"Don’t worry honey, come on!" Das verrückte Duell Becker gegen Pocher
26.10.2013, 06:57 Uhr
Hat der einen an der Klatsche?
(Foto: picture alliance / dpa)
Die wahre Siegerin des TV-Showdowns zwischen Boris Becker und Oliver Pocher ist Beckers Ehefrau Lilly. Sie rettet die Stimmung – und der frühere Wimbledon-Sieger zeigt, dass er eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Sportlers nicht verlernt hat.
Bei Spiel drei wäre es fast gescheitert. Boris Becker findet das alles "nicht mehr lustig", hat eigentlich keine Lust weiterzuspielen. "Nicht koscher" sei das Ganze, er wittert Absprachen, was auch immer, irgendwie kann das doch nicht mit rechten Dingen zugehen, dass dieser Punkt in diesem Spiel jetzt schon wieder an Oliver Pocher geht. Spiel drei heißt "Zwitscher Gewitter", dieses "Gewitter" ist einer von insgesamt zwölf kleinen Wettkämpfen, mit denen Tennislegende Boris Becker und Moderator Oliver Pocher sich aneinander messen wollen.
Schade eigentlich: Boxen war keine Disziplin beim Becker-Pocher-Duell.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auf Twitter hatten sie sich nämlich vor Kurzem einige Tage lang angezickt, es ging um Beckers neue Biografie "Das Leben ist kein Spiel" und Pochers Ex Alessandra, die auch die Ex von Boris ist, - kurz gesagt: "Zwei Männer streiten wegen einer Frau, mit der keiner von beiden mehr zusammen ist", wie Sonja Zietlow das zusammenfasst. Am Ende gipfelte der virtuelle Streit in eine reale Einladung: Becker solle doch mit Lilly in seine RTL-Show "Alle auf den Kleinen" kommen, schrieb Pocher via Twitter an den Tennis-Star – und was zuerst völlig absurd schien, wurde tatsächlich Wirklichkeit.
Lilly ist fitter und sportlicher als ihr Mann
In einer Sonderausgabe seiner Sendung, in der Oliver Pocher sich normalerweise in diversen Disziplinen gegen unprominente Herausforderer beweisen muss, kämpfte Pocher diesmal gegen Boris und Lilly Becker. "Becker gegen Pocher – Der Showdown" hieß das TV-Duell der anderen Art, das Sonja Zietlow fair wie immer moderierte. Lilly darf ihren Mann unterstützen, weil der nach rund 15 Jahren als Profisportler körperlich gegenüber Oliver Pocher benachteiligt wäre. Becker geht tatsächlich überraschend schwerfällig. Das sei die neue Hüfte, seine strapazierten Gelenke, erfahren die Zuschauer.
"Zwitscher Gewitter" also, Spiel drei. Es gilt, Prominente zu erraten. Natürlich nicht einfach so, sondern weil man ja überhaupt nur beisammen ist, weil es sich per Twitter so gut streiten lässt, twittert man Stichworte, anhand derer der Teampartner den gesuchten Promi erkennen soll. Klar, mit Boris kämpft Lilly, Pocher hat sich seinen Freund Giovanni Zarrella (Ex-Sänger von Bro'Sis) an die Seite geholt.
Angela Merkel wird gesucht, Pocher schreibt "Frau" und "hässlich" und Giovanni tippt sofort richtig auf die Bundeskanzlerin. Wahrheitsgehalt und politische Korrektheit sollen in diesem Kontext mal beiseitegelassen werden, auch schon bei der Suche nach Justin Bieber riet Zarrella mit dem ersten Versucht richtig. Boris glaubt jetzt nicht mehr an Glück oder Zufall. Er beschwert sich also, das Publikum buht, Lilly muss ihn beruhigen "It’s okay, honey!", schließlich spielt er doch weiter.
Macht er sich jetzt lächerlich?
