Unterhaltung

Brand heizt Gerüchteküche an Droht der Cinecittà das Aus?

Bereits 2007 hatte ein Brand in der Cinecittà eine Halle mit Kulissen und Requisiten zerstört.

Bereits 2007 hatte ein Brand in der Cinecittà eine Halle mit Kulissen und Requisiten zerstört.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Fellini, Pasolini, Visconti - die Filmstudios von Cinecittà stehen für die ganz großen Namen des italienischen Kinos. Doch statt Glanz und Gloria sorgt heute die ungewisse Zukunft des ehemaligen "Hollywood am Tiber" für Schlagzeilen. Ein Brand heizt die Gerüchte jetzt an.

Einst glanzvolles Symbol der Kino-Nation Italien, beherbergt der Studiokomplex Cinecittà südöstlich von Rom heute wenige Fernsehproduktionen und dient vor allem als Museum. Nun gibt es heftige Diskussionen um Restrukturierungspläne und Kürzungen. Schauspieler, Bühnenarbeiter, Autoren und Politiker protestieren gegen die "Zerstückelung" der alten Filmstadt vor den Toren Roms.

Ein Protestplakat hängt an dem Studiokomplex der Cinecittà.

Ein Protestplakat hängt an dem Studiokomplex der Cinecittà.

(Foto: dpa)

Und während die ungewisse Zukunft viel Unruhe bringt, bricht in der Nacht zum Donnerstag in dem bekannten Studio 5, in dem Fellini gern drehte, ein Feuer aus. Die Flammen greifen Bühnenbilder an, werden aber rasch gelöscht. Sofort kommt das Gerücht in Umlauf, es sei Brandstiftung. Denn die Stimmung in Cinecittà ist aufgeheizt.

Erneuerungspläne der Geschäftsführung Cinecittàs haben einen Streit um die Zukunft der Studios entfacht. Angeblich ist geplant, die Trägergesellschaft in etliche kleinere Unterorganisationen zu zergliedern. Die Angestellten sollen auf sie aufgeteilt werden und fürchten, dabei auf der Strecke zu bleiben. Sie streiken und halten unter Leitung der Gewerkschaften das weitläufige Gelände besetzt.

In Cinecittà standen Sir Peter Ustinov, Audrey Hepburn und Liz Taylor vor der Kamera. Regisseur Federico Fellini drehte nach seinem Meisterwerk "La Dolce Vita" ausschließlich in der von ihm geschätzten "Traumfabrik". Italien war ein großes Filmland und Cinecittà spielte in einer Liga mit Hollywood. Doch die Zeiten haben sich geändert.

"Besondere Magie" steht auf dem Spiel

Heute werden eher TV-Produktionen wie die Comedy-Serie "Un medico in famiglia" gedreht. Seit Frühjahr 2011 besuchen Touristengruppen das Museum mit Fundstücken aus großen Filmen. Die Kulissen der Produktion "Rome", eine Nachahmung der antiken Stadt, sind zu besichtigen.

Fellinis Film "La Dolce Vita" entstand fast ausschließlich in der Cinecittà. (im Bild: Marcello Mastroianni und Anita Ekberg)

Fellinis Film "La Dolce Vita" entstand fast ausschließlich in der Cinecittà. (im Bild: Marcello Mastroianni und Anita Ekberg)

(Foto: picture alliance / dpa)

Unter den Sehenswürdigkeiten ist auch die Häuserzeile aus "Gangs of New York", einem der "neueren" großen Erfolge Cinecittàs von 2002. US-Starregisseur Martin Scorsese wählte die Filmstudios wegen der "besonderen Magie", die sie umgebe. Diese Magie könnte nun für viele auf dem Spiel stehen. Dabei geht es sowohl den Beschäftigten als auch dem Vorstand in ihrem Streit darum, wie man zur einstigen Bedeutung zurückkehren und internationale Produktionen wieder anlocken kann.

Die Vorschläge der Verwaltung Cinecittàs sind recht vage gehalten. Geschäftsführer Luigi Abete erklärte, er wolle Cinecittà zu einem großen Produktions-Knotenpunkt machen. In einer Anzeige hatte der Vorstand zuvor zu beruhigen versucht: die Studios würden gewiss nicht "zum Gegenstand von Spekulationen". Man sei sich der historischen Bedeutung bewusst, müsse aber dennoch "zukunftsgewandt die Attraktivität steigern". Wie dies genau aussieht, ist unklar.

Von der Ansiedelung etwa eines Luxushotels ist die Rede. Die Hunderten Angestellten Cinecittàs sehen in den Erneuerungsplänen jedenfalls reine Kommerzialisierung und Kulturabbau. Der Vorstand dagegen sagt, er denke vielmehr an andere Filmstudios wie die Firma "Paramount" und verstehe auch nicht, "was an einem Hotel für die Mitglieder internationaler Produktionen so schlimm ist".

Wird Filmstadt zur "leeren Schachtel"?

Trotz des beschwichtigenden Tonfalls vermuten die Gewerkschaften hinter diesen Ankündigungen Stellenabbau, Auslagerung der Aktivitäten oder sogar das komplette Aus. Sie befürchten, die Filmstadt werde am Ende zur "leeren Schachtel" und zur reinen Touristenattraktion. Der Name fungiere dann nur als Etikett, während die echte Produktion ausgelagert werde. Die Kinomacher verteidigen so ihren Arbeitsplatz, aber auch das Erbe eines Ortes. Das Kultusministerium griff zunächst nicht in diesen Streit ein - die Cinecittà-Verwaltung ist ganz überwiegend privat.

Mittlerweile schlägt der Protest auch international Wellen. Mit Claude Lelouch, Cédric Klapisch und Coline Serreau unterstützt die französische Vereinigung der Kinoschaffenden in einer Petition die Protestierenden. Zuvor hatten sich verschiedene Filmregisseure und Schauspieler - wie Bernardo Bertolucci, Vanessa Redgrave und vor allem Ettore Scola - direkt an Ministerpräsident Mario Monti und Staatspräsident Giorgio Napolitano gewandt und sie an den Weltruf von Cinecittà erinnert. Zudem kam eine Unterschriftenliste in Umlauf, um Italiens "Kinostadt" in das Kulturerbe der Unesco aufzunehmen.

Cinecittà wurde 1937 von Mussolini eröffnet und spielte eine wichtige Rolle im Faschismus. Ihre eigentliche Glanzzeit erlebten die im Krieg bombardierten Studios nach ihrem Wiederaufbau in den 1950er Jahren. Gut 3000 Filme wurden hier gedreht, 47 davon bekamen Oscars.

Quelle: ntv.de, Elisa Britzelmeier, dpa

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