"Ich bin ein Spieler!" Cantona im Kino
12.11.2009, 12:48 Uhr
Hat etwas Neues gefunden, wo er sich ausleben kann: Eric Cantona.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Es gibt eine Szene in dem neuen Kino-Film "Looking for Eric", in der tragen ein Haufen Freunde Eric-Cantona-Masken. Die Männer setzen schließlich ihre Masken ab, und unter einer kommt Cantona selbst zum Vorschein. Dieser Augenblick sagt viel aus - über die dünne Membran zwischen dem früheren Fußballspieler Cantona und dem jetzigen Schauspieler.
"Es hat sich nicht viel verändert in meinem Leben. Ich bin ein Spieler", sagt Cantona zu seiner Wandlung vom Fußball-Helden zum Filmstar. Einst verzauberte er vor allem die Fans im Trikot von Manchester United im Stadion Old Trafford, das sie auch das Theater der Träume nennen. Nun begeistert der 43-Jährige in seiner zweiten Karriere die Zuschauer in den Kinosälen auf der Leinwand.
"Looking for Eric" ist nicht Cantonas Debüt als Schauspieler. Doch es ist sein bislang persönlichster Film. "Ich habe mit meinen Brüdern eine Idee für einen Film gehabt. Wir haben die Idee auf zwei Seiten zusammengetragen und dann eine Produktionsfirma gesucht", erzählt Cantona. Die Idee wurde für so gut befunden, dass sie der englische Regisseur Ken Loach in einen Kino-Streifen umgesetzt hat.
In dem Film spielt sich Cantona selbst. Das kommt den kraftvollen Fußball-Szenen zugute. Doch der Franzose spielt mehr als nur einen Fußballer. Für die Hauptfigur, einem Postboten, ist er eine Art guter Geist.
Dabei war Cantona zu Zeiten als Fußball-Profi weiß Gott kein Engel. Am 25. Januar 1995 wurde er im Spiel gegen Crystal Palace nach einem Kung-Fu-Tritt gegen einen Fan, der ihn bespuckt und beleidigt hatte, für neun Monate gesperrt. Doch selbst von seiner "schlimmsten Zeit" profitiert Cantona im Film, wenn er dort leidenschaftlich Trompete spielt. "Ich brauchte damals ein Ziel und hatte an den Spieltagen ja frei, deshalb habe ich Trompete geübt", erinnert sich Cantona.
Dass der Film in England spielt, ist für Cantona logisch. "England ist für mich gleichbedeutend mit Fußballkultur", sagt Cantona. Im Fußball-Mutterland schlossen ihn die Fans nach seiner "Flucht" aus seinem Heimatland Frankreich trotz seiner Eskapaden in die Herzen. Die Anhänger von ManU wählten nicht George Best oder Bobby Charlton, sondern Cantona zum Fußballer des Jahrhunderts.
Mit "seinem" Film ist Cantona sehr zufrieden. "Der Film strahlt Menschlichkeit aus und Solidarität. Es geht um Menschen, die helfen. Das ist etwas, das leider nicht mehr selbstverständlich ist", sagt der frühere Stürmer, der sich an seinen größten Moment als Fußballer erinnert - kein Tor, sondern ein Pass; ein Akt der Kommunikation und des Miteinanders.

"Looking for Eric" wurde dieses Jahr in Cannes vorgestellt.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Mit seiner Zeit als Fußballer hat Cantona aber abgeschlossen. Stattdessen will er im nächsten Jahr im Januar auf der Theaterbühne stehen. "Ich bin niemand, der in der Vergangenheit schwelgt. Und ich hatte in der letzten Zeit meiner Fußball-Karriere gemerkt, dass mir die Leidenschaft fehlt", sagt Cantona: "Jetzt habe ich etwas Neues gefunden, wo ich mich ausleben kann."
Quelle: ntv.de