Es ist ein Moment, der ein kleines bisschen Angst macht vor dem weiteren Verlauf des Abends: Wird Becker sich lächerlich machen, ist er einer solchen Show vielleicht gar nicht gewachsen, dem flinken Witz von Oliver Pocher, den ganz eigenen Regeln dieser Sendung? Zu diesem Zeitpunkt haben Lilly und Boris und Oliver Pocher jeweils ein Spiel gewonnen. Pocher ganz entspannt und mit Spaß an der Sache, an dem großen Auftritt in "seinem Wimbledon", wie er das Kölner Studio nennt. Kann er doch auch nur profitieren: Egal, wie dieser Abend ausgeht, ob er dieses wirklich spektakuläre Duell gewinnen oder verlieren wird - eine Riesenmenge Aufmerksamkeit ist ihm und seiner Sendung sicher.
Lilly und Boris hingegen wirken sehr konzentriert, steht für Becker doch auch ungleich mehr auf dem Spiel. Aber er scheint das Risiko für sein Image gegen möglichen Nutzen aus der Show abgewogen zu haben, twittert im Vorfeld der Sendung fröhlich "Ein bisschen Spaß muss sein." Auch hat er hier die Chance, sich mal abseits von Twitter in einer abendfüllenden Show zu präsentieren – will er die nun mit einer nörgeligen Schummel-Beschwerde aufs Spiel setzen? Wo er doch selbst schrieb, natürlich auf Twitter: "Humor ist, wenn man trotzdem lacht."
Klarer Punktsieg für Lilly
"Don’t worry honey, come on!", ruft da Lilly Becker und man will sich fast bei ihr bedanken für den kleinen aufmunternden Klaps, den sie ihrem Boris verpasst, das Spiel kann weitergehen, ja, Pocher gewinnt es, aber – mach dir nichts draus, Honey! Da ist doch schließlich Lilly.
Somit ist dieser Moment auch ein Moment, der zeigt, dass dieser Abend am Ende wohl einen Sieger haben wird, mit dem bei dem ganzen Vorgeplänkel zwischen Boris Becker und Oliver Pocher niemand gerechnet hat: Lilly Becker. Schon das allererste Spiel - die drei müssen um die Wette große Würfel verschieben- entscheidet die 37-Jährige für sich, beziehungsweise für ihrem Mann. Insgesamt wird sie mehr als die Hälfte seiner Punkte erspielen und beim Rest so mitreißend mitfiebern, dass man irgendwann gar nicht mehr anders kann, als Boris die Daumen zu drücken – weil Lilly sich dann so schön freut.
Basketball und Besenkammer
Nach dem holprigen Start zeigt Becker sich in Spiel vier (er muss Lilly anweisen, eine Tomate auf ein Nagelbrett über seinem Kopf zu schießen) und fünf (Körbe werfen) erstmals relativ souverän, wobei er Pocher auf anderer Ebene kaum Paroli bieten kann. Die Lacher sind, man hätte es kaum anders erwartet, meist auf Seite des TV-Profis, der die wenigen Sprüche von Becker nie unkommentiert lässt. Ein Dialog: "Wenn es knallt, kann ich loslegen?" Becker: "Ja, das kennst du doch." – "Guter Gag Boris" – "Ja, wir werden langsam warm miteinander." – "Und hier haben wir auch mehr Platz als in der Besenkammer!"
Lilly ignoriert solche Aussagen, sie muntert auf ("Los, Schatzilein!"), feuert an und übernimmt die Aufgaben, zu denen Becker körperlich nicht mehr in der Lage wäre. Im Fat-Suit einen Parcours bewältigen zum Beispiel, oder in einem Ganzkörper-Schwamm-Anzug ein Auto waschen.
Lilly verhindert Boris' Blamage
Fast in man froh, dass Lilly hier wie ein Puffer diese kleinen Albernheiten von Becker fernhält, so bleibt eine völlige Demontage des Tennis-Stars aus. Und zwar auch oder vielleicht gerade weil er den Wettkampf schließlich am Ende knapp verliert und zeigen kann, wie das richtig geht, mit dem Verlieren. Denn auch wenn man merkt, dass er es sich natürlich anders gewünscht hätte, bescheinigt er Pocher samt Handschlag: "Heute bist du ein Großer."
Aber vielleicht fällt so ein bisschen Größe auch ganz leicht, wenn man etwas hat, was Pocher auch dieser Sieg nicht bringen wird: eine eigene Lilly.
Quelle: ntv.de