er das wüsste!

Wenn er das wüsste!

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Sie waren das musikalische Herz der Salzburger Osterfestspiele: Die Berliner Philharmoniker. Jetzt sagen sie Adieu. Salzburg ist verbittert. Die Zukunft des Festivals steht in den Sternen.

Eine "Riesenblamage für Salzburg", ein "Vertragsbruch", das "Ende eines wunderbaren Kapitels Salzburger Kulturgeschichte": Der Rückzug der Berliner Philharmoniker von den Salzburger Osterfestspielen löst an der Salzach Enttäuschung, Verbitterung und Ratlosigkeit aus. Das von Herbert von Karajan als Spielort für seine "Berliner" gegründete Festival steht ab 2013 ohne sein Herzstück da. Der zweite Paukenschlag nach dem Finanzskandal von 2009. Weitermachen will man trotzdem.

"Vor allem bin ich deshalb maßlos enttäuscht und verärgert, weil der Wechsel von langer Hand vorbereitet worden sein muss", sagte Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden und sprach von einem "Vertragsbruch". Landeshauptfrau (Ministerpräsidentin) Gabi Burgstaller vermutet in einer Stellungnahme, "dass ökonomische Aspekte die kulturellen Interessen ausgestochen haben".

Weitermachen will Salzburg trotzdem, auch wenn Stimmen, das teure Festival einzustellen, nun Aufwind bekommen. Intendant Peter Alward hofft jedoch auf einen "Neustart" ab 2013, und auch Bürgermeister Schaden gibt sich kämpferisch: "Auf ein Top-Festival auf international höchstem Niveau kann und wird Salzburg nicht verzichten", sagte er.

Seit dem ersten Taktschlag ist das Festival untrennbar mit den Berliner Philharmonikern verbunden. Der gebürtige Salzburger Herbert von Karajan installierte die Festspiele 1966 eben als exklusiven Spielort des Orchesters, dessen Chefdirigent er damals war: Nur an der Salzach waren die "Berliner" seitdem als Opernorchester zu erleben. Zwei Aufführungen einer Opernproduktion in Starbesetzung, in einem zehntägigen Festival umrahmt vom aktuellen Konzertschaffen der Musiker von der Spree.

Finanzen und Skandale

Diese Exklusivität ließen sich Stadt und Land Salzburg, aber auch das erlauchte Publikum etwas kosten. Die Kartenpreise für Bizets "Carmen", die im nächsten Jahr noch stattfinden soll, beginnen erst bei 460 Euro und reichen bis 1230 Euro für Spitzenplätze. Für die Salzburger Politik wurde es aber immer schwieriger, die hohen Subventionen politisch zu rechtfertigen.

Zumal ein massiver Finanzskandal 2009/10 die Festspiele erschütterte. Damals flog auf, dass der langjährige Geschäftsführer Michael Dewitte seit 1998 mehrere Millionen Euro in die eigene Tasche abgezweigt haben soll. Die Absage der Berliner unter Chefdirigent Sir Simon Rattle trifft die neue Geschäftsführung mit Peter Alward an der Spitze nun mitten in der Regenerationsphase nach diesem Skandal. Das Orchester war an der Aufarbeitung beteiligt und erhielt größeres Mitspracherecht. Auch in der Programmgestaltung sei man sei dem Orchester weit entgegen gekommen, hält Alward in einer Mitteilung fest. Doch die zuletzt von den Berlinern geforderte Ausweitung sei in der angespannten finanziellen Lage nicht machbar.

In Salzburg vermutet man verbittert, dass Berlin die prekäre Situation genutzt hat, um den längst geplanten Absprung zu vollziehen und dabei das Gesicht zu wahren. Schließlich hielten sich seit Jahren Gerüchte über eine Abwanderung nach Baden-Baden.

Spekulationen sind nun Tür und Tor geöffnet. Schon wird über eine engere Anbindung an die Sommerfestspiele gemunkelt. Dieser Idee soll Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler nicht abgeneigt sein. Und der Wiener "Kurier" sieht gar bereits die Sächsische Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann auf dem Sprung an die Salzach.

Quelle: ntv.de, Irmgard Rieger, dpa

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