"Let’s Dance"-Finale Cortez tanzt aus dem Mai
01.06.2013, 07:21 Uhr
Manuel Cortez tanzt am besten.
(Foto: dpa)
Es ist die Woche der Entscheidungen. Nach "Germany’s Next Topmodel" hat nun auch "Let’s Dance" seinen Sieger gekürt. Unfassbar knapp - das galt dabei nicht nur für die Kleider, sondern auch für das Endergebnis. Rückblick auf eine Show mit Glamour, Grazie und Selbstbräuner.
Pokalfinale, zwei Teams, Fangesänge, so die Eckdaten des Abends. Olympiastadion, Berlin, Fußball, möchte man ergänzen. Aber nein, die Nordkurve dieses Abends donnert nicht, sie kreischt vielmehr. Keiner ruft "Stuttgart", keiner "Bayern", sie rufen "Sila" oder "Manuel". Willkommen beim Finale von "Let’s Dance"!
Alles fing vor acht Wochen als betreutes Tanzen an, als Reha-Maßnahme gegen steife Glieder. Anmut war ein Fremdwort. Auch Gülcan Kamps stelzte da herum und wurde vom Publikum sofort rausgewählt. Doch in der Finalsendung darf sie sich beim Tanz aller ausgeschiedenen Kandidaten noch einmal präsentieren, um zu zeigen: Geändert hat sich nichts, noch immer tanzt sie wie ein Brot.
Anders die Finalisten. Die Schauspieler Sila Sahin und Manuel Cortez mühen sich sehr ansehnlich durch ihre drei Tänze des Abends, mit Energie und Einsatz. Ein langer Weg war es bis dahin. Fast 300 Stunden hatte jeder von ihnen in den vergangenen Wochen geprobt. Im Halbfinale hatten sie sich zuletzt gegen "Bachelor" Paul Jahnke durchgesetzt. Jetzt galt es ohne Fehler, aber dafür mit viel Gefühl zu beeindrucken.
Es wird geglotzt und nicht gekleckert
Mit einer Samba zu Madonnas "La Isla Bonita" beginnen Sahin und Partner Christian Polanc. Wichtige Nachricht von Sahin vorweg: "Es gibt wirklich keinen Tanz, den ich nicht mag, aber die Samba mag ich wirklich einfach gar nicht." Ah ja. Trotzdem bewegt sich die "GZSZ"-Darstellerin unbeeindruckt und leicht über die Tanzfläche. "Du hast das Parkett in eine traumhafte Insel verwandelt", schwadroniert Juror Jorge Gonzalez im Anschluss.
Cortez, bekannt aus der Serie "Verliebt in Berlin", legt mit Tänzerin Melissa Ortiz-Gomez eine Rumba nach, wird vom Publikum laut beklatscht und erhält Lob von Wertungsrichterin Motsi Mabuse: "Das war so emotional." Dafür gibt es einen Punkt mehr als für das andere Team, der Stand nach der ersten Runde: 25 zu 24. Gute Laune in jeder Bildschirmecke.
Der Wettkampf des Abends ist aber nicht nur ein Duell zwischen den Promis Cortez und Sahin, den Seifenoperngesichtern von Sat.1 und RTL, sondern auch zwischen den Profis, den Tänzern Polanc und Ortiz-Gomez. Bis April waren die beiden ein Paar, jetzt sind sie Gegner. Gemerkt hat man davon kaum etwas.
Die Sendung hatte andererseits auch seit Beginn der Staffel versucht Sahin und Polanc als Traumpaar zu verkaufen. Es knisterte angeblich. Doch diese Woche kam heraus: Sahin liebt einen anderen, den Dortmunder Fußballer Ilkay Gündogan.
Im Finale ist das alles egal, das Tanzen steht im Mittelpunkt. Das Lästern und die Kritik der ersten Sendungen sind dem Staunen gewichen. Gebanntes Zuschauen. Beide Paare präsentieren sich überzeugend. Kleidung, Show, Emotion, alles passt. Die Jury frohlockt: "Toller Tanz. Spitze! Ohne Worte."
Die Sache mit dem Selbstbräuner
Sprachlos zeigt sich auch Moderatorin Sylvie van der Vaart. In ihrem weißen Kleid schwebt sie häufig geistesgleich neben der Veranstaltung. Sie ist die überforderte Mutti der durchgeknallten Rasselbande. Nicht einmal der Punkt für die höchsten Absätze des Abends geht an sie, die hat Modeltrainer Jorge Gonzalez an den Füßen.
Van der Vaart ist Kulisse, einfach nur da. Gut aussehen. Sie hat sich für die Optik Selbstbräuner entschieden, jedoch etwas überdosiert. Während Deutschland im Nass versinkt, schimmert dort, zwischen dem Weiß der Zähne und des Kleides, ihre Haut in Äquatorialbräunung. Es scheint als stehe der Sommer - 1,58 m groß - in einem Fernsehstudio in Köln und weiß nicht wohin.
Aber weiter in der Sendung: Als einziges Paar der Staffel bekamen Sahin und Polanc im Halbfinale die volle Punktzahl - dreißig Punkte - von der Jury. Sie waren damit die Favoriten für die letzte Show. Dem Anspruch werden sie auch gerecht. In ihrem zweiten Tanz, einem gefühlvollen Walzer, verschmelzen sie miteinander und winden sich in schwerelosen Bewegungen. Nur der dauernörgelnde Juror Joachim Llambi verweigert mit neun Punkten knapp die Höchstnote.
Die Gegner kontern mit einem Jive, der für Stimmung im Studio sorgt, den Zuschauer infiziert und unmittelbar mitwackeln lässt. Dass Cortez im Finale dabei ist, war nach der ersten Sendung alles andere als absehbar. "Kein Gefühl", konstatierte die Jury damals. Heute gibt sie ihm 28 Punkte.
Es ist wirklich wahr
Und, oho, plötzlich haben beide Teams 53 Punkte. RTL dreht am Spannungsregler. Der letzte Tanz folgt, das Bangen beginnt. Schon zuvor wurde die gesammelte Bekanntschaft der Finalisten vor die Kamera gezerrt. Freunde spornten an, Kollegen drückten die Daumen und die Familie war stolz.
"Wir wollen den Pokal haben", sagt Sahin mehrfach. Mit einem Freestyle-Tanz zu einem Titanic-Medley soll das gelingen. Als Jack und Rose aus dem Erfolgsfilm tanzen sie sich durch verschiedene Stimmungen, von dramatisch bis noch viel dramatischer. Die Jury und das Publikum schmachten mit und Polanc bekennt danach: "Bei dem Film musste ich auch heulen."
Cortez und Ortiz-Gomez setzen weiter auf gute Laune. Ihre Freestyle-Darbietung im Kabarett-Stil strotzt vor Freude. Wieder geht ein rhythmisches Zucken durch die Studiogäste. Nach dem Auftritt: Kurzatmigkeit - beide haben alles gegeben.
Am Ende steht es nach Jurypunkten 82 zu 82. Der Tanz aus dem Mai wird zum Nervenkitzel, zur Zitterpartie. Sylvie van der Vaart weiß: "Es gab noch nie so ein spannendes Finale." Jetzt müssen die Anrufer entscheiden.
Der eigentliche Gewinner steht da schon fest: RTL. Anders als bei den Problemshows "Deutschland sucht den Superstar" und "Supertalent" war die Staffel ein voller Erfolg. Die Einschaltquoten sind gestiegen, allein zum Halbfinale schalteten eine Woche zuvor etwa 4,5 Millionen Zuschauer ein.
Moderator Daniel Hartwich verkündet kurz darauf einen Sieg von Manuel Cortez mit gerade einmal 50,06 Prozent der Stimmen. Nach Wayne Carpendale in der ersten Staffel ist Cortez damit erst der zweite männliche Gewinner der Show.
Und dann ist es doch ein wenig wie Fußball. Sila Sahin steht mitten im Jubel, ohne Pokal, so wie auch ihr Freund Gündogan letzte Woche auf dem Rasen des Wembley-Stadions stand, und ist nur Zweite. Aber sie hat bereits angekündigt: Nächstes Jahr tritt sie erneut an.
Quelle: ntv.